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077 - Zu Gast bei Mr. Vampir

077 - Zu Gast bei Mr. Vampir

Titel: 077 - Zu Gast bei Mr. Vampir
Autoren: Peter Randa
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zurückbleibt, wenn er sie verläßt. Leggatt scheint zwar ihr gegenüber nicht gewalttätig zu sein, aber Leggatt ist ein irrer Mörder! Morestier denkt an den entsetzlichen Verwesungsgeruch unten in der Halle und weiß, daß er Jeannine niemals mit ihm allein lassen kann, nicht einmal für einen Augenblick.
    Leggatt grinst höhnisch. „Solange ich lebe, wird sie niemals von mir weggehen, Morestier! Erst wenn ich tot bin, wird sie nachgeben, aber auch nur solange, bis ihr Schicksal sich erfüllt!“
    Plötzlich hat Morestier ein Schwindelgefühl. Der Tisch vor seinen Augen beginnt zu tanzen, und er faßt seinen Revolver fester. Leggatt lächelt. Morestier zieht den Revolver aus seiner Jackentasche, ohne es zu wollen. Leggatt lächelt immer noch, selbst dann, als Morestier abdrückt und auf der Stirn des Engländers ein roter Fleck erscheint.
    Plötzlich ändert sich der Ausdruck in Leggatts Gesicht, das Lächeln verschwindet, und die Verachtung in seinen Mundwinkeln löst sich auf und wird zu dem scheuen Zucken, mit dem der bescheidene Mann im Restaurant Jeannine und Juliette begrüßte.
    „Das wollte ich nicht, Jeannine…“, murmelt Morestier.
    Sie hebt die Schultern. „Wollen Sie sofort weggehen?“
    „Mit Ihnen?“
    „Natürlich.“
    Sie steigen die Treppe hinunter; Jeannine geht voraus, dahinter Morestier, der Juliette stützt.
    Der Arzt läßt die Eingangstür hinter sich offen. „Wo sind wir hier genau?“ fragt er Jeannine. „Wie heißt diese Straße?“
    „Ich weiß es nicht.“
    Verzweifelt denkt Morestier an eine Möglichkeit das Haus wiederzufinden, und er hat nur eine Idee. Trotz der Kälte zieht er seine Jacke aus und hängt sie über den schmiedeeisernen niederen Zaun, der ein Blumenbeet umgibt.
    Schnell gehen sie über die Wiese, durch das Wäldchen und erreichen die Straße. Morestier findet seinen Wagen an der Stelle wieder, an der er ihn gelassen hat.
    Ein Polizeiwagen taucht von irgendwo auf und hält neben der kleinen Gruppe.
    „Ich bin Dr. Morestier. Führen Sie uns bitte gleich zu Kommissar Fauchard, hier sind die beiden Mädchen, nach denen gesucht wird.“
    Gestärkt mit heißem Kaffee und einem großen Glas Cognac berichtet der Arzt dem Kommissar alle Geschehnisse dieser Nacht.
    Der Kommissar raucht schweigend seine Zigaretten und hört zu. „So ist Leggatt also tot?“ fragt er, als Morestier geendet hat.
    „Ich mußte ihn erschießen.“
    „Und Jeannine war sogleich einverstanden, mit Ihnen zu gehen?“
    „Ja. Und ich nehme an, daß Sie die Leichen der anderen drei verschwundenen Mädchen in der Villa entdecken werden. Ich habe meine Jacke über einen niederen Zaun vor dem Haus gehängt, so daß Sie keine Schwierigkeiten haben, das Haus gleich zu erkennen.“
    Fauchard geht. Jeannine und Juliette haben beide eine Beruhigungsspritze erhalten und schlafen.
    Morestier kann sich noch nicht ausruhen; er verbringt die nächsten Stunden damit, auf die Rückkehr des Kommissars zu warten und in dem großen Raum des Kommissariats auf und ab zu gehen.
    Morestier schrickt auf, als Fauchard endlich eintritt.
    „Unmöglich, die Villa wiederzufinden!“ keucht er erschöpft. „Wissen Sie, wo wir Ihre Jacke gefunden haben? Am Zaun des Friedhofes!“
     

     

Morestier hat einen müden Zug um den Mund.
    „Fortschritte?“ fragt Fauchard.
    „Nein.“
    „Und trotzdem haben Sie mich rufen lassen?“
    Morestier nickt und setzt sich hinter seinen Schreibtisch. In seinen Augen erkennt Fauchard eine seltsame Entschlossenheit.
    „Bis jetzt, Fauchard, sind wir beide in unseren Gesprächen stets auf festem Grund geblieben. Logisch. Auch ich wollte mich davon nicht entfernen. Ich habe nie angedeutet, daß das Übernatürliche in diesem Fall auch nur die geringste Bedeutung haben könnte.“
    Der Kommissar blickt Morestier überrascht an. „Und jetzt?“
    „Ich glaube, es ist meine Pflicht, Ihnen über gewisse Fakten Mitteilung zu machen. An Ihnen wird es liegen, daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen.“
    „Weshalb dieser plötzlich Entschluß, Doktor?“
    „Aus zwei Gründen. Der eine betrifft mich selbst, der andere betrifft Jeannine. Ich habe beschlossen, ihr ihre Tochter zu bringen. Ich bin mir darüber im klaren, daß es ein furchtbares Risiko ist, aber …“
    „Ein Risiko?“ fragt der Kommissar erstaunt. „Fürchten Sie am Ende, daß sie in einer Krisensituation ihre eigene Tochter töten könnte?“
    „Jeannine Burtin ist nicht wahnsinnig, Kommissar.“
    „Nicht wahnsinnig?
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