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077 - Die Hexe von Andorra

077 - Die Hexe von Andorra

Titel: 077 - Die Hexe von Andorra
Autoren: Dämonenkiller
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die Spitze eines Schwertes schob sich ihm unters Kinn und zwang ihn, den Kopf hochzuhalten.
    Schließlich wurde auf einer Art Bahre auch noch Paul Duponte herausgetragen. Er war bis zum Hals mit einem blutigen Laken zugedeckt. Duponte lag bewegungslos da, gab keinen Laut von sich.
    Doch er lebte wenigstens noch, das erkannte Dorian, als er einmal schwach die Lider bewegte.
    Wenn Duponte bald ärztliche Hilfe bekam, war er noch zu retten.
    „Jetzt komm!" sagte einer der Kapuzenmänner und stieß Dorian an.
    Sie brachten ihn in die Folterkammer. Ein bestialischer, Übelkeit erregender Gestank hing in der Luft, und sie war vor lauter Qualm zum Schneiden dick und trieb Dorian die Tränen in die Augen. Quintano saß allein an dem langen Tisch. Vor ihm türmten sich Berge von Speisen. Die Familiaren standen an den Wänden entlang.
    „Kommen Sie nur her, Hunter!'' forderte ihn Quintano auf. „Leisten Sie mir Gesellschaft und greifen Sie nur zu! Es ist genug da. Ihre Leidensgenossen haben ihre Henkersmahlzeit nicht angerührt.. Es wäre doch schade um die vielen Leckerbissen, wenn sie verderben müßten."
    Dorian wurde gewaltsam in einen Sessel gegenüber dem Inquisitor gedrückt. Ihm war schlecht vor Hunger. Vor seinen Augen verschwamm alles. Er konnte sich auf dem Sitz kaum geradehalten.
    Aber er rührte von den Speisen nichts an.
    Quintano hatte bereits schmatzend und mit großem Appetit zu Essen begonnen. Er riß mit seinen gelben, raubtierartigen Zähnen gerade ein Stück von einer Hammelkeule ab, kaute geräuschvoll, blickte Dorian dabei an und deutete mit der Hammelkeule auf die Speisen.
    „Nehmen Sie nur! Es ist nicht vergiftet. Und es kostet nichts. Quintano lachte.
    Dorian konnte nicht mehr länger an sich halten. Er langte wahllos in die Schüsseln, stopfte sich eine Handvoll nach der anderen gierig in den Mund, kaute kaum und schluckte die Bissen hinunter, wie er sie mit den Händen in sich hineinlöffelte. Es hatte keinen Sinn, wenn er in Hungerstreik trat. Helfen würde ihm das nicht. Und warum sollte er sich nicht stärken? Vielleicht bot sich ihm eine Chance.
    „Na klar, Sie müssen ja halb verhungert sein", sagte Quintano und lächelte. „Sie sehen, wir sind keine Unmenschen, Hunter. Ich weiß, daß Sie uns dafür halten, und ich kann Sie auch verstehen. Sie selbst wissen ja wahrscheinlich nicht einreal, was Böses in Ihnen steckt. Sie fühlen sich ungerecht behandelt und glauben, weil Sie sich für unschuldig halten, daß wir Sie zu unserem sadistischen Vergnügen quälen. Aber - ehrlich - es schmerzt uns ebenso wie Sie. Auch Folterknechte sind nur Menschen, die ihre Kraft, die sie befähigt, ihr schweres Handwerk auszuüben, aus der Gewißheit beziehen, daß sie Berufene sind. Essen Sie nur, Hunter, damit Sie stark für die bevorstehenden Prüfungen sind!"
    Dorian legte angewidert das Stück Schinken zurück, das er gerade zum Mund führen wollte.
    „Jetzt habe ich Ihnen den Appetit verdorben", sagte Quintano bedauernd. „Das wollte ich nicht. Ich kann Sie übrigens beruhigen, Hunter: Ich habe nicht vor, Sie zu foltern. Ich möchte, daß Sie sich stärken und ein wenig mit mir plaudern. Sonst nichts. Danach dürfen Sie in Ihre Zelle zurück, ohne daß einer meiner Familiaren Hand an Sie gelegt hat."
    „Und das soll ich Ihnen glauben?"
    „Haben Sie solch schlechte Erfahrungen mit mir gemacht?" Quintano schien überrascht. „Dabei habe ich mich immer darum bemüht, mich an die Wahrheit zu halten. Fragen Sie die anderen! Ich habe sie nie belogen."
    „Sie sind ja wahnsinnig. Deshalb wissen Sie überhaupt nicht, wovon Sie sprechen", erwiderte Dorian.
    Er aß nicht weiter, spürte indessen, wie er wieder zu Kräften kam.
    „Sie sind wahnsinnig, sagte der Patient zum Pfleger", meinte Quintano und lächelte wissend. „So hört sich das an, was Sie sagen. Aber ich verstehe Sie, Hunter. Was ist denn normal und was nicht? Wer weiß denn, ob nicht die ganze Welt verrückt ist und die Normalen in den Irrenhäusern isoliert wurden? Ich sehe es so, daß Castillo Basajaun eine Insel der letzten, ehrlichen, gläubigen Menschen ist."
    „Diese Philosophie kommt höchstens bei den Analphabeten, die Ihnen helfen, an", sagte Dorian. „Das sind einfache, abergläubische Menschen, die leicht zu beeinflussen sind."
    „Ob einfach oder gebildet - das ist doch kein Kriterium für den Wert eines Menschen."
    „Ich habe keine Lust mehr, mir Ihre irren Reden anzuhören", sagte Dorian. „Kommen wir zur Sache!"
    „Sie
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