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0766 - Der Herr der Welt

Titel: 0766 - Der Herr der Welt
Autoren: Unbekannt
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Hinsicht eigenartig sein ... aber inkonsequent war er nie gewesen. Kaum hatte er den Willen des Schicksals erkannt, da räumte er sein Labor aus, das bis dahin teure biophysikalische Geräte enthalten hatte, und richtete darin zwei Aufenthaltsräume für Tiere ein, nämlich einen für Hunde und einen für Katzen.
    Er wünschte, daß seine Versuchstiere vor den Unbilden der neuerdings unberechenbaren Witterung verschont blieben und sich ungestört darauf konzentrieren konnten, die neugewonnene Intelligenz zu entwickeln.
    Leider war Charas Experiment bisher noch von wenig Erfolg begleitet. Er versuchte seit einigen Tagen, eine Methode zu entwickeln, mit deren Hilfe er sich mit den Hunden und Katzen verständigen konnte. Bislang war er noch keinen Schritt vorwärtsgekommen.
    Es stand im Einklang mit seinem festen Glauben an die Vernunft des Schicksals, daß er durch diesen Mißerfolg keineswegs entmutigt wurde. Der Fehler mochte hier liegen oder dort... womöglich sogar bei seiner eigenen Methode. Aber unumstößlich fest stand, daß das Geschick ausgerechnet ihn unter allen Menschen der Erde ausgespart hatte, um ihn zum Herren der Tiere zu machen ...
     
    *
     
    Jenseits der Glassitwand sah er Zsajnu den Aufenthaltsraum der Katzen betreten. Sie trug zwei Gefäße, eines mit angerührtem Sojabrei, der die Milch ersetzte, und ein anderes mit rohem Fleisch.
    Als Wissenschaftler hätte Chara Shamanovo sich für die Reaktion der Katzen interessieren sollen.
    Als Mensch jedoch hatte er nur Augen für Zsajnu und fühlte, wie dieselbe Erregung wieder in ihm aufstieg, die er zum erstenmal empfunden hatte, als er Zsajnus Bild im Ausdruck eines alten Nachrichtenmagazins sah.
    Zsajnu war nackt. Kleidung erschien ihr als etwas völlig Überflüssiges. Zsajnu besaß einen vollkommenen, makellosen Körper. Sie war das Ideal einer Frauengestalt.
    Durch die Glassitscheibe lächelte sie Chara zu. Er antwortete mit etwas fahrigem Winken. Er beobachtete jede ihrer Bewegungen ... wie sie sich bückte, um den dünnen Sojabrei in die Futternäpfe der Katzen rinnen zu lassen, wie sie in das zweite Gefäß griff und die Fetzen rohen Fleisches rings um sich verstreute.
    Er hörte sie ein rauhes, klagendes Maunzen ausstoßen, wie es die Kater während der Paarungszeit tun. Das war eines der Dinge, die er ihr beigebracht hatte ... einer seiner Versuche, zu einer Verständigung mit den Tieren zu gelangen.
    Die Katzen aber - und es befanden sich zur Hauptsache erwachsene weibliche Tiere unter ihnen - nahmen keinerlei Notiz von Zsajnus Katergesang, sondern strebten würdevoll und ohne Hast auf die Schüsseln mit Sojabrei zu, um sich an Flüssigkeit zu laben, bevor sie sich über die Fleischstücke hermachten.
    Die Hunde in der zweiten Hälfte des Aufenthaltsraumes nahmen die Vorgänge auf der Katzenseite überhaupt nicht zur Kenntnis.
    Sie lagen auf dem Boden und dösten vor sich hin oder schliefen. Ihre Fütterungszeit war noch nicht gekommen.
    Die leeren Behälter in der Hand, schickte Zsajnu sich an, den Katzenzwinger zu verlassen. Sie sah noch einmal zu Chara herüber, und als sie erkannte, daß er sie anblickte, wiegte sie sich kokett in den Hüften. Chara Shamanovo sprang auf und lief in den Gang, der an der Außenwand des ehemaligen Laborraums entlang führte. Er traf auf Zsajnu, als sie gerade die Tür zum Aufenthaltsraum der Katzen hinter sich schloß.
    Er begehrte sie. Aber der kühle Blick, mit dem sie ihn musterte, erinnerte ihn daran, daß es für ihn noch andere Aufgaben gab, als mit Zsajnu zusammen zu sein.
    „Es funktioniert nicht", sagte er grimmig.
    „Was funktioniert nicht?"
    „Die Verständigung mit den Tieren."
    „Das ist richtig. Wir machen keine Fortschritte."
    Er starrte zu Boden - hauptsächlich deswegen, weil er fürchtete, Zsajnus Anblick werde ihn ablenken. „Ich glaube, ich habe einen Fehler gemacht", bekannte er.
    „Liebling ... wir haben einen Fehler gemacht!"
    Plötzlich war ihre Stimme sanft und einschmeichelnd. Aber Chara Shamanovo, der jetzt ganz mit seinen wissenschaftlichen Gedanken beschäftigt war, schüttelte mürrisch den Kopf.
    „Nein, mein Schatz: Du kannst keine Fehler machen. Ich allein bin schuld. Und ich weiß auch, was ich falsch gemacht habe!"
    Der Gedanke war ihm ganz plötzlich gekommen. Es war ein guter Gedanke, der seinen wissenschaftlichen Eifer erregte.
    Auf einmal konnte er auch Zsajnu wieder anschauen, ohne abgelenkt zu werden. „Und was ist das?" fragte sie. „Wir haben die
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