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0765 - Todesangst und Leichenmoder

0765 - Todesangst und Leichenmoder

Titel: 0765 - Todesangst und Leichenmoder
Autoren: Jason Dark
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möglich den Fall aufklären.«
    »Gern, aber wie?« Ich zog die Beine an. »Um den Fall aufzuklären, brauche ich Informationen.«
    »Das verstehe ich«, gab er zu.
    »Und Sie bleiben dabei, daß Sie das Gefühl haben, ein, zweifacher Mörder zu sein?«
    Er nickte.
    »Können Sie mir das auch erklären?«
    Der Fotograf trat wieder seine erst halb aufgerauchte Zigarette aus. »Ich will es versuchen, obwohl es nicht einfach ist und ich noch verrückt dabei werden kann. Ich habe die beiden Mädchen ermordet und habe sie trotzdem nicht getötet. Das ist verrückt, das ist der reine Irrsinn, werden Sie mit Recht sagen…«
    »Abwarten.«
    »Aber ich habe sie wirklich nicht umgebracht. Ich habe nur gefühlt, wie sie starben…«
    Er sprach nicht mehr weiter, sondern schaute mich an. Sein Gesicht war bleich geworden. Die Haut spannte sich über den Knochen, und ich räusperte mich.
    »Gefühlt?«
    Er war froh, daß ich ihm die Chance gegeben hatte, weiterzureden. »Ja, Mr. Sinclair. Ich spürte ihre Qualen, ich bekam ihre Todesangst mit. Ich hörte ihr Röcheln und erlebte auch die Freude des Killers über die beiden grausamen Verbrechen. Alles bekam ich hautnah mit. Einmal in der Nacht, zum anderen gegen Mittag, als ich in meinem Atelier arbeitete und in der Dunkelkammer zusammenbrach. Das war der Augenblick, als das Mädchen starb. Da konnte ich mich nicht mehr halten. Es war furchtbar, auch deshalb, weil in meiner Brust zwei Seelen gegeneinander kämpften. Zum einen die des Opfers, zum anderen die des Mörders.«
    »Welche war die stärkere Seele?«
    Er schluckte erst mal, dann hob er die Schulter. »Soll ich ganz ehrlich sein?«
    »Ich bitte darum.«
    »Die des Killers!« Er schlug die Hände vor sein Gesicht und lehnte sich zurück. Zum Glück schwieg er, so konnte ich mir meine Gedanken machen und mir das Erfahrene noch einmal durch den Kopf gehen lassen.
    Hatte ich es mit einem Psychopathen zu tun? Bestimmt, aber mit keinem Killer, das glaube ich fest.
    Der Mann neben mir war verzweifelt, er litt unter den Vorkommnissen, er wäre eigentlich der Fall für einen normalen Psychiater gewesen und nichts für mich, aber da waren die beiden Morde, und das wiederum ließ mich aufhorchen.
    Ich sah Kellerman als eine gespaltene Persönlichkeit an. In ihm lebten zwei Personen, einmal die normale und zum anderen…
    Nein, nicht der Killer. Oder doch?
    Kellerman ließ seine Hände sinken. Die Handflächen klatschten auf die Oberschenkel. »Worüber haben Sie jetzt nachgedacht, Mr. Sinclair? Wollen Sie mich als Mörder einstufen?«
    »Nein, das nicht. Wie Sie selbst erklärten, haben Sie alles genau erlebt.«
    »Ja, das stimmt.«
    »Haben Sie auch den Mörder gesehen? Ich meine, wenn sie schon so gefühlt haben wie er, dann müßten Sie doch auch…«
    Er schrie bei seiner Antwort beinahe auf. »Nein, Mr. Sinclair, nein, das ist es ja. Ich habe ihn nicht gesehen, ich habe ihn nur gespürt. Er strömte die schreckliche Aura aus. Er war ein Gewaltmensch, und ich habe ihn nur als schrecklichen Schatten erkannt. Einen Schatten, der immer zerfloß, nie normal blieb, der für mich nur mehr ein böser Geist oder ein grausames, blutgieriges Gespenst war.«
    »Wahrträume also?«
    »Nein, auf keinen Fall. Kein Traum. Ich habe das nicht im Schlaf mitbekommen, sondern bei vollem Bewußt sein. Ich war plötzlich ein anderer, Mr. Sinclair. Stimmt auch nicht«, korrigierte er sich selbst. »Ich bestand aus zwei Personen, aus dem Killer und aus dem Opfer. Das ist kaum zu fassen, auch nicht zu begreifen, aber ich habe keine andere Wahl, als mich nur auszudrücken.«
    »Wie soll ich Ihnen helfen?«
    Kellerman senkte den Kopf. »Ich weiß es nicht, Mr. Sinclair. Ich weiß es wirklich nicht. Ich habe nur gehofft, daß Sie mir helfen können.«
    »Haben Sie es schon woanders versucht?«
    Er dachte mit, das bestätigte seine nächste Frage. »Sie denken an einen Psychiater?«
    »In der Tat.«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, Mr. Sinclair, damit habe ich mich noch nicht beschäftigt.«
    »Wollen Sie das auch nicht?«
    »Richtig.«
    »Dann bin ich der einzige, mit dem Sie bisher über ihre Probleme gesprochen haben, denn ich nehme nicht an, daß Sie sich an meine Kollegen gewendet haben, die diese beiden Morde aufzuklären hatten.«
    »Das ist richtig«, flüsterte er und starrte in die Dunkelheit über zahlreiche Gräber hinweg. »Trotzdem gibt es jemand, den ich ins Vertrauen gezogen habe. Allie Carter, meine Verlobte.«
    »Oh.«
    »Sie versteht
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