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0765 - Todesangst und Leichenmoder

0765 - Todesangst und Leichenmoder

Titel: 0765 - Todesangst und Leichenmoder
Autoren: Jason Dark
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durch sein Haar und streckte die Beine aus. Sein noch jungenhaftes Gesicht mit den dunklen Augen verzog sich zu einem Lächeln, als er mich anschaute und fragte: »Mögen Sie Friedhöfe?«
    »Nicht unbedingt.«
    »Ich auch nicht.«
    »Interessant. Aber Sie haben mich in dieser Nacht auf einen Friedhof bestellt.«
    »Stimmt.«
    »Warum das?«
    Er lachte leise. »Weil ich hier um Mitternacht arbeiten muß, das ist ein Grund.«
    Ich hob die Augenbrauen und runzelte die Stirn. »Sie wollen hier arbeiten? Fotografieren, nehme ich an.«
    »Genau.«
    »Knipsen Sie Gräber?«
    »Nur wenn es sich nicht vermeiden läßt.«
    Ich kam mir langsam auf den Arm genommen vor. »Hören Sie, Mr. Kellerman, ich habe meine Zeit nicht gestohlen. Ich weiß, daß Sie Fotograf sind, angeblich ein guter. Aber an Grabsteine habe ich nicht gedacht.«
    »Ich auch nur selten.«
    »Was wollen Sie also?«
    Er merkte, daß ich leicht sauer geworden war und legte mir eine Hand auf den Arm. »Langsam bitte, Mr. Sinclair, ich will Sie wirklich nicht brüskieren. Aber ich werde gegen Mitternacht hier fotografieren müssen, aber nicht nur Grabsteine, die dienen mehr als Kulisse. Mir geht es dabei um Dessous.«
    Ich schluckte. »Wie bitte?«
    »Ja, Sie haben richtig gehört. Es geht mir um Dessous. Das heißt, nicht direkt mir, sondern meinem Auftraggeber. Eine Agentur hat sich ausgerechnet diese Umgebung für die Präsentation einer neuen Dessous-Kollektion ausgesucht.« Er hob die Schultern. »Der Kunde ist König, auch in unserem Job oder gerade bei uns.«
    Das war wirklich gewöhnungsbedürftig. »Wollen Sie damit sagen, daß die Models auf den Grabsteinen sitzen?«
    »Genau.«
    Ich lachte und schüttelte den Kopf. Neben mir zündete sich Dino eine Zigarette an. »Sie sehen also, Mr. Sinclair, daß ich völlig normal bin, ehrlich.«
    »Das denk' ich auch. Nur frage ich mich, was ich hier eigentlich soll? Zuschauen wie Sie fotografieren?«
    »Auch.«
    »Sonst noch etwas?«
    »Das ist das Hauptproblem.« Er trat seine Zigarette wieder aus. »Sie sind Polizist, Mr. Sinclair. Da müßten Sie eigentlich von dem Mord an Mabel Horman in der Tiefgarage gehört haben.«
    Hatte ich nicht. »Wann war das denn?«
    »Vor zwei Tagen.«
    »Sorry, da war ich nicht in London.«
    »Ist schon gut. Mabel Horman war ein Model. Man hat die Kleine neben ihrem Wagen in einer Londoner Tiefgarage gefunden. Brutal abgestochen, widerlich.« Er schüttelte sich. »Der Killer muß ein Tier gewesen sein. Und Mabel war nicht die erste.«
    »Wer noch?«
    »Eine Frau namens Claire Denton.«
    »Kam sie auch durch ein Messer um?«
    »Ja, sie arbeitete ebenfalls in der Agentur von Evelyn Ascot.«
    »Wer ist das, bitte?«
    »Nun ja, unsere Chefin und Auftraggeberin. Ein hartes Weib, kann ich Ihnen sagen, aber erfolgreich. Der zweite Mord, Mr. Sinclair, das sieht nach einer Serie aus. Und zwar deshalb, weil beide Taten mit der Agentur Ascot zu tun haben.«
    »Das ist bedauerlich«, sagte ich. »Doch es sind Fälle für meine Kollegen, meinen Sie nicht auch?«
    Er nickte und griff wieder zur Zigarette. »Im Prinzip haben Sie recht, Mr. Sinclair, wenn da nicht eine Sache wäre, die mich gewaltig stören würde.«
    »Welche denn?«
    »Ich habe das Gefühl, der Mörder der beiden Mädchen zu sein!«
    ***
    Zack, das hatte gesessen!
    Ich saß erst einmal still und sagte nichts. Ich schaute nur zu, wie sich Dino Kellerman die Zigarette anzündete und die erste Rauchwolken in die Dunkelheit blies.
    Drei Züge ließ ich ihn rauchen, bevor ich meine erste Frage stellte. »Habe ich Sie richtig verstanden? Sie haben das Gefühl?«
    »So ist es.«
    Ich runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. »Ehrlich gesagt, da komme ich nicht mit. Entweder ist man der Mörder, oder man ist es nicht. Aber das Gefühl zu haben, ein Mörder zu sein und sich womöglich an nichts mehr erinnern kann, das ist selbst für mich schwer zu begreifen, obwohl ich schon einiges erlebt habe.«
    »Das glaube ich Ihnen, Sir.«
    »Und weiter?«
    »Tja, ich weiß nicht, wie ich anfangen soll. Es ist verdammt verzwickt.« Er schwieg zunächst einmal, starrte in die graue Dunkelheit und schien den Duft der Sommerblumen aufzunehmen, der sich mit einem feuchten modrigen und alten Geruch vermischte.
    Blütenduft und Leichenmoder, dachte ich und unterbrach das Schweigen mit einer Frage. »Soll ich Sie jetzt verhaften, Mr. Kellerman?«
    »Nein, das nicht.«
    »Sondern?«
    »Ich habe mich mit Ihnen getroffen, damit Sie mir helfen und wenn
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