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0763 - Strigen-Grauen

0763 - Strigen-Grauen

Titel: 0763 - Strigen-Grauen
Autoren: Jason Dark
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war kaum zu fassen, es wollte in meinen Verstand nicht hinein, obwohl ich zu den Menschen gehörte, die schon viel mitgemacht hatten.
    Die Kugel zerriß den Kopf meines Informanten. Ich sah das Blut, ich sah für einen Moment noch das Gesicht, bevor der Körper endgültig nach vorn kippte und damit der runden Tischplatte entgegenfiel.
    Der Killer schwenkte die Waffe.
    Im Film hätte der Held phantastisch reagiert, den Tisch angehoben und ihn dem Mörder in die Figur gerammt. Aber ich war nicht im Film, ich war ein Mensch, der normal empfand und nicht nach einem Drehbuch handelte.
    Mich hatte der Schreck über diesen irren und unverständlichen Mord einfach starr gemacht.
    Glinka bewegte die Waffe.
    Der Schalldämpfer wanderte in eine andere Richtung. Mir kam er plötzlich übergroß vor, als ich in ihn hineinschaute. Es würde wohl das letzte sein, was ich in meinem Leben wahrnahm.
    Oder das Zucken der Killerlippen.
    Und dann war es doch wie im Film.
    Ein Schuß peitschte. Eine Kugel, die ich nicht sah, raste heran und schmetterte dicht unter dem Kinn in den Hals des Killers…
    ***
    Ich saß da. Ich bewegte mich nicht. Ich dachte an nichts, denn ich schaute nur zu.
    Die Kugel hatte eine Arterie aufgerissen. Das Blut sprudelte wie hellrotes Wasser aus einem Brunnen. Glinka war nicht mehr zu einem zweiten Schuß gekommen. Die Wucht des tödlichen Treffers hatte ihn nach hinten geschmettert, wo er von der dünnen, rötlich angestrichenen Sperrholzwand abgefangen worden war.
    Dort sackte er dann zusammen.
    In seinen Knien war keine Kraft mehr. Er hatte überhaupt keine Kraft. Sämtliche Fäden, die ein Leben garantierten, waren durch den Treffer zerschnitten worden. Als Toter setzte er sich nieder, blieb für einen Moment in dieser Haltung und kippte dann nach rechts weg, als hätte ihm jemand an der linken Schulter einen kurzen Stoß versetzt.
    Der Schuß hatte hart und peitschend geklungen. Es war so etwas wie ein Signal für die übrigen Gäste gewesen, die plötzlich durchdrehten. Ihr Schreien vermischte sich zu einem schrillen Stimmeninferno, das wie eine Wolke über mich hereinbrach. Ich wußte nicht, was hinter mir geschah. Ich wollte aufstehen, aber es war nicht möglich. Etwas hielt mich auf meinem Sitz fest, und ich senkte den Blick, um auf die Tischplatte zu schauen, denn über ihr war Sanders zusammengebrochen. Sein Gesicht sah ich nicht, dafür die häßliche Wunde am Hinterkopf und das Blut, das sich um den Kopf herum ausgebreitet hatte und dem Tischtuch eine schlimme Farbe gab.
    Ich war dem Tod nur knapp entwischt. Aber nur deshalb, weil ein anderer geschossen und mir somit das Leben gerettet hatte.
    Auf dem Stuhl drehte ich mich herum und schickte meinen Blick in das Chaos der Bar.
    Dort hatte sich einiges verändert. Ich sah es, obwohl die Lampen nur schwach leuchteten. Zahlreiche Gäste hatten die Bar in wilder Panik verlassen. Zurück war das Personal geblieben und ein Geschäftsführer im dunkelroten Smoking. Der Mann hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Sänger Engelbert und war völlig von der Rolle. Er tobte, sackte zusammen, tobte wieder und blieb schließlich auf einem Stuhl sitzen, weil ihn der Mann auf den Platz drückte, der mir auch durch einen genau gezielten Schuß das Leben gerettet hatte.
    Es war Suko.
    Ihn hatte ich mit in die Bar genommen. Gewissermaßen als Rückendeckung, weil mir dieser Treffpunkt doch ein wenig obskur gewesen war. Suko hatte auf einem Platz gesessen, von dem er alles hatte beobachten können. Zu meinem Glück.
    Er hatte jetzt das Kommando übernommen, sich ausgewiesen und auch schon die Kollegen alarmiert.
    Nur gut, daß einer die Nerven behielt.
    Ich schaute auf meine Hände, als ich die Arme mit den Ellenbogen auf die Tischplatte gestützt hatte.
    Die Finger zitterten. Eine völlig natürliche Reaktion, denn auch ich mußte zunächst einmal den Schock überwinden.
    Auf meinem Rücken war die Haut naß, ebenso wie im Nacken. Meine Wasserflasche war seltsamerweise nicht umgekippt, allerdings das neben ihr stehende Glas.
    Ich nahm die Flasche, setzte die Öffnung an meine Lippen und trank zwei große Schlucke. Das Kratzen blieb trotzdem in der Kehle. Ich stellte die Flasche wieder zurück auf den Tisch, holte meine Zigaretten hervor und zündete mir ein Stäbchen an.
    Neben mir bemerkte ich eine Bewegung. Als ich den Kopf drehte, geriet eine mit Whisky gefüllte Flasche in mein Blickfeld. Gehalten wurde sie von Sukos Hand. »Hier, Alter, trink einen Schluck, den
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