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0763 - Strigen-Grauen

0763 - Strigen-Grauen

Titel: 0763 - Strigen-Grauen
Autoren: Jason Dark
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dunklen Strähnen zusammen.
    Blasse Augen, blasse Brauen, ein ebenfalls von Natur aus blasses Gesicht, auf dem sich jetzt allerdings ein schwaches Muster aus Sommersprossen abzeichnete und den zahlreichen Schweißperlen manchmal so etwas wie Farbe gegeben hatte.
    Sein Mund war ebenfalls blaß, dafür sehr breit und erinnerte mich schon beinahe an das Maul einer Kröte. Sanders, trug einen hellgrünen Anzug, dazu ein weißes Hemd ohne Krawatte.
    Er schwitzte, er roch dabei, und sein Atem wehte mir über den runden Tisch entgegen. Über uns hing eine Lampe, die nur gedämpftes Licht aussandte. Über den Dimmer konnte man es noch weiter reduzieren, was für gewisse Männer wichtig war, die sich mit ihren Gespielinnen in die Nischen zurückzogen.
    Das alles interessierte mich nur am Rande. Freiwillig hätte ich diese billige schwüle Bar nicht betreten, aber Sanders hatte eben auf diesen Treffpunkt bestanden, der durchaus zu seinem Totenbett werden konnte.
    Ich spürte zwar nicht die gleiche Furcht wie Sanders, doch meine Gedanken machte ich mir schon.
    Wenn dieser Fremde Sanders vor meinen Augen erschoß, dann hatte er einen Zeugen, nämlich mich. Und Zeugen würde er kaum zurücklassen, also befand ich mich ebenfalls in großer Gefahr und mußte damit rechnen, die zweite Kugel zu erwischen.
    Alles war so schnell gegangen und auch so unwirklich, daß ich eine gewisse Zeit brauchte, um mich an die neue Lage zu gewöhnen. Erst dann konnte ich eine erste Frage stellen.
    »Was soll das, Mister?«
    Der Fremde mit den kalten Augen schaute mich an. Er hatte sein Haar lang wachsen lassen, zumindest im Nacken. Die Ohren lagen frei. In beiden Läppchen blinkten Diamanten. Er trug ein T-Shirt, Jeans und eine dünne Lederjacke, unter der er auch die Waffe versteckt gehalten hatte. Seine Lippen waren breit und irgendwo hart, und er gab mir auf meine Frage keine Antwort, deshalb versuchte ich es erneut.
    »Warum sind Sie hier eingedrungen und bedrohen den Mann hier?«
    »Weil ich ihn töten werde.«
    »Einfach so?«
    »Nein!«
    Ich dachte über den Klang seiner Stimme nach, denn ich hatte festgestellt, daß er Ausländer war.
    Sein Englisch klang hart. Ich vermutete, daß er aus dem Osten Europas kam, aber das war nicht das Problem, denn Killer gab es auch bei uns.
    Es war die Waffe, es war der Schalldämpfer, und es war einfach sein verfluchter Wille, es zu tun.
    Ich hatte es in seinen Augen gelesen.
    Trotzdem gab ich nicht auf und versuchte es weiter. »Was hat Ihnen der Mann getan?«
    »Er ist ein Verräter!«
    Sanders schnappte nach Luft. Er hatte unser Gespräch natürlich mitbekommen. »Nein, es stimmt nicht. Ich bin kein Verräter. Ich bin keiner in dem Sinne, verstehst du? Es hat sich in der letzten Zeit vieles verändert. Nichts ist mehr so, wie es einmal war. Das mußt du einsehen, verdammt. Ihr könnt nicht mehr so weitermachen. Euch fehlt die Deckung. Es ist alles vorbei. Die Zeit der Experimente ist um. Warum, zum Henker, glaubt ihr mir nicht? Wir müssen doch jetzt zusammenhalten, sonst werden uns die Mächte, die ihr gerufen habt, überrollen. Alle haben begriffen, daß die Zeiten anders geworden sind, nur eine kleine Gruppe von Idioten nicht, zu der du gehörst.«
    »Du redest Unsinn!«
    »Nein, es ist die Wahrheit!«
    »Nicht für uns!«
    Sanders gab nicht auf. »Es hat keinen Sinn, wenn ihr weitermacht. Sie verlieren.«
    »Ich gewinne immer.«
    Es wurde Zeit für mich, daß ich mich in das Gespräch einmischte. »Hören Sie, Mister, ich weiß zwar nicht genau, was hier gespielt wird…«
    »Das wirst du auch nie erfahren, Sinclair.«
    Er kannte also meinen Namen, das war interessant. Also hatte er sich gut vorbereitet. »Trotzdem möchte ich noch einen Versuch starten.«
    »Du kannst ihn dir sparen!«
    Ich schwieg und schaute ihn an. Nein, es gab kein Erbarmen in seinen Augen. Er war brutal, er war von einer seelenlosen Killerkälte durchdrungen, und wegen meines Blickwinkels konnte ich auch seinen rechten Zeigefinger sehen, den er um den Abzug gelegt hatte. Er brauchte den Stecher nur um eine Winzigkeit zurückzuziehen, dann jagte der Tod aus der Mündung.
    Sanders stand kurz vor dem Durchdrehen. Er versuchte es noch ein letztes Mal. Ich hörte genau zu und erfuhr deshalb, daß er den Namen des Killers kannte.
    »Hör zu, Glinka…«
    Es waren die letzten Worte in seinem Leben, denn der Killer drückte eiskalt ab.
    Für mich verwandelte sich die Umgebung in ein wüstes Horror-Szenario. Was ich da zu sehen bekam,
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