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0760 - Die Geisterfee

0760 - Die Geisterfee

Titel: 0760 - Die Geisterfee
Autoren: Jason Dark
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ich das Lokal betreten hatte.
    Ich ging zu ihm und setzte mich.
    Er nickte nur. »Du hast es gesehen?«
    »Ja.«
    Bill winkte der Kellnerin. Ihre Kollegin servierte draußen, denn dort standen einige Tische, die besetzt waren. »Wie groß soll der Whisky sein, John? Ich habe mir einen dreifachen genehmigt.«
    »Für mich reicht ein doppelter.«
    »Bringen Sie ihn bitte.«
    »Und noch ein Wasser dazu?«
    »Gern.«
    »Tja«, sagte Bill und schaute in sein leeres Glas. »Das war für mich der Schock am frühen Mittag.«
    »Glaube ich dir. Aber ich möchte gern, daß du von Beginn an erzählst. Okay?«
    »Da gibt es nicht viel zu sagen.«
    »Versuche es trotzdem.«
    Bill nickte. Er bestellte für sich auch ein Wasser und wartete, bis die Getränke gebracht worden waren. Danach fing er an, über Einzelheiten zu reden…
    ***
    Bill sah aus, als läge ein harter Kampf hinter ihm. Er sprach auch leise, wirkte irgendwie abwesend, denn möglicherweise sah er immer wieder das Bild des toten Jungen vor seinen Augen.
    »Es hat mich wirklich getroffen wie ein Faustschlag, John. Ich hatte überhaupt nicht vorgehabt, über die Leiche zu stolpern, wenn ich das mal so sagen darf. Es ging um eine ganz andere Sache.«
    »Um welche?«
    Bill winkte ab. »Immer der Reihe nach, John. Du weißt, daß ich zu den neugierigen Menschen gehöre und immer auf der Suche nach Motiven für meine Berichte bin.«
    »Das weiß ich.«
    »Na ja, ich kann zwar die Rätsel der Welt nicht lösen, aber einen Teil davon möchte ich enträtseln. Dir brauche ich das nicht zu sagen, aber ich habe es geschafft, eine Spur aufzunehmen. Man hat mich gebeten, einmal ein Interview mit einer Hexe zu führen. Das wäre für die größte Frauenzeitschrift der Staaten gewesen, ein toller Auftrag, hinter den ich mich gehängt habe. Dich wollte ich aus dem Spiel lassen, ich mußte meine Hexe allein finden.«
    »Warum wolltest du mich aus dem Spiel lassen?«
    »Weil mir das zu gefährlich wurde. Es sollte ja nur ein Interview sein. Ich wollte da keine großen Schneisen schlagen, nichts Neues bringen, ich hätte auch niemals mit den gefährlichen Hexen Kontakt aufgenommen, wie wir sie oft erlebt haben. Ich wollte auch nicht den Draht zu Lilith aufbauen, aber ich brauchte einen Erfolg. Lange Rede kurzer Sinn, ich fand eine Hexe.«
    »Kenne ich die?«
    »Keine Ahnung.«
    Ich trank Whisky und Wasser. Dann zündete ich mir eine Zigarette an. Auch Bill wollte ein Stäbchen haben. Nach der dritten ausgestoßenen Rauchwolke sprach er weiter.
    »Wie gesagt, ich wollte eine Hexe sprechen und habe auch eine gewisse Alexa Santos gefunden.«
    Meine Stirn furchte sich. Ich dachte über den Namen nach und wiederholte ihn auch leise. »Alexa Santos? Sorry, aber die kenne ich leider nicht. Den Namen habe ich nie gehört.«
    »Kann ich mir denken. Sie hat auch nichts mit der gefährlichen Assunga zu tun, denn sie ist andere Wege gegangen.« Er hob einen Zeigefinger. »Ich sage bewußt ›gegangen‹.«
    »Wieso, Alexa diesen Weg nicht mehr weiter eingeschlagen hat. Die Frau hat ihn verlassen.«
    »Hat sie sich losgesagt?«
    Bill hob die Schultern. »Das kann ich dir nicht genau sagen, John. Ich habe nur zweimal mit ihr telefoniert, allerdings sehr intensiv, das gebe ich zu. Ich erfuhr, daß sie in einer gewissen Zeit auf der Seite des Satans gestanden hat, aber das gehört zur Vergangenheit, wie sie erwähnte. Sie hat sich losgesagt.«
    Ich fing an zu begreifen. »Und du wolltest von ihr natürlich nicht nur ein normales Interview, sondern auch Informationen von ihr bekommen, nehme ich mal an.«
    Bill lächelte hintergründig. »Da hast du recht, John.«
    »Und weiter?«
    »Wie gesagt, sie stimmte zu. Ich war am heutigen Tag mit ihr verabredet. Ich fuhr also hin und mußte an diesem Haus vorbei, denn sie wohnt in der Straße gegenüber. Hier fielen mir die Polizeiwagen auf. Die Mordkommission war soeben eingetroffen. Ich sah Tanner, den ich ja kenne, und er hatte wohl einen guten Tag, denn er erlaubte mir den Blick auf das Opfer.«
    Bill preßte die Lippen zusammen. Schweiß trat auf seine Stirn. Das Bild des toten Jungen schockte ihn noch immer, was ich gut verstehen konnte.
    »Dann hast du ihn gesehen«, half ich ihm wieder.
    »Ja, John, das habe ich. Zehn oder elf Jahre alt und tot. Ich dachte sofort an meinen Sohn Johnny, der sich auch oft genug in einer schrecklichen Gefahr befunden hatte und immer wieder herausgekommen ist. Dieser Junge nicht, er hatte keine Chance. Man schoß ihm
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