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0760 - Die Geisterfee

0760 - Die Geisterfee

Titel: 0760 - Die Geisterfee
Autoren: Jason Dark
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du auf ein Flachdach klettern und auf manch andere Dächer schauen. Auch gegen zwei Penthouses mitsamt ihrer Terrassen.«
    Ich blickte nur kurz hin. Sonne lag über London und bestrahlte auch die Dächer.
    Die beiden Terrassen, von denen Tanner gesprochen hatte, waren menschenleer. Ich sah nur einige Gartenstühle und Liegen mit farbigen Polstern als Unterlage.
    Eine Spur war das nicht, wenigstens nicht beim ersten Hinsehen, aber Tanner und seine Mannschaft fingen auch erst an. Ich drehte mich um und bewegte mich dabei sehr langsam. Noch immer kam ich mir vor wie eingefroren. In meiner Kehle kratzte es. Ich vermied den direkten Blick auf die Leiche. Natürlich wollte ich dem Chiefinspektor nicht den Job wegnehmen, aber ich sah es einfach als meine Pflicht an, ihm Hilfe anzubieten, und schnitt das Thema sofort an.
    Tanner nickte.
    »Dann bist du einverstanden?«
    Sein faltiges Knautschgesicht verzog sich noch mehr. »Das fragst du noch, John? Und ob ich einverstanden bin. Ich bin voll und ganz damit einverstanden. Ich stehe auf deiner Seite, ich werde froh über jede Unterstützung sein, vorausgesetzt, deine Arbeit läßt das zu. Schließlich weiß ich selbst, wie sehr ihr im Streß steht, und eure Gegner schlafen beileibe nicht.«
    »Da hast du recht.«
    »Jedenfalls werde ich dich auf dem laufenden halten.« Dann kam er auf Bill zu sprechen. »Es war schon Zufall, daß sich Conolly in der Nähe befand.«
    »Er alarmierte mich. Noch etwas. Wie sieht es mit Zeugen aus?«
    Tanner winkte ab. »Bisher nichts, gar nichts. Aber ich will nicht vorgreifen, denn meine Leute sind noch unterwegs. Das wird auch eine Weile dauern. Wir müssen auch noch Spuren sichern und haben hier länger zu tun.«
    »Okay, dabei will ich euch nicht stören. Sag mir nur, wo ich Bill Conolly finde.«
    »Er hat sich auch angeboten, uns zur Seite zu stehen. Das kann ich aber nicht zulassen. Ich habe ihn weggeschickt. Vielleicht ist dir unten die Kneipe aufgefallen. Dort wartet dein Freund. Er sprach davon, daß er einen Schluck brauche. Dieser Fall hat ihn erschüttert.«
    »Das hat er uns wohl alle«, murmelte ich. »Jedenfalls werde ich Suko auch in den Fall hineinziehen.«
    »Gut.«
    Ich schaute auf die Uhr, ohne unbedingt die genaue Tageszeit wissen zu wollen. Dann erklärte ich Tanner, daß ich mich zu Bill Conolly begeben wollte, um mit ihm zu reden. »Sollte etwas sein, du weißt, wo du mich finden kannst.«
    »Sicher, John.«
    Ich ging eine Etage tiefer und stieg erst dort in den Lift. Kaum hatte sich die Tür hinter mir geschlossen, lehnte ich mich gegen die Wand und atmete tief durch. Erst jetzt spürte ich, daß ich zitterte. Auf meinem Gesicht lag der kalte Schweiß, und auch der Druck im Magen war noch nicht verschwunden.
    Ein Bild zeichnete sich vor meinem geistigen Auge ab.
    Immer wieder sah ich den toten Sven Abels und besonders das Loch in seiner Stirn.
    Wer war so brutal und erschoß ein harmloses Kind?
    Ich kannte keinen, aber ich wußte auch, daß dieser Junge nicht ohne Grund umgebracht worden war.
    Das wollte ich nicht glauben. Es gab immer ein Motiv. Das herauszufinden würde sehr, sehr schwer sein. Es war auch für mich nicht vorstellbar, so weit reichte meine Phantasie gar nicht. Dieser Junge war…
    »He, wollen Sie nicht aussteigen?«
    Ich schaute hoch, als ich die Stimme des Mannes hörte. Da ich sehr mit meinen eigenen Gedanken beschäftigt gewesen war, hatte ich nicht mitbekommen, daß der Lift gestoppt hatte.
    Ein Mann wollte hinein. Er trug zwei gefüllte Einkaufstaschen und roch stark nach Schweiß.
    »Pardon«, sagte ich und verließ den Lift.
    Die Kneipe, in der ich Bill Conolly finden würde, hatte praktisch zwei Zugänge. Einmal von der Straße her, und zum anderen konnte ich sie auch hier vom Haus erreichen. Ich brauchte nur eine Tür aufzuschließen, durch einen schmalen Gang zu gehen, um, den zweiten Eingang zu erreichen.
    Es war kein großes Lokal, dafür gemütlich und mit sehr hellen Möbeln eingerichtet. Durch ein großes Fenster fiel der Blick auf den Gehsteig. Dort standen noch immer Menschen aus der Umgebung und diskutierten über das Verbrechen. Es hatte sich herumgesprochen, und auch die Gesichter der Leute waren fassungslos.
    Im Lokal herrschte ebenfalls eine gedrückte Stimmung. Es lief keine Musik, eine Serviererin hatte sogar verweinte Augen, und eigentlich saß nur ein Gast an einem Tisch, auf dem eine weiße Decke lag. Bill hatte sich in die Ecke verkrochen und einmal kurz die Hand gehoben, als
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