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0760 - Die Geisterfee

0760 - Die Geisterfee

Titel: 0760 - Die Geisterfee
Autoren: Jason Dark
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nicht, aber ich sage auch nicht nein. Dennoch will ich einfach nicht glauben, daß es zwischen dieser Alexa Santos und dem toten Jungen eine Verbindung gegeben hat. Das erscheint mir zu unwahrscheinlich.«
    Bill staunte hörbar. »Das sagst ausgerechnet du, John? Dieses Wort solltest du doch aus deinem Repertoire gestrichen haben. Ich glaube nicht, daß es unwahrscheinlich ist, solange man mich nicht vom Gegenteil überzeugt hat.«
    »Akzeptiert.« Ich leerte mein Glas. Der Whisky schuf im Magen eine wohlige Wärme. »Da wäre noch etwas, Bill.«
    »Spuck's aus.«
    »Du hast gesagt, daß die Hexe hier in der Nähe wohnt, wenn ich es richtig behalten habe.«
    »Hast du. In einem Haus gegenüber. Erinnere dich daran, wo der tote Junge liegt. Ist dir da etwas aufgefallen, wenn ich mal die Leiche außen vorlasse?«
    Ich überlegte, worauf Bill hinauswollte. Noch einmal stellte ich mir die Umgebung des Tatortes vor.
    Sie war für ein Haus völlig normal. Ich dachte über Einzelheiten nach, konnte aber nicht viel herausfinden und murmelte: »Da stand ein Fenster offen, aber das ist…«
    »Genau das ist es, John!«
    »Wieso?«
    »Das offene Fenster.« Bill beugte sich vor. »Hast du denn hinausgeschaut?«
    »Klar.«
    »Erinnerst du dich daran, was du gesehen hast?«
    Ich mußte erst mal nachdenken. »Nun ja, ich schaute über Dächer hinweg.«
    »Flache Dächer…«
    »Auch das.«
    »Dann hast du auch die beiden Terrassen gesehen, die zu den Penthouses gehörten?«
    »Die konnte ich nicht übersehen.«
    »Und eine Terrasse gehört eben zu Alexa Santos' Bleibe. Da stehen auch noch einige Stühle und Liegen herum.«
    »Sonst noch was?«
    »Nein.«
    Ich räusperte mich. »Halte mich nicht für dümmer, als ich bin, Bill, aber ich sehe da noch keinen Zusammenhang. Du vielleicht?«
    »Nein, den sehe ich auch nicht. Ich habe es nur als Tatsache in den Raum gestellt.«
    »Ohne Hintergedanken?«
    »Vielleicht.«
    Meinem Freund traute ich nicht so recht. Er hatte keine Theorie, nur irgendwelche Vermutungen, mit denen ich nicht viel anfangen konnte. Seine Andeutungen und Vermutungen wiederum waren mehr auf Spekulationen aufgebaut.
    »Was paßt dir denn nicht, John?«
    »Weiß ich auch nicht. Kann sein, daß es etwas zu bedeuten hat, muß aber nicht - oder?«
    »Nein, das muß es nicht.«
    Daß Bill von seiner Antwort nicht sehr überzeugt war, las ich an seinem Gesicht ab. Er hatte sich in eine Phase der Nachdenklichkeit zurückgezogen und zeichnete mit dem Finger Figuren auf die Tischplatte. Dabei hatte er die Augen verengt, flüsterte irgend etwas, das ich nicht verstand, schüttelte wieder den Kopf und atmete tief durch. »Es ist alles ziemlich kompliziert, wenn ich ehrlich sein will. Ich habe das Gefühl, als wären wir auf der richtigen Spur, ohne jedoch den Anfang packen zu können.«
    »Glaubst du denn, daß uns Alexa Santos dabei helfen wird?«
    Er zeichnete weiter und murmelte. »Das ist eben die Frage. Ich sage dir auch ehrlich, John, daß ich mir von ihr keine Vorstellungen gemacht habe. Ich weiß nicht, was uns erwarten wird, aber das werden wir ja sehen.« Er winkte der Bedienung und wünschte die Rechnung. Wenig später hatte Bill sie beglichen.
    Beim Verlassen des Lokals fragte ich ihn. »Einen Wagen brauchen wir wohl nicht - oder?«
    »Nein, wir gehen zu Fuß.«
    »Auf zum Hexentanz!« murmelte ich, ohne dabei meine Lockerheit nach außen zu zeigen, denn das Bild des ermordeten Jungen wollte mir einfach nicht aus dem Kopf…
    ***
    Eine schmale Hand strich über das helle Kleid hinweg, bevor sich die Finger bewegten und den Gürtel schlossen. Dann verließ die Frau das Zimmer und spürte die kühle Seide auf ihrer nackten Haut, die noch vom Duschgel duftete.
    Alexa Santos war nervös.
    Ein innerlicher Aufruhr hatte sie gepackt. Sie hatte das Gefühl, in ihrer Brust einen Kreisel zu erleben, der sich immer schneller drehte, und eine Ahnung war zur Bedrohung geworden.
    Etwas stimmte nicht, etwas würde passieren oder war schon passiert.
    Ja, sie tendierte zur letzten Möglichkeit. Denn sie hatte die Polizeisirenen in der Nähe gehört, deren jaulender Klang sie regelrecht aufgeschreckt hatte.
    Zuerst hatte sie gedacht, daß die Wagen vor ihrem Haus stoppen würden, das hatte sich als Irrtum herausgestellt, sie waren in die Parallelstraße gefahren.
    Was dort abgelaufen war, hätte sie eigentlich nichts angehen sollen, seltsamerweise war dies doch der Fall. Alexa gehörte zu den sensiblen Personen. Ihr Gefühlsleben war
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