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076 - Die Jenseitskutsche von Diablos

076 - Die Jenseitskutsche von Diablos

Titel: 076 - Die Jenseitskutsche von Diablos
Autoren: Larry Brent
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hatte er lose einen Mantel geworfen.
Marner entschuldigte sich für die späte Störung. »Wir haben uns verfahren«,
übertrieb er seine Situation. »Wir hatten vor, noch Granada zu erreichen, haben
uns aber bei der Wegstrecke durch die Berge gewaltig verschätzt.«
    »O ja, das kann passieren«, lächelte der kleine
Spanier. Sein Haar war zerzaust, und man sah ihm an, dass er direkt aus dem
Bett kam. Er sprach leise und wirkte freundlich.
    »Haben Sie noch ein Doppelzimmer frei? Für eine
Nacht... meine Frau fürchtet sich davor, die unbekannte Strecke weiter zu
fahren...« Der Hotelbesitzer nickte. »Ja, wir haben noch Zimmer frei. Hier
kommen nur selten Leute vorbei. Und dann sind es welche, die nur
Zwischenstation machen. Daran sind wir gewöhnt. Die meisten treffen erst am
späten Abend oder gar in der Nacht ein... Por favor, treten Sie ruhig näher.
Sie sehen blass aus. Sicher sind Sie schon lange unterwegs.«
    »Praktisch den ganzen Tag.« Das war nicht gelogen.
Petra Strauß hatte das Fenster heruntergekurbelt und verfolgte das Gespräch.
Als sie merkte, in welche Richtung es sich entwickelte, stieg sie aus und kam
näher. Sie grüßte leise. »Buenos noches«, sagte sie. Der kleine Spanier
lächelte. »Das stimmt schon fast nicht mehr, Senora... in ein paar Stunden geht
die Sonne auf. Da kann man schon Buenos dia sagen... Kann ich etwas für
Sie tun? Ihr Gepäck tragen?«
    »Nein danke«, lehnte Marner ab. »Den Koffer trage ich
schon allein.« Er holte Koffer und eine Tasche aus dem Fahrzeug und verschloss
es dann.
    »Sie werden sicher Hunger haben und durstig sein,
Senores... Die Küche hat zwar geschlossen, aber ich kann Ihnen aus dem
Kühlschrank gern noch ein paar Bocadillos geben.«
    »Vielen Dank für das Angebot. Wir wollen Ihnen keine
Mühe machen.«
    »Es bereitet mir keine Mühe, die Kühlschranktür zu
öffnen... Ich gebe Ihnen gern noch ein Bier, Mineralwasser oder Limonade dazu.«
    »Für eine Flasche Mineralwasser wäre ich Ihnen dankbar
«, sagte Petra Strauß schnell. »Die trockene Luft im Wagen... Ich würde gern
etwas trinken.«
    »Sollen Sie haben, Senora.«
    »Aber das wäre dann auch schon alles. Wir sehnen uns
nach einem Dach überm Kopf und einem Bett... Es ist sehr freundlich von Ihnen,
uns überhaupt noch aufzunehmen.«
    Die Küche lag gleich unten im Parterre. Der Spanier
verriegelte die Tür hinter seinen späten Gästen. In dem engen Korridor stand
eine alte Bank und ein nicht minder altes Schränkchen. Der Verputz war
schmutzig, und die größten Flecken, gröbsten Löcher und tiefsten Risse in der
Wand waren mit bunten Stierkampfplakaten abgedeckt. Die Holztüren waren grün
und weiß gestrichen. Hinter der grünen Tür lag die Küche, ein großer Arbeitsraum
mit hohen Regalen und einem modernen Kühlschrank. Der Spanier drückte Petra
Strauß eine Plastikflasche mit Mineralwasser und zwei Gläser in die Hand. Die
Gläser waren nicht sonderlich sauber, erkannte die Frau trotz der spärlichen
Beleuchtung.
    Das ganze Haus war alt und machte keinen besonders
gepflegten Eindruck. Die Gästezimmer lagen im ersten Stock. Die Räume waren
klein, mit zwei Betten, Nachttischen und einem Kleiderschrank ausgestattet. In
der Ecke neben dem Fenster hing ein winziges Waschbecken an der Wand, das sich
besser als Vogeltränke eignen würde. »Die Toilette...«, machte der Spanier sich
bemerkbar, als er Petra Strauß’ fragenden Blick bemerkte, »liegt dort.« Er
schob den fadenscheinigen Vorhang vor dem Sprossenfenster zurück und deutete
hinunter auf den Hof. Im dunklen, mit grobem Steinpflaster versehenen Hof lag
ein alter Brunnen.
    Dahinter erkannten die beiden Deutschen einen flachen
schuppenähnlichen Anbau. »Toilette liegt dort drüben... nicht sehr bequem, ich
weiß«, entschuldigte sich der Hotelbesitzer. »Aber Zimmer ist auch sehr
billig...« Er nannte einen Preis, der in der Tat umwerfend niedrig war, und
Marner fragte sich im Stillen, ob er vielleicht nur das Frühstück für eine
einzelne Person damit meinte. Sie waren solche Unterkünfte nicht gewohnt. Aber
angesichts der Situation, in der sie sich befanden, nahmen sie an und ließen
sich ihre Enttäuschung nicht anmerken. Petra lachte sogar. »So romantisch war’s
schon lange nicht mehr.« Statt romantisch wollte sie eigentlich unheimlich sagen,
aber sie unterließ es, um den freundlichen Mann nicht zu verärgern.
    Senor Miguel Bazo, wie er sich jetzt endlich
vorstellte, bat noch darum, den Riegel wieder vorzulegen, wenn
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