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076 - Die Jenseitskutsche von Diablos

076 - Die Jenseitskutsche von Diablos

Titel: 076 - Die Jenseitskutsche von Diablos
Autoren: Larry Brent
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strich eine Haarsträhne aus der
Stirn. »Eine Kutsche, Hans, kann sich nicht in Luft auflösen. Du bist
eingeschlafen... du hast geträumt...«
    » Unsinn! Ich weiß genau, was ich gesehen
habe.«
    Die junge Frau sah ihn betroffen von der Seite an.
»Dann müsste sie noch da sein! Du bist müde. Kein Wunder nach der langen Fahrt.
Die Dunkelheit draußen, die Eintönigkeit... plötzlich sackt man für einen
Moment weg, und man glaubt Dinge zu sehen und zu hören, die gar nicht vorhanden
sind... eine Pferdekutsche, Hans! Bedenk mal, was du da sagst. In dieser
Höhe... in dieser Umgebung... wenn du noch einen Karren gesehen hättest, vor
dem Maultiere gespannt waren. Das würde besser hierher passen.«
    Hans Marner blieb stur bei seiner Meinung. »Ich bin
vollkommen frisch und munter.« Während er das sagte, zog er die Handbremse und
öffnete die Tür.
    »Was hast du vor, Hans?«
    »Ich seh’ mich mal um.« Er lauschte in die Stille der
sternenlosen Nacht. »Nichts zu hören. Vielleicht steht das Gefährt noch hinter
dem Erdhügel auf der linken Straßenseite...« Marner schwang die Beine nach
draußen.
    »Bleib hier...« Petra
Strauß beugte sich zur Seite und hielt den dunkelhaarigen Mann am Ärmel seiner
Jacke fest. »Ich möchte nicht allein hier im Wagen sitzen bleiben.«
    »Nanu?« Hans Marner drehte sich zu ihr um und blickte
sie belustigt an. »Angst?«
    »Wenn du so direkt fragst... ja!«
    »So was kenn ich ja gar nicht an dir.«
    »Lass uns weiterfahren. Wirklich nur bis zum nächsten
Ort, ehe du nochmal einschläfst und Pferdekutschen siehst, wo keine sind.«
    »Ich geh nicht weit«, erwiderte er und löste sich von
seiner Begleiterin. »Nur bis zur Schneise... ich bleib auf Sichtweite.« Die
Frau beobachtete aufmerksam jeden seiner Schritte. Die Schneise war nur etwa
zehn Meter von dem mitten auf der Straße stehenden Fahrzeug entfernt. Die
Scheinwerfer leuchteten die schmale Verbindungsstraße in ihrer ganzen Breite bis zur nächsten Kurve aus. Hans Marner
lief nach oben und dann auf die Schneise zu. Er ließ die Taschenlampe, die er
aus dem Handschuhfach mitgenommen hatte, aufflammen. Der helle Strahl wanderte
den Weg entlang, der sich auf den Hügel hochschlängelte.
    Weit und breit war nichts von der Kutsche zu
erblicken, die der Deutsche zu sehen geglaubt hatte. Auch auf dem Boden waren
keine Eindrücke zu erkennen, die auf Räder zurückzuführen wären. Marner kratzte
sich im Nacken und kehrte zu seinem Wagen zurück. Der Tourist fragte sich, ob
Petra nicht doch recht hatte und er vielleicht für den Bruchteil einer Sekunde
eingeschlafen war und geträumt hatte. Achselzuckend nahm er wieder am Steuer
Platz, löste die Handbremse und fuhr langsam an. Petra Strauß zog ihn noch eine
Weile mit seiner Traum-Vision auf, setzte sich kerzengerade hin, und
beobachtete aufmerksam die Straße. »Mal sehen, wer als nächstes ‘ne Kutsche
sieht«, konnte sie sich die Bemerkung nicht verkneifen. Sie wollte noch etwas
hinzufügen, als sie plötzlich stutzte.
    »Da ist jemand!«
    Ihr Begleiter und Lebensgefährte sah es im gleichen
Augenblick. Mitten auf der Straße stand ein Mann . Er war alt, grauhaarig
und wirkte sehr schwach. Mühsam hob er eine Hand, während er die andere zu den
Augen führte, um sie vor dem grellen Scheinwerferlicht zu schützen. Instinktiv
schaltete Hans Marner das Fernlicht herunter. »Allerhand Betrieb mitten in der
Sierra Nevada«, sagte er. »Erst die Kutsche... jetzt ein einsamer
Spaziergänger... Und ich habe geglaubt, wir wären um diese Zeit die einzigen,
die unterwegs sind!« Marner hielt erneut an. Der Mann stand gebückt vor der
Kühlerhaube und gab mit schwachen Handbewegungen zu verstehen, dass er das
Stoppen des Fahrzeuges erwartete. »Vielleicht braucht er Hilfe«, meinte Marner.
»Sei vorsichtig«, wisperte die dunkelblonde Frau. »Es kann eine Falle sein.«
    »Unsinn! Doch nicht dieser alte Mann!«
    »Man warnt immer wieder vor Tricks. Es werden Unfälle
oder dergleichen vorgetäuscht, um ahnungslose Touristen auszurauben.«
    »Du liest zu viele Revolverblätter, Liebes«, seufzte
Marner. »Der Mann sieht nicht aus wie ein Verbrecher, sondern eher wie jemand,
der wirklich Hilfe braucht.«
    »Vielleicht hat man ihn vorgeschickt...« Petra Strauß
blieb hartnäckig. »Es gab schon Fälle, da lagen Menschen regungslos mitten auf
der Straße, um Autofahrer zum Halten zu zwingen... oder man hat eine Panne
vorgetäuscht und um Hilfe gebeten... Vergiss nicht, dass wir mitten in
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