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076 - Der Todesbote des Anubis

076 - Der Todesbote des Anubis

Titel: 076 - Der Todesbote des Anubis
Autoren: A.F.Morland
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nebeneinanderlegte und darüber grübelte.
    Was der unbekannte Künstler für die Nachwelt festgehalten hatte, ließ sich nicht klar erkennen. Vielleicht war es eine verschlüsselte Botschaft.
    Bisher war es Pryce nur in kleinen Fragmenten gelungen, zu erahnen, was die Wandmalerei ausdrücken sollte. Aber er war ein geduldiger Mensch, und niemand drängte ihn.
    Kein Mensch erwartete, daß er Wunder wirkte. Was Jahrtausende verborgen gewesen war, brauchte nicht über Nacht einer Lösung zugeführt zu werden.
    Da sich bereits alle namhaften Größen Ägyptens daran die Zähne ausgebissen hatten, wußte man um die Schwierigkeit einer umfassenden Erforschung.
    Ein kleines Plus sei noch am Rande vermerkt: Norman Pryce war in seiner Arbeit bereits erheblich weiter gekommen als alle, die sich vor ihm an dieser Wandmalerei versucht hatten. Damit bewies er einmal mehr, daß er der Beste auf diesem Gebiet war.
    Pryce betrachtete die vielen Kritzeleien, die sich auf seinem Notizblock befanden. Sie glichen Hieroglyphen und waren fast ebenso schwer wie diese zu entziffern. Nur er und seine Tochter Linda fanden sich damit zurecht. Für andere wären die Aufzeichnungen wertlos gewesen. Der Archäologe hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, jeden Gedankensplitter sofort schriftlich festzuhalten. Er verglich seine Geistesblitze mit Flöhen. Schlug er nicht sofort zu, sprangen sie fort und waren unwiederbringlich verloren.
    Pryce warf den Notizblock auf den großen Tisch, der mit Fotografien übersät war. Gesamtbilder, Teilansichten, Fotomontagen. Oft hatten schon völlig unsinnig scheinende Spielereien den gewünschten Erfolg gebracht.
    Der Amerikaner begab sich zur Bar und mixte sich einen Drink. Er tat Tomatensaft in ein Glas und goß Gin dazu, aber nur sehr wenig. Den Rest füllte er mit Soda auf.
    Plötzlich war ihm, als würde er ein Geräusch vernehmen. Er drehte sich mißtrauisch um.
    Da!
    Ein Gesicht an einem der Fenster. Ein bleiches Oval, nur ganz kurz zu sehen. So kurz, daß es sich auch um eine Einbildung gehandelt haben konnte.
    Gleich war es wieder weg.
    Der Archäologe kniff die Augen zusammen. War hier jemand nur neugierig? Oder steckte mehr dahinter? Interessierte man sich heimlich für seine Arbeit? Dagegen hätte er nichts gehabt.
    Aber da war etwas, das ihn beunruhigte…
    Vor ein paar Tagen hatten ihn zwei Männer aufgesucht. Sie hatten zuerst freundlich getan und ihm eine Menge Honig um den Bart geschmiert.
    Er hatte lange nicht gewußt, was sie nun eigentlich wirklich von ihm wollten, denn sie redeten zwar viel, sagten aber wenig. Sie schmeichelten ihm fortwährend und trugen dabei so dick auf, daß es ihm bald lästig wurde.
    Er hatte nichts dagegen, wenn man seine Leistungen gebührend würdigte. Wenn das Ganze aber in eine reine Lobhudelei ausartete, interessierte es ihn nicht mehr.
    Es dauerte fast zwei Stunden, bis sie auf den eigentlichen Kern des Gespräches einschwenkten. Vielleicht glaubten sie, ihn geschickt darauf vorbereitet zu haben, aber er war dennoch entsetzt, als er begriff, was sie von ihm wollten.
    Er sollte das Geheimnis, das außer ihm keiner kannte, preisgeben!
    Zuerst bestritt er, irgend etwas zu wissen, aber das kauften sie ihm nicht ab. Er fragte sie, woher sie so gut Bescheid wüßten, bekam darauf jedoch keine Antwort.
    Die Unterhaltung drohte in Packeis zu erstarren.
    Norman Pryce war nicht gewillt, mit diesen Männern über das, was er durch einen Zufall erfahren hatte, zu sprechen. Aber sie waren hartnäckig, ließen nicht locker.
    Er ärgerte sich über sie, ließ sie spüren, daß er sie nicht mehr in seinem Haus haben wollte, doch das störte sie nicht. Sie hatten eine dicke Haut und bohrten so lange weiter, bis sein Geduldsfaden riß.
    Er wies ihnen die Tür, und sie sagten ihm, er würde einen großen Fehler machen. Sie ließen durchblicken, daß sie für jemanden arbeiteten, der sehr reich war und viel Macht hatte.
    Pryce forderte sie noch einmal auf, zu gehen. Er drohte ihnen sogar mit der Polizei, aber das entlockte ihnen nur ein mitleidiges Lächeln.
    Am nächsten Tag riefen sie ihn an und fragten, ob er sich die Sache inzwischen anders überlegt hätte. Er sagte nein und knallte den Hörer in die Gabel, und nun schienen sie wiedergekommen zu sein.
    Pryce blickte sich gespannt um. Außer dem Rauschen der hohen Palmen hörte er nichts. Hatten ihm seine Sinne einen Streich gespielt? War er überarbeitet? Er strengte seinen Kopf in letzter Zeit gewaltig an, und er schlief
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