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076 - Der Todesbote des Anubis

076 - Der Todesbote des Anubis

Titel: 076 - Der Todesbote des Anubis
Autoren: A.F.Morland
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diesen künstlich geschaffenen Organismus zu finden.
    Der Cyborg stoppte plötzlich. Seine Augen weiteten sich, die Fäuste öffneten sich. Immer eckiger wurden seine Bewegungen, und schließlich war es damit überhaupt vorbei.
    Er funktionierte nicht mehr. Boram mußte ihn irgendwie »abgestellt« haben. Der Nessel-Vampir zog sich zurück, ließ den Rest das Feuer tun.
    Wie eine Statue stand der Cyborg da und brannte aus. Ich vernahm ein Summen und Pfeifen. Von der gefährlichen Magie war nichts mehr vorhanden. Die hatte das Feuer bereits aufgefressen. Jetzt wurde nur noch die empfindliche Elektronik zerstört.
    Drähte rissen ab, Federn schnellten durch den Metallkörper, Kunststoff tropfte auf den Boden. Schwarzer, rußiger Rauch stieg hoch, sickerte aus klaffenden Fugen und hüllte den Cyborg ein.
    Als die Flammen erloschen, strahlte der erledigte Gegner noch eine Weile Hitze ab.
    Ausgebrannt stand er vor mir. Ein Wrack. Er paßte auf diesen Schrottplatz. Ich konnte es mir nicht verkneifen, ihn mit einem Tritt umzustoßen.
    Krachend und scheppernd landete er zwischen rostigem Eisen und zerbeultem Blech. Wertlos.
    Ich wandte mich grinsend an Boram: »Dem haben wir's ganz schön gegeben, was?«
    Der Nessel-Vampir nickte stumm.
    »Ist das alles, was du dazu zu sagen hast?« stänkerte ich. Trotz der Schmerzen fühlte ich mich gut. Der Sieg über den Cyborg, mit dem ich ehrlich gesagt nicht mehr gerechnet hatte, gab mir sehr viel.
    Aber von Boram durfte ich keinen Freudentanz erwarten. Ich glaube, überschwengliche Gefühle waren dem Nessel-Vampir fremd. Vielleicht freute auch er sich über diesen Sieg. Aber er tat es auf jeden Fall ganz anders als ich.
    »Weißt du, was mich interessieren würde?« fragte ich den weißen Vampir.
    »Woher der Cyborg kommt«, sagte Boram.
    »Genau. Vielleicht verfügt die OdS in dieser Stadt über eine Cyborg-Zentrale.«
    »Das glaube ich nicht«, sagte Boram hohl.
    »War nur so eine Idee«, meinte ich schulterzuckend. Ich wies auf den Kastenwagen. »Komm, wir fahren zurück. Mr. Silver und Noel Bannister machen sich bestimmt schon Sorgen um uns.«
    ***
    Und das passierte, bevor Linda Pryce entführt wurde…
    Das große weiße Haus stand am Ufer des Nils. Man hatte es Norman Pryce für die Dauer seines Aufenthalts zur Verfügung gestellt, weil man ihm ein Hotel nicht zumuten wollte.
    Der Amerikaner sollte sich so wohl wie nur irgend möglich fühlen. Auf diese Weise wollte man ihm zeigen, welche große Achtung man vor seinem Wissen hatte und wie sehr man sich vor ihm als Mensch verbeugte.
    Alles Leben ist der Nil, sagt man, und das stimmte.
    Hier war das Land fruchtbar und herrlich grün. Hier gedieh eine Vielfalt von Pflanzen. Doch wenn man sich von diesem Strom in östlicher oder westlicher Richtung entfernte, konnte man sehen, wie der Boden allmählich trocken wurde und kaum noch Pflanzen wuchsen.
    Der Nil war der Vater alles Lebens.
    Die Wüste war die Mutter des Todes…
    Man hätte Pryce für einen Engländer halten können. Er trug leichte Tropenkleidung. Sein weißes Haar war korrekt gescheitelt und lag glatt auf dem Kopf. Der Bart, der die Oberlippe zierte, war gewissenhaft gestutzt. Ein Gentleman vom Scheitel bis zur Sohle. Und sein umfassendes Wissen hatte Norman Pryce schon vor Jahren weit über die Grenzen seines Landes hinaus bekannt gemacht.
    An seinen vielbeachteten Publikationen orientierte sich die gesamte Fachwelt, und in Streitfällen oder verzwickten Situationen war es üblich, Mr. Norman Pryces Rat einzuholen.
    Sein ganzes Leben hatte er dem gewaltigen Themenkreis der faszinierenden Wissenschaft über Ägypten gewidmet. Heute war er sechzig und der Meinung, noch mal so alt werden zu müssen, um alles - oder fast alles - über dieses Land zu wissen.
    Die Regierung hatte sich an ihn gewandt und ihn um seinen Beistand gebeten, denn man hatte nahe dem Tal der Könige eine Höhle entdeckt, die Jahrtausende verschüttet gewesen war.
    Farbenprächtige Wandmalereien, die die Zeiten überdauert hatten, gaben den ägyptischen Experten Rätsel auf, und es war dem Amerikaner eine große Ehre, daß man ihn um Hilfe gebeten hatte.
    Mehrmals schon war er in dieser einsamen Höhle gewesen, und er hatte von den Wandmalereien unzählige Fotos gemacht, um sie sich in dem Haus am Nil in aller Ruhe ansehen zu können.
    Man hatte ihm auf seinen Wunsch im Badezimmer ein Fotolabor eingerichtet. Dort machte er Ausschnitt-Vergrößerungen, die er dann auf einem riesigen Tisch im Salon
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