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0759 - Eiswüste Alaska

Titel: 0759 - Eiswüste Alaska
Autoren: Unbekannt
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des Untergangs" in Humley's Bar zu erleben. Der Zustand der Theke sprach dafür, daß sie ihren Schwur gehalten hatten: umgestürzte Becher, eingetrocknete Pfützen, Reste von nicht ganz verzehrten Imbissen. Humley's Bar war ein altmodisches Etablissement gewesen - ohne Roboter und Servomechanismen.
    Da aber all die Leute, die den Augenblick des Untergangs in Humley's Bar miterlebt hatten, spurlos verschwunden waren, schloß Baldwin Tingmer, daß die Auswirkungen der Transition durch den Schlund alle seine bisherigen Vorstellungen überstiegen.
    Nicht nur war die Klimakontrolle ausgefallen, und auf Funksprüche bekam man weit und breit keine Antwort mehr: Es hatten sich einfach eine ganze Menge Leute... in Luft aufgelöst.
    So weit kam Baldwin Tingmer mit seinen Gedanken. Dann begann er, hinter dem Tresen nach Alkohol zu suchen...
     
     
     
    1.
     
    Walik Kauk ging der Rätselhaftigkeit seiner Lage mit der Systematik des an der Praxis geschulten Managers zu Leibe.
    Die Finsternis draußen, das hatte er rasch festgestellt, hing mit der Jahreszeit zusammen. Erst in ein paar Wochen würde die Sonne wieder über dem Horizont erscheinen. Daß er mehr als vier Monate in dieser Hütte überlebt hatte, ohne zu erfrieren, verdankte er dem Umstand, daß das Extraaggregat noch funktionierte, das die Energieversorgung der Hütte sicherstellte, auch wenn das örtliche Netz ausfiel. Es war lediglich der Thermostat ein wenig zu tief eingestellt gewesen. Walik Kauk änderte die Einstellung, und alsbald wurde es in der Hütte gemütlich warm. Beleuchtung war ebenfalls vorhanden, und in der Vorratstruhe fand sich genug Proviant für ein paar Tage.
    Walik verspürte nur geringen Hunger, und das wunderte ihn.
    Nach viereinhalb Monaten Bewußtlosigkeit hätte ihm die Gier nach Nahrung die Därme zerreißen sollen. Walik konnte sich das nicht erklären. Vermutlich, argumentierte er mit sich selbst, handelte es sich nicht um eine herkömmliche Ohnmacht, bei der die meisten Körperfunktionen erhalten bleiben und Energie verbrauchen, sondern um eine Art suspendierter Animation.
    Nachdem er sich gestärkt hatte, begann er, sich um diese Umwelt zu kümmern. Auch diese Hütte war mit einem Funkgerät versehen. Walik Kauk stellte wahllos ein paar Rufkodes zusammen und spielte sie durch. Von nirgendwoher bekam er Antwort. Er hatte fast schon damit gerechnet. Die Erde schien sich seit dem Sturz in den Schlund in einem ganz und gar desolaten Zustand zu befinden. Viele Radakom-Anschlüsse waren von dem öffentlichen Energieversorgungsnetz abhängig und mit dessen Zusammenbruch ausgefallen. Warum sich keiner der selbstversorgenden Anschlüsse meldete, das allerdings war schon weitaus schwieriger, das heißt: überhaupt nicht zu erklären.
    Walik Kauk fand sich einfach damit ab.
    Es hatte keinen Sinn, sagte er sich, über Dinge zu grübeln, die sich ohnehin nicht durchschauen lassen. Seine größte Sorge war vorerst, wie er nach Nome zurückgelangte. Er war mit einem Gleiter hierhergekommen, aber das Fahrzeug stand draußen im Freien, und Walik hatte bereits wahrgenommen, daß der Schnee über anderthalb Meter hoch lag. In den sonnigen Tagen des Frühseptember war er grundsätzlich mit offenem Verdeck gefahren, und so lag der Gleiter da draußen irgendwo unter den Schneemassen. Walik wagte zu bezweifeln, daß er noch fahrtüchtig war.
    Das hieß, daß er sich andernorts eine Fahrgelegenheit suchen mußte. Seine Hütte lag unweit der Ufer des Salmon Lake, und drüben, auf der anderen Seite des Sees, gab es eine kleine Siedlung, deren Bewohner in der kommerziellen Jagd beschäftigt waren: Jensens Camp. Das waren rund dreißig Kilometer Entfernung. Bei dem Sturm, der draußen tobte, würde er sich im Handumdrehen verlaufen und irgendwo in den Schneemassen erfrieren. Er mußte warten, bis der Sturm sich legte.
    Das war ein Entschluß, gegen den seine innere Ungeduld sich sträubte. Er wollte wissen, was geschehen war. Er wollte wissen, wie es auf der Erde aussah. Aber er war klug genug, um zu erkennen, daß Unbesonnenheit ihn in tödliche Gefahr bringen werde.
    Er brauchte etwas, womit er sich die Zeit vertreiben konnte.
    Er mußte sich ablenken. Der Radakom war mit einem kleinen Kommunikationsrechner ausgestattet, einem winzigen, aber leistungsfähigen Gerät. Es war normalerweise nicht programmierbar, sondern verfügte über sein eigenes, eingebranntes Programm. Walik besaß ein Zusatzgerät, mit dem er die Einbrennung beseitigen konnte. Danach war es
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