Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0759 - Eiswüste Alaska

Titel: 0759 - Eiswüste Alaska
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
verlassen und bin zur Hütte gefahren. Ich besaß einen großen Vorrat an PILLEN. Seit August 3581 war ich ein ständiger Kunde der PILLEN-Händler, weil ich glaubte, daß mir die PILLE dazu verhalf, ein vernünftiger Mensch zu werden.
    Aber irgendwann, erinnerte sich Walik Kauk, entweder am 1. oder am 2. September war er durchgedreht und hatte den ganzen PILLEN-Vorrat auf einmal geschluckt... mehr als zwanzig, vielleicht an die dreißig Stück. Der Genuß der PILLEN hatte ihn in einen Zustand berauschter Seligkeit versetzt... und dann schaltete sein Gedächtnis endgültig ab.
    Walik Kauk lag still und lauschte dem Heulen des Sturmes.
    Viereinhalb Monate, dachte er benommen. Was ist inzwischen geschehen ...?
    Ein scharfer Schmerz im Bein weckte Bluff Pollard. Er fuhr in die Höhe und schrie. Vor sich in der Dunkelheit sah er eine Menge glühender Punkte. Als Echo seines Schreis hörte er erschrecktes Kläffen, Jaulen und Winseln. Die glühenden Punkte verschwanden. Kratzende, scharrende, hechelnde Geräusche entfernten sich, bis es völlig still war.
    Bluff Pollard fror. Er wußte nicht, wo er war.
    Er fühlte sich am ganzen Körper zerschlagen und hatte Mühe, sich aufzurichten.
    Der Winter ist gekommen, schoß es ihm durch den Kopf.
    Aber gleich schob er den Gedanken wieder beiseite. Gestern noch, erinnerte er sich, war er beim Fernsehunterricht gewesen.
    Es war der erste Unterrichtstag nach der langen Sommerpause.
    Der Unterricht hatte stattgefunden wie sonst, als gäbe es nicht diese entsetzliche Katastrophe, auf die die Erde sich mit riesiger Geschwindigkeit zubewegte. Bluff hatte noch die Worte des Instruktors in den Ohren, der vom Bildschirm herab zu ihm sprach: „Die Lehre der reinen Vernunft wird uns helfen, das Ungeheuerliche, das auf uns zukommt, zu überdauern ..."
    Anscheinend war es so gekommen. Bluff Pollard war über vieles unsicher, aber eines wußte er ganz genau: Er lebte noch.
    Er betastete mit den Händen seine Umgebung. Er bekam eine rauhe Steinoberfläche zu fassen. Sie war zu beiden Seiten und bildete den Boden, auf dem er kauerte. Vor und hinter ihm dagegen war nichts.
    Plötzlich erinnerte er sich. Nach dem Unterricht war er zum Pionierzentrum gegangen, wo junge Leute wie er am Nachmittag zusätzliches Training in den Lehren der reinen Vernunft erfuhren.
    Das Trainingszentrum lag außerhalb der Stadt an einem Hauptverkehrsweg. Unter diesem führte ein Fußgängertunnel hindurch.
    Die steinernen Wände, der rauhe Boden... das war der Tunnel!
    Er war normalerweise hell erleuchtet. Was war aus den Lichtern geworden? Bluff Pollard stand auf. Er hatte Angst. Und noch etwas: Er stellte plötzlich fest, daß jahrelanges Training in den Anschauungen der reinen Vernunft ihm nicht beigebracht hatte, wie man sich gegenüber gefährlichen Geschöpfen verhielt, die sich in der Dunkelheit bewegten, glühende Augen hatten und einen ins Bein bissen!
    Er hatte Sehnsucht nach dem Heim. Das war merkwürdig, denn bislang hatte er in dem Heim, in dem er zusammen mit fast eintausend anderen jungen Menschen lebte, weiter nichts gesehen als einen Ort, an dem man zu essen bekam und wo man nachts schlief.
    Bluff Pollard machte sich auf den Weg. Irgend etwas war geschehen, das wußte er. Am Ausgang des Tunnels würde er sich orientieren. Er drang vorsichtig bis dorthin vor, wo sonst das Gleitband mit summenden und knarrenden Geräuschen die Fußgänger wieder an die Oberfläche beförderte. Sein Fuß berührte die breite Fläche des Bandes, aber das Band bewegte sich nicht mehr.
    Hoch über sich hörte Bluff ein zorniges Heulen und Orgeln, das ihm noch mehr Angst machte. Er wurde sich der Kälte immer deutlicher bewußt. Er wußte, daß er von dieser Stelle aus in den Himmel hinauf blicken konnte ... Schließlich war er den Weg oft genug gegangen.
    Aber der Himmel war finster.
    Baldwin Tingmer hatte „die Katastrophe" - was immer es sein mochte - einigermaßen heil an Leib und Seele überstanden. Als der Augenblick herannahte, in dem die Erde in den Schlund eintreten sollte, hatte er sich in seiner Hütte aufgehalten, die ein. paar Kilometer außerhalb der Stadt Tin City stand. Baldwin Tingmer hatte sich dort eingerichtet, weil er im Auftrag der Regierung Anomalien des irdischen Gravitationsfeldes in Alaska messen sollte. Baldwin Tingmer hatte sich seines Auftrags entledigt, wie es das Gewissen ihm gebot, denn seit einigen Monaten war er ein Kunde der PILLEN-Händler und hatte die Aphilie für immer von sich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher