Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0758 - Mörder aus der Spiegelwelt

0758 - Mörder aus der Spiegelwelt

Titel: 0758 - Mörder aus der Spiegelwelt
Autoren: Volker Krämer
Vom Netzwerk:
Kugeln aus der Waffe, die hier vor ihm lag. Abgefeuert durch ihn, Pierre Robin, der das Leben seines Freundes ausgelöscht hatte.
    Mit einem Ruck stand er auf und trat an das Fenster, zog die Jalousie nach oben und sog die kühle Luft ein. Jetzt mal halblang. Der verfluchte Zahn vernebelt dir ja völlig das Hirn!
    Hinter ihm öffnete sich die Bürotür. François Brunot trat ein, gefolgt von einem sichtlich erschöpften, aber äußerst lebendigen Professor Zamorra. »Das war mir beinahe schon zu lebensecht, was wir da abgezogen haben, Pierre.«
    Der Chefinspektor nickte müde. »Setz dich. Ja, für eine improvisierte Aufführung waren wir verdammt gut. Glaubst du, dein Zwilling sieht das auch so?«
    Zamorra ließ sich auf dem Stuhl von Robins Schreibtisch nieder. »Da bin ich ziemlich sicher. Liebe Zeit, es hat ja wirklich alles wie am Schnürchen geklappt. Filmreif, würde ich sagen.«
    Pierre Robin wusste, auf was er sich da eingelassen hatte. Denn wenn diese Scharade nicht das Ergebnis brachte, das sich Zamorra davon versprach, dann war er hier die längste Zeit Chefinspektor gewesen. Der Gedanke an nächtliches Streifegehen in Lyons Straßen oder der Verkehrsregelung während der Rushhour machte Robin nicht sehr glücklich!
    Was, wenn der Spiegelwelt-Zamorra nun nicht reagierte? Wenn er längst wieder in seiner Welt war und von den Dingen hier überhaupt nichts mitbekommen hatte? Zamorra konnte die Fragen deutlich in Robins Gesicht lesen.
    »Du sorgst dich umsonst, Pierre. Mein Spiegelwelt-Gegenpart ist noch hier.«
    »Wie kannst du so sicher sein? Wenn ich dich und Nicole richtig verstanden habe, dann endet die Ähnlichkeit eines Doppelgängerpaares aus der hiesigen und der Spiegelwelt doch spätestens beim Charakter, richtig?«
    Zamorra schüttelte bedächtig den Kopf. »Kann man nicht grundsätzlich so sagen. Es gibt auch Ausnahmen von der Regel, doch du hast schon Recht -mein fieser Zwilling denkt anders als ich. Dennoch kann ich mich sehr gut in seine Lage versetzen. Ihm ist nämlich das gleiche Licht aufgegangen wie mir.«
    Robin zog die Augenbrauen hoch, doch der Professor fuhr mit seiner Erklärung fort.
    »Wenn er und ich uns in der gleichen Welt aufhalten, dann streiken unsere Amulette! So einfach ist das. In der letzten Zeit hat Merlins Stern Nicole oder mir immer wieder den Dienst verweigert und wir haben alles mögliche ins Kalkül gezogen, warum das so ist.« Zamorra trommelte ärgerlich mit den Fingerspitzen auf der Schreibtischplatte. »Wir haben nicht damit gerechnet, dass der Spiegelwelt-Zamorra sich so häufig auf unserer Seite herumtreibt. Was würdest du also tun, Pierre, wenn du in dieser Sekunde in seiner Lage wärst?«
    Pierre Robin hatte verstanden, auch wenn diese ganze Spiegelwelt-Geschichte ihm nach wie vor wie ein unverdauter Riesenkloß im Magen lag.
    »Ich würde mir dein Amulett unter den Nagel reißen - die Gelegenheit war noch nie so günstig wie jetzt -, würde mich in meine Welt verdrücken und hätte von mm an hier bei uns freie Hand. Korrekt?«
    Er hatte Zamorras Grinsen bemerkt. Was stimmte also an seiner Theorie nicht?
    Der Professor der Parapsychologie hob schulmeisterlich den Zeigefinger. »Nahe dran, Herr Chefinspektor, aber eben nicht so ganz richtig. Was hätte er dann in der Spiegelwelt? Das gleiche Theater wie jetzt hier. Sein Amulett würde dann dort streiken. Nein, er wird meine Merlins Stern- Ausgabe irgendwo deponieren, nur nicht in der Spiegelwelt. Er wird da seine Methoden haben, so wie ich auch.« Alles wollte er Robin nun doch nicht erzählen. Nicht, weil er seinem Freund misstraute, aber selbst für einen Eingeweihten wie Pierre Robin waren zu viele unglaubliche Tatsachen nur schwer zu verarbeiten.
    Der winkte auch schon ab. »Ich will’s nicht wissen - verschone mich mit irgendwelchen Dimensionen oder anderen Welten. Die Spiegelwelt langt mir vorläufig als Neuigkeit. Sag mir lieber, wie es weitergeht? Nicole sitzt in ihrer Zelle im Kellertrakt und hat sicherlich keine sonderlich gute Laune, wie ich sie kenne. Morgen wird sie dem Richter vorgeführt. Was der sagen wird, kannst du dir denken. Ich habe mir schon ein paar hübsche Dinge von Staatsanwalt Gaudian anhören müssen. Von wegen Schusswaffengebrauch. Mann, Zamorra, ich spiele hier mit meiner Pension…«
    Der wusste durchaus, was er dem Freund zumutete, doch er sah keinen anderen Weg, seine und Nicoles Unschuld beweisen zu können. Irgendwie musste er es schaffen, dass man ihn und seinen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher