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0757 - Das Reich der Großen Schlange

0757 - Das Reich der Großen Schlange

Titel: 0757 - Das Reich der Großen Schlange
Autoren: Roger Clement
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Welt, außer uns natürlich, sind tot!«
    Thaagu und Oleg schwiegen. Sie mussten Zamorras Behauptung erst einmal verdauen.
    »Du spinnst doch, Zamorra!«, stieß der Anarchist schließlich hervor.
    »Du spinnst, Oleg. Weil du nie im richtigen Moment deine Klappe halten kannst! Aber diesmal hast du genau richtig gehandelt. Du konntest mir gar keinen größeren Gefallen tun, als für unsere Einkerkerung zu sorgen.«
    »Wieso das denn, beim Barte von Bakunin?«
    »Weil ich mich hier im Kerker in Ruhe unsichtbar machen kann.«
    »Ich konnte mich früher auch unsichtbar machen«, sagte Thaagu traurig. »Aber es geht nicht mehr. Ich habe es bereits versucht. In dieser Welt habe ich auch meine Fähigkeit dazu verloren.«
    An eine solche Möglichkeit dachte Zamorra ebenfalls. Aber er glaubte, dass seine Methode auch hier angezeigt war, weil sie nicht direkt etwas mit Magie zu tun hatte.
    Vielmehr hatte der Dämonenjäger vor vielen Jahren »seinen« Trick von einem tibetischen Mönch gelernt. Er basierte darauf, dass er seine körperliche Aura nicht aus den Grenzen seiner körperlichen Abmessungen hinausließ. Dadurch wurde sein Körper von anderen Menschen schlicht und einfach nicht wahrgenommen. Er konnte nur dann gesehen werden, wenn jemand seinen unsichtbaren Leib versehentlich berührte. Aber auch eine solche Person würde Zamorra sofort wieder vergessen, sobald der Berührungsmoment vorbei war.
    Oleg schaute von Thaagu zu Zamorra und wieder zurück.
    »Natürlich«, spottete er, »Jeder kann sich unsichtbar machen, nur ich nicht. Und wieso meinst du, Zamorra, dass außer uns jeder hier tot ist? Oder kann man das nur verstehen, wenn man sich unsichtbar machen kann?«
    »Durchaus nicht«, erwiderte der Dämonenjäger ernsthaft. »Mir ist aufgefallen, dass keiner von diesen Menschen jemals atmet. Weder Kata noch einer der anderen Ritter oder eine der Gardistinnen hat auch nur einmal Atem geholt, seit wir hier sind. Und die Hände der Frauen, die uns hierher geschafft haben, waren so kalt, wie es nur Leichenhände sind. Oder?«
    »Brrrrr…« Oleg lief ein Gruselschauer über den Rücken. Doch dann fragte er sich, ob Zamorra ihn einfach nur auf den Arm nehmen wollte. Eine Burg voll mit lebenden Toten - wo gab es denn so was?
    »Zamorra spricht die Wahrheit«, erklärte Thaagu. »Ich habe gerade noch einmal darüber nachgedacht. Es ist wirklich kein Funken Leben in diesen Menschen hier.«
    »Kann ich mir nicht vorstellen«, beharrte Oleg bockig. »Wenn ein Körper tot ist, dann fängt er doch an zu verwesen. Oder sind vielleicht alle Burgbewohner erst gestern auf einen Schlag gleichzeitig gestorben? Was sagt ihr Schlauberger denn zu diesem Argument? He? Zamorraaaaa!«
    Olegs Ausführungen endeten in einem Schreckensschrei, denn Zamorra war plötzlich spurlos verschwunden!
    In dem kleinen Raum gab es natürlich keine Versteckmöglichkeit. Sollte dieser geheimnisvolle Zamorra doch nicht gelogen haben? Gab es wirklich die Möglichkeit, sich unsichtbar zu machen? Das Weltbild des Anarchisten bekam immer mehr Risse…
    »Nicht nervös werden.« Nun vernahmen Oleg und Thaagu Zamorras Stimme, aus nächster Nähe. »Offenbar hat mit meiner Unsichtbarkeit alles geklappt. Ich werde bei der nächsten Gelegenheit fliehen und draußen alles für euer Entkommen vorbereiten. Anschließend hole ich euch hier raus.«
    Die Möglichkeit bot sich schneller als erwartet. Wenig später ertönten Stiefeltritte vor der Kerkertür. Zamorra presste sich gegen die Wand.
    Die Tür wurde aufgestoßen. Eine Wächterin stellte einen neuen Wasserkrug in den Kerker und pfefferte eine Art Fladenbrot hinterher. Die Tür war nicht länger als zehn Sekunden geöffnet. Zeit genug für Zamorra, hinter der Frau nach draußen auf den Gang zu schleichen. Die Wächterin rammte die Tür wieder zu und legte einen großen Eisenriegel davor.
    Der Dämonenjäger schaute sich um. Von dem Korridor, den nur wenige Kandelaber erleuchteten, zweigten verschiedene Zellen ab. Jede war mit einem unbekannten Symbol versehen. Offenbar handelte es sich um ein Zählsystem, das Zamorra nicht kannte. Es war weder Römisch noch Arabisch, nicht Babylonisch und nicht Indisch. Es hatte überhaupt keine Ähnlichkeit mit Zahlen aus der Menschheitsgeschichte, wie Zamorra sie kannte.
    Er merkte sich das Symbol auf der Zellentür seiner Gefährten und schlich den Flur hinunter. Er wollte Waffen besorgen und außerdem den schnellsten und sichersten Fluchtweg aus der Burg finden.
    Zamorra glitt
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