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0757 - Das Reich der Großen Schlange

0757 - Das Reich der Großen Schlange

Titel: 0757 - Das Reich der Großen Schlange
Autoren: Roger Clement
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stürzte.
    Oleg Petrow war durch Zamorras Anfangserfolge ermutigt. Ein Feigling war er ohnehin nicht, sonst hätte er sich nicht mit dem grausamen Lagerkommandanten Arkadi Baldew angelegt. Aber ihm fehlte manchmal die kühle Überlegung.
    So schaffte Oleg es zwar, den Speerschlägen eines angreifenden Ritters auszuweichen. Der Anarchist schlug sogar zurück und boxte den an ihm vorbeireitenden Angreifer mit ganzer Kraft in den Bauch. Dabei übersah er allerdings, dass die ritterliche Magengrube durch einen soliden Eisenpanzer geschützt war…
    Oleg heulte wild auf, nachdem seine Fingerknöchel mit dem Metall Bekanntschaft gemacht hatten. Er glaubte, dass er soeben seine eigene Hand zerschmettert hätte.
    Der junge Russe hüpfte wild auf der Stelle und bemerkte zunächst gar nicht, dass zwei Ritter abgestiegen waren und ihm die Hände auf dem Rücken fesselten.
    Oleg leistete keinen Widerstand mehr. Er konnte und wollte es nicht riskieren, seine Hand noch weiter zu verletzen.
    Thaagu kämpfte nicht, wenn man einmal von seinen sinnlosen Zauberversuchen absah. Der Schamane war immer noch schockiert darüber, dass seine Kräfte versagten. Ohne sie war er nur ein sehr alter Mann.
    Schließlich wurden die Handfesseln der drei Gefangenen noch durch ein Seil miteinander verbunden. Die Ritter ließen Thaagu als Ältesten voranschreiten. Ihm folgte Zamorra, den man inzwischen aus dem Netz befreit und ebenfalls gebunden hatte, und Oleg bildete das Schlusslicht.
    Die Ritter geleiteten ihre Gefangenen zum Schloss. Ein Entkommen war unmöglich.
    »Ich verstehe die Menschen nicht mehr«, maulte Oleg niedergeschlagen.
    »Wieso?«, fragte Zamorra.
    »Da werden die Schwarzen jahrhundertelang unterdrückt von Despoten und von Kolonialherren, die fast schlimmer sind als der russische Zar! Und was tun sie? Jetzt unterdrücken sie selbst, nehmen uns ohne Grund unsere Freiheit!«
    »Nicht in dieser Welt«, murmelte Zamorra gedankenversunken. Er schmiedete bereits Fluchtpläne. »Wir wissen nicht, ob die Schwarzen auch in dieser Welt unterdrückt wurden oder werden! Ihrem Sprecher jedenfalls steht die Herrenpose ziemlich überzeugend.«
    »Ha! Kein Gott und kein Herr!«
    Oleg zitierte den anarchistischen Wahlspruch, den er sich auf die Brust hatte tätowieren lassen.
    »Leg doch mal eine andere Platte auf«, sagte Zamorra. »Wir sollten lieber alle gemeinsam überlegen, wie wir hier rauskommen können. Thaagu, hast du einen Vorschlag?« Der Schamane reagierte nicht, sondern stapfte vor sich hin wie ein Zombie. »Thaagu?«
    »Ich verstehe das alles nicht«, murmelte der Tunguse schließlich. »Ich habe der Großen Schlange die Treue geschworen. Und sie? Sie enthält mir nicht nur neue magische Kräfte vor, sondern nimmt mir auch noch meine vorhandenen.«
    Dazu hätte Zamorra einiges sagen können. Zum Beispiel, dass Zauberkräfte nicht zwangsläufig in einer anderen Dimension ebenfalls wirken mussten. Aber er zog es vor zu schweigen. Thaagu sollte ruhig glauben, dass die Große Schlange ihn verraten und verkauft hatte. Das würde ihn lehren, sich nicht noch einmal mit Dämonen einzulassen.
    Außerdem hielt Zamorra noch aus einem anderen Grunde den Mund. Er hatte plötzlich das Gefühl, als sei Nicole Duval in nächster Nähe. Das bedeutete natürlich, dass sie ebenfalls in diese Dimension gewechselt war.
    Zamorra versuchte, sich seine Erleichterung nicht anmerken zu lassen. Aber auf Nicole konnte er nun einmal zählen. Wenn sie bemerkte, dass er gefangen war, würde sie Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um ihn zu befreien.
    Während Zamorra diese Gedanken durch den Kopf gingen, öffneten sich die beiden mächtigen Flügel des Burgtores.
    Hintereinander betraten die drei Gefangenen die düstere Festung…
    ***
    Kurz vorher
    Nicole Duval fand sich in einer Sanddüne wieder.
    Sie nieste, denn der feine Sand wurde ihr von einem Windstoß in die Nase geblasen, und hob den Kopf.
    Die Landschaft war eine bizarre Mischung aus Normandie und Sahara. Und doch auch wieder keines von beidem. Jedenfalls konnte man hinter dem Dünenkamm die nahe Küste erkennen. Das Rauschen der Brandung war nicht zu überhören.
    »Wo sind wir hier, Nicole?«
    Die Dämonenjägerin drehte sich um. Einige Meter neben ihr war Lena Kuslowa gelandet. Die Russin erhob sich auf Hände und Knie und kam zu Nicole herübergekrabbelt.
    »Ich habe keine Ahnung, Lena«, antwortete sie.
    Für Nicole war es nicht die erste, sondern die bisher letzte von unendlich vielen
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