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0757 - Das Reich der Großen Schlange

0757 - Das Reich der Großen Schlange

Titel: 0757 - Das Reich der Großen Schlange
Autoren: Roger Clement
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schon bei ihnen. Sie zügelten ihre Reittiere, und einer von ihnen, wahrscheinlich der Anführer, hob sein Visier.
    Für einen Moment versuchte Zamorra, sich in den Mann hineinzuversetzen. Er, Zamorra, war sich im Klaren darüber, dass sie einen merkwürdigen Anblick bieten mussten.
    Oleg Petrow in seinen Gefängnislumpen. Der kahlköpfige achtzigjährige Schamane im Fellmantel mit Eisen-Zierrat. Und Zamorra selbst im Gehrock, mit Weste, Stehkragen und Gamaschen.
    Doch der Ritter wirkte auf Zamorra nicht weniger irritierend.
    Der Mann im Sattel war ein Schwarzer. Der Dämonenjäger war zwar kein Experte für afrikanische Kultur, aber soweit er wusste, hatte es auf dem Schwarzen Kontinent niemals eine Ritterkaste gegeben. Zumindest nicht im europäischen Sinn.
    Jedenfalls nicht auf »seinem« Zeitstrang, in der Vergangenheit, wie sie Zamorra vertraut war. Aus Geschichtsbüchern und aus eigener Anschauung…
    »Wer seid ihr?«, verlangte der Ritter zu wissen.
    Immerhin verstand Zamorra die Sprache des dunkelhäutigen Kriegers. Allerdings ging er nicht davon aus, dass dieser Russisch oder Französisch redete, oder eine andere Sprache, die in Zamorras Welt geläufig war. Der Dämonenjäger nahm vielmehr an, dass eine Verständigungsmagie aktiv war.
    »Wir sind Reisende«, entgegnete Zamorra schnell, bevor Oleg oder Thaagu irgendeinen Unsinn von sich geben konnten. Zamorras Antwort war zwar auch nicht perfekt, aber das Beste, was ihm in dieser unwirklichen Situation einfiel.
    Doch das Beste war nicht gut genug.
    Trotz des Helms mit Straußenfederbusch konnte Zamorra sehen, wie der schwarze Ritter unwillig seine Augenbrauen zusammenzog.
    »Reisende, soso. Aber wo sind eure Reittiere, ihr Reisenden? Ich sehe sie nicht. Oder seid ihr mit einem Boot unterwegs? Dann muss es ein unsichtbares Boot sein. Oder vielleicht lauft ihr ja zu Fuß durch unsere schöne Welt. Dann aber frage ich mich, wo eure Fußspuren sind.«
    Er deutete mit seiner eisenbehandschuhten Rechten auf den Sandboden. Zamorra biss sich auf die Lippen. Der Ritter hatte Recht. Man konnte ganz deutlich erkennen, dass rings um die drei Männer keine Fußstapfen im Sand zu sehen waren.
    »Wir sind geschwommen«, sagte Oleg. Seine Stimme bebte vor Stolz auf seinen nur scheinbar genialen Einfall.
    »Dann frage ich mich, warum eure Kleider knochentrocken sind«, gab der Ritter zurück. »Jedenfalls habt ihr es geschafft, unbemerkt ziemlich nahe an unsere Festung zu kommen. Aber nicht nahe genug.« Er drehte den Kopf halb zur Seite. »Ergreift die Piratenspione!«
    Die anderen Ritter trieben ihre Zebras vorwärts. Thaagu fuchtelte mit den Armen und kreischte Sätze in einer unbekannten Sprache. Doch es war offensichtlich, dass seine Zauberkraft hier völlig wirkungslos war.
    Ob es daran lag, dass sie sich in einer anderen Welt befanden oder ob die Große Schlange ihrem Vasallen spaßeshalber seine Kräfte genommen hatte, wusste Zamorra nicht. Ihm war nur bekannt, dass Dämonen manchmal einen bizarren Sinn für Humor besaßen.
    Momentan hatte er auch ganz andere Sorgen als über diese Frage nachzugrübeln.
    Gleich zwei Ritter nahmen ihn auf ihren Zebras in die. Zange. Immerhin schienen die Einheimischen Zamorra und seine Gefährten lebendig gefangen nehmen zu wollen. Denn sie hatten ihre Wurfspeere umgedreht und stießen nur mit den stumpfen Schaftenden nach dem Dämonenjäger.
    Zamorra packte einen Speerschaft und zog mit beiden Händen ruckartig daran.
    Damit hatte der Ritter nicht gerechnet. Er glitt aus dem Steigbügeln und stürzte, vom Gewicht seiner Rüstung nach unten gezogen, in den Sand.
    Klirrend und scheppernd versuchte er, wieder auf die Beine zu kommen. Inzwischen beschäftigte sich Zamorra mit dem zweiten Angreifer. Dieser hatte sein Zebra gewendet und ritt nun eine neue Attacke gegen den Dämonenjäger. Allerdings hatte er die Waffe gewechselt. Doch das bemerkte Zamorra erst, als es zu spät war.
    Der Ritter warf ein engmaschiges Netz!
    Zamorra wollte noch zur Seite hechten, aber das Netz schien seiner Bewegung zu folgen. Gleich darauf hatte es ihn völlig eingehüllt. Fluchend versuchte Zamorra, sich zu befreien, doch er verfing sich nur immer stärker in dem engmaschigen Netz.
    Bildete er es sich nur ein, oder führte es wirklich ein magisches Eigenleben?
    Auf jeden Fall schnürte es sich so dicht um Zamorra, dass er sich schon bald vorkam wie ein Rollbraten. Seine Beine wurden so fest zusammengeschnürt, dass er das Gleichgewicht verlor und zu Boden
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