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0757 - Das Reich der Großen Schlange

0757 - Das Reich der Großen Schlange

Titel: 0757 - Das Reich der Großen Schlange
Autoren: Roger Clement
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beschloss, die Wahrheit zu sagen. Jedenfalls so weit, wie der Ritter sie verstehen konnte. Einen Versuch war es wert.
    »Wir sind auf magischem Weg hierher geschleudert worden. Wir kommen aus einer anderen Welt. Wir wissen nicht, wer du bist und wo wir sind.«
    Der Schwarze kraulte nachdenklich seinen Kinnbart. »Aus einer anderen Welt, schau an. Das würde erklären, warum ihr keine Fußabdrücke hinterlassen habt. Hinzu kommt eure Hautfarbe. Weißhäute habe ich schon öfter gesehen. Viele von den Piraten sind Weißhäute. Aber noch nie zuvor erblickte ich einen Menschen wie den Greis da.«
    Er deutete auf Thaagu, der sich mit seiner Mongolenfalte um die Augen und seiner bronzefarbenen Haut deutlich sowohl von Zamorra und Oleg als auch von den Afrikanern unterschied.
    »Dann glaubst du mir also?«
    »Das wird sich zeigen. Wie lauten eure Namen?«
    Zamorra nannte sie.
    Der Ritter lehnte sich in seinem Thron zurück. »Und ich bin Kata, Edler von Aakra. Ich bin Herr über…«
    »Kein Gott und kein Herr! Keine Macht für niemand!«
    Dieser Ausruf kam von Oleg, der nun mit seiner schwächlichen Faust in der Luft herumfuchtelte. Offenbar wollte er unbedingt wieder seinen Senf dazugeben.
    Zamorra verfluchte sich wiedereinmal selbst dafür, dass er den jungen Russen nicht geknebelt hatte. Oleg besaß ein großes Einfühlungsvermögen, allerdings mit falschem Vorzeichen. Er schaffte es mit traumwandlerischer Sicherheit, stets zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort etwas Unpassendes zu sagen.
    Kata zog unwillig seine Augenbrauen zusammen. »Was soll das heißen? Die Götter selbst haben mich und meine Vorfahren auf diesen Thron gesetzt, um das Land zu regieren.«
    »Es gibt keine Götter! Nieder mit den Mächtigen!«, krähte Oleg.
    Ist er jetzt völlig durchgedreht?, dachte Zamorra. Dieser Anarcho ist ja noch undiplomatischer als Asha Devi. Und das will was heißen…
    »Ich werde nicht hinnehmen, wie du die Götter in den Schmutz ziehst«, knurrte Kata. »Werft diese Kanaillen in den untersten Kerker!«
    Gegenwehr war sinnlos. Nachdem gleich drei Hellebardenspitzen auf seine Kehle gerichtet waren, verzichtete Zamorra auch nur auf den leisesten Versuch.
    Wenn er hier heil herauskam, dann höchstwahrscheinlich mit Hilfe seiner Gefährtin Nicole Duval, deren Anwesenheit er zuvor so deutlich gespürt hatte. Und auch jetzt war ihm immer noch bewusst, dass sie in der Nähe war. Vielleicht nicht innerhalb der Burg, aber doch zumindest im Umkreis von fünf Kilometern.
    Dieser Gedanke tröstete Zamorra darüber hinweg, dass er, Thaagu und der lauthals protestierende Oleg von den Gardistinnen aus dem Thronsaal geschleift wurden.
    Die Besucher aus einer anderen Welt stolperten ein paar steile Treppen hinunter, angetrieben von Hellebardenstößen. Eine Soldatin sperrte eine niedrige Kerkertür auf. Zamorra musste in die Hocke gehen, um den Raum betreten zu können. Seinen Gefährten erging es nicht besser.
    Der Kerker war nicht größer als das Kinderzimmer einer Sozialbauwohnung. Die Einrichtung bestand aus einem Haufen fauligen Strohs sowie einem Wasserkrug und einem Eimer. Durch ein schulheftgroßes Gitterfenster drangen Lichtstrahlen in das Verlies.
    Die Gardistinnen rammten die Tür hinter den drei Männern zu.
    Zamorra ließ sich auf das Stroh fallen und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.
    »Nicht gerade das Waldorf-Astoria. Aber eine echte Verbesserung gegenüber unserer Arrestzelle im Straflager Nr. 252, nicht wahr, Oleg? Ihr Anarchisten scheint es ja darauf anzulegen, möglichst viel Zeit hinter Schwedischen Gardinen zu verbringen.«
    Oleg blieb stehen. Er hatte die Hände in die Hosentaschen gerammt und starrte vor sich hin.
    »Die Herrschenden fürchten eben die Wahrheit!«, sagte er bockig.
    Zamorra war wild entschlossen, sich von seinem heißspomigen Gefährten die Laune nicht mehr verderben zu lassen. Der Dämonenjäger versuchte, aus jeder Situation das Beste zu machen.
    Und ihm war soeben eingefallen, worin für ihn selbst der Vorteil ihrer Gefangenschaft lag…
    Oleg musterte die Granitquader, aus denen die Wände bestanden. Der Schamane hingegen spähte aus dem Fenster. Versonnen betrachtete er die Vögel am Himmel.
    »Ist euch gar nichts aufgefallen?«, fragte Zamorra.
    »Was soll uns denn auffallen, außer dass wir in den Händen eines brutalen Unterdrückers des Volkes sind?«, knurrte Oleg schlecht gelaunt.
    »Dir auch nicht, Thaagu?«
    Der Schamane machte eine verneinende Kopfbewegung.
    »Alle in dieser
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