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0757 - Das Monster-Spiel

0757 - Das Monster-Spiel

Titel: 0757 - Das Monster-Spiel
Autoren: Jason Dark
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übergegangen in das Dunkel der Nacht.
    Abgekühlt hatte es sich kaum. Wie ein Tonnengewicht lastete die Schwüle nach wie vor über dem Land. Ich hielt Ausschau nach irgendwelchen Lichtern, denn in der Umgebung mussten sich einfach Dörfer und kleinere Vororte befinden.
    Die Nacht war nicht lichtlos. Irgendwo schimmerten die hellen Flecken schon durch, aber sie alle waren sehr weit entfernt. Ich wollte von meinem Chef wissen, ob er herausgefunden hatte, wo wir uns ungefähr befanden.
    »Ja, das habe ich. Noch immer ziemlich weit südlich. In der Nähe liegt Wimbledon.«
    Ach ja, Englands Tennis-Mekka. In gut zwei Wochen würde der Zirkus wieder beginnen. Mir war auch bekannt, dass um die Anlage herum einige Hotels lagen, die Gäste des Turniers aufnahmen und auch Spieler, damit sie möglichst kurze Wege zu den Spielfeldern hatten.
    Waren die Hotels Verstecke für den Köpfer?
    Es konnte sein, musste aber nicht, und ich wünschte es mir auch nicht, denn wenn Zodiak mit unschuldigen Menschen in Berührung kam, konnte ich für nichts garantieren.
    In der Schwüle fühlte ich mich wie jemand, der festklebte und sich bei jedem Schritt nur schwerfällig lösen konnte. Es war zudem eine ungewöhnliche Nacht. So seltsam still, gefährlich ruhig. Da auch kein Wind wehte, schien sie den Atem anzuhalten, um ihn erst dann wieder auszustoßen, wenn etwas passiert war.
    Zum Glück ereignete sich nichts. Sir James steckte die Beretta seitlich in den Gürtel, und ich machte ihn darauf aufmerksam, dass ich schon zweimal geschossen hatte.
    »Damit werde ich leben können«, erklärte er. Wie ein junger Mann schwang er sich in den Wagen.
    Hätte ich nicht die Schmerzen in meinem Kopf gespürt, so hätte ich ihn mehrmals geschüttelt, denn was ich hier mitbekam, das war einfach unbegreiflich.
    Ich kletterte ebenfalls in den Wagen und klemmte mich auf den Beifahrersitz. Zuvor hatte ich die hintere Tür geschlossen.
    Sir James lächelte mir zu, als ich mit einer müden Bewegung über mein Haar strich. »Können wir, John? Fühlen Sie sich gut genug?«
    »Sie sind der Boss, Sir.«
    Er nickte, lächelte und startete. Ich konnte mich nur wundern. So gut drauf hatte ich ihn in den letzten Jahren noch nicht erlebt. Sir James schien einen dritten oder vierten Frühling zu erleben. Fehlte nur noch, dass er scharf auf junge Mädchen war.
    Aber man soll ja nichts übertreiben…
    ***
    Wir rollten in die Nacht hinein. Ich kam mir dabei vor, als säße ich gar nicht im Führerhaus, sondern nur mein Geist, wobei mein wahres Ich irgendwo über ihm schwebte.
    Es konnte auch an den Kopfschmerzen liegen oder an der Situation, die meiner Ansicht nach auf den Kopf gestellt war. Das war mir noch nie widerfahren. Ich hockte neben Sir James, meinem Chef, der den Wagen lenkte. Normalerweise wäre es umgekehrt gewesen, aber hier war er derjenige, der den Ton abgab.
    Es waren noch zwei Stunden bis zur Tageswende. Ich konnte mir vorstellen, wie es jetzt in den Londoner Vergnügungsbezirken aussah. Da spielte sich jetzt die Open Night ab. Da waren die Lokale voll, da wurde durchgemacht bis in den Morgen, doch in dieser Gegend, durch die wir rollten, war tote Hose angesagt.
    Verdammt zur Stille, zum Schweigen. Nicht einmal Gegenverkehr hatten wir bisher bekommen. Ich folgte mit meinen Blicken dem hellen Scheinwerferteppich, und der Untergrund kam mir geisterhaft bleich vor, als wären aus seiner Tiefe die unheimlichen Erdgespenster gestiegen, um alles in ihrer Nähe zu umarmen.
    Irgendwo hatte ich ein schlechtes Gewissen, wenn ich an meine Freunde dachte. Jane, Sarah und Suko mussten sich einfach im Stich gelassen fühlen. Des Öfteren schielte ich auf das tragbare Telefon, das zwischen uns auf dem Sitz lag. Immer öfter geriet ich in Versuchung, bei Lady Sarah anzurufen, aber Sir James, der meine Blicke mitbekommen hatte, lächelte nur, schüttelte den Kopf und sagte:
    »Lassen Sie nur, John, es ist bestimmt besser.«
    In mir kochte es plötzlich. Verdammt, woher wollte er denn so genau wissen, dass es besser war? Darauf konnte ich mir keinen Reim machen. Eine derartige Selbstgefälligkeit hatte ich bei ihm noch nie erlebt. Das musste einen Grund haben.
    Wusste Sir James mehr? Hatte er irgendetwas in Erfahrung bringen können, und war er mir deshalb voraus?
    Ich schielte ihn von der Seite her an und sah auf seinen Lippen tatsächlich so etwas wie ein dünnes, möglicherweise auch wissendes Lächeln.
    Meine Gedanken drehten sich natürlich auch um Assunga und Will
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