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0752 - Lauras Leichenhemd

0752 - Lauras Leichenhemd

Titel: 0752 - Lauras Leichenhemd
Autoren: Jason Dark
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fiel.
    Doch es blieb ruhig. Nur einige Vögel durchflatterten hektisch die Luft. Sie hatte der Knall aus ihrer beschaulichen Ruhe gerissen.
    Wo steckte Sheila?
    Ich rannte weiter, ich hoffte darauf, Stimmen zu hören und wünschte mir gleichzeitig, den richtigen Weg eingeschlagen zu haben. Sie hatte sich umgezogen. Sie trug ein ponchoähnliches Hemd von roter Farbe, auf dessen Vorderseite sich ein ebenfalls rotes, aber dunkleres Muster aus Streifen abzeichnete, so dass mir der Gedanke an Blut kam. So hatte ich sie noch nie gesehen, auch nicht ihr Gesicht, das sich verändert hatte.
    Zwar waren die menschlichen Züge geblieben, nur hatte ich in meinem Leben genügend Personen kennen gelernt, die unter einen dämonischen Einfluss geraten waren, und das war bei Laura der Fall.
    Eine andere Kraft leitete sie.
    Ich wusste natürlich nicht, wer dahinter steckte, aber ich war fest entschlossen, sie zu vernichten.
    Mit meinem Auftauchen hatte sie nicht gerechnet. Sie war ziemlich überrascht worden.
    Man kann nicht nur Pech haben. Durch eine Lücke im Buschwerk entdeckte ich eine Lichtung, und ich sah dort auch die schattenhaften Bewegungen.
    Jetzt ging ich langsamer und auch geduckt. Ich wollte nicht zu früh entdeckt werden, aber da brauchte ich mir keine Sorgen zu machen, denn Laura wandte mir den Rücken zu.
    Sie stand zwischen zwei Personen, die reglos am Boden lagen.
    Sheila und Johnny!
    Mir blieb beinahe das Herz stehen, denn beide rührten sich nicht mehr.
    Für die Dauer einer Sekunde hatte ich den Eindruck, unter meinen Füßen den Boden zu verlieren. Dann, war es vorbei, ich sah wieder klarer und griff ein.
    »Laura!« Meine Stimme war vergleichbar mit einem Peitschenknall.
    Sie wirbelte herum und ich lief auf sie zu! die Gelegenheit gab, näher an sie heranzukommen. Dann aber verzerrte sich ihr Gesicht. Ich hatte inzwischen mein Kreuz hervorgeholt und war auch nahe genug an Laura Saracelli herangekommen. Ich warf es auf sie zu.
    Mein silberner Talisman drehte sich in der Luft. Er blitzte dabei einige Male auf, und Laura, die nicht schnell genug zur Seite kommen konnte, wurde voll erwischt. Das Kreuz traf ihren Poncho. Es hakte sich fest. Ich hatte sie. Und dann erlebte sie das Grauen!
    Plötzlich wallte sich das Leichenhemd vorn in die Höhe, als wäre es von einem Sturmwind erfasst worden. Es kroch hoch, gleichzeitig zuckten silbrige Strahlen über den Stoff hinweg. Sie liefen zu beiden Seiten des Kopfes, wo sich die Öffnung befand, zusammen, und dort bildeten sie plötzlich einen kleinen Flammenkranz, der sich im Nu ausbreitete.
    Das Kleid hatte Feuer gefangen.
    Ich stand da und schaute zu.
    Es war wie im Märchen Aschenputtel, nur hier erlebte ich die Realität. Laura stand in Flammen, nein, das Kleid brannte und sonderte dabei einen gelbgrünen Rauch ab, der widerlich stank, als hätte jemand altes Blut mit fremden Gewürzen vermischt.
    Sie hielt sich auf den Beinen. Sie drehte sich, das Kleid schwang hoch, und es bestand nur mehr aus einer einzigen Feuerwolke, die sich weiter in die Höhe drückte, als wollte sie alles andere umschlingen, in erster Linie natürlich die Trägerin. Der widerliche Rauch trieb über die Lichtung und mir entgegen. Ich hielt den Mund geschlossen, ich wollte ihn nicht einsaugen, und dann glaubte ich, so etwas wie ein Gesicht zu sehen, das sich im Zentrum des Rauches abzeichnete.
    Es war das Gesicht einer Frau.
    Natürlich nicht materialisiert, es befand sich in einer Auflösung, doch ich konnte sehen, dass es eine widerliche und böse Frauenfratze war, die der Rauch schließlich überdeckte und auch verschwinden ließ. Das Kleid brannte nicht mehr so stark.
    Es war zusammengefallen, hing wie ein schwarzes Tuch mit gezackten Rändern um Lauras Körper. Seltsamerweise stand sie noch auf den Beinen, hielt den Blick gesenkt und konnte nicht glauben, dass der Wind die Reste des Kleides packte und sie fortwedelte wie dünne Asche.
    Mein Kreuz lag im Gras, dicht vor ihren Füßen. Ich wusste, dass mir von Laura keine Gefahr mehr drohte.
    Deshalb ging ich zu Sheila und Johnny. Beide lebten noch. Sie lagen nur in einer tiefen Bewusstlosigkeit.
    Ich dachte daran, dass ich diesmal im richtigen Augenblick gekommen war. Oft genug hatte ich es nicht geschafft, die Menschen zu retten. Diesmal hatte ich eine ausgleichende Gerechtigkeit erlebt, und dafür war ich dem Schicksal dankbar.
    Auch Suko und Bill hatten den Weg gefunden und erschienen jetzt. Um sie kümmerte ich mich nicht, denn hinter
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