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0752 - Lauras Leichenhemd

0752 - Lauras Leichenhemd

Titel: 0752 - Lauras Leichenhemd
Autoren: Jason Dark
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schimmerte schwarz.
    Laura lief zum Schalter und legte ihn um. Kaum klang das schnackende Geräusch auf, als sich die Birne erhellte und ihren gelben Lichtschein in den Raum warf. Die Ecken blieben fast im Dunkeln, aber in die Mitte hinein flutete die bleiche Helligkeit, und sie reichte Laura aus.
    Der Speicher war zwar mit Gerümpel voll gestopft, das aber hatte Laura in die Ecken geräumt, so dass sie von den Kisten, Kartons und halbzerbrochenen Möbelstücken nicht gestört wurde. Für ihren Plan hatte sie sehr viel Platz.
    Laura ging in die Knie und ließ den Stoff über ihren rechten Arm rutschen.
    Auf dem Boden breitete sie ihn aus.
    Sie lächelte wieder, als sie darauf schaute. Ja, das genau war das Kleid, nach dem sie so lange gesucht hatte.
    War es tatsächlich ein Kleid?
    So ganz wollte sie das nicht unterschreiben. Es kam ihr eher wie ein Poncho oder ein Hemd vor. Dabei sollte es ein Kleid sein. Ja, es war immer von einem Kleid die Rede gewesen.
    Laura zweifelte, doch nicht sehr lange. Egal, wie das Kleidungsstück aussah, es war das richtige, und sie breitete es noch einmal aus und glättete es mit den Handflächen. Jede Falte sollte aus dem Stoff verschwinden. Sie betrachtete es wie ein Heiligtum.
    Erst jetzt kam sie dazu, sich bei dem kleidähnlichen Hemd um Einzelheiten zu kümmern. Auf den ersten Blick sah es für sie einfach zu breit aus. Aber das machte nichts bei dem Schnitt. Laura war davon überzeugt, dass es ihr passen würde. Es bestand aus zwei Hälften Stoff, die aneinander genäht worden waren, wobei gleichzeitig eine Lücke freigelassen worden war, durch die sie den Kopf drücken konnte.
    Das Hemd zeigte eine rote Farbe.
    Oder nicht?
    Laura war sich da nicht so ganz sicher. Sie prüfte noch einmal nach, schob das dichte Haar zurück und beugte sich vor. Dabei fiel sie auf die Knie.
    Nein, es war nicht direkt rot. Zwar überwog dieser Ton, doch eigentlich war es mehr ein Orange, sehr tief und intensiv, wie bei einer Vollreifen Orange.
    Etwas dunkler in der oberen Hälfte. Nach unten hin verlor sich die Farbe in breiten, wolkigen. Farben, die aber auch innerhalb des Rotbereichs blieben.
    Nicht schlecht, dachte sie. Einfach wunderbar. Allein deshalb, weil sich die Farbe noch so lange gehalten hatte und nicht verblasst war.
    Noch einmal strich sie darüber hinweg.
    Sehr fest fühlte sich das Hemd an. Wahrscheinlich bestand der Stoff aus dichtem Leinen, und das hielt ja eine Ewigkeit. Sie lächelte wieder. Ihr Blick glitzerte und strahlte. Laura Saracelli war der Faszination des Kleides schon jetzt voll und ganz erlegen.
    Sie konnte sich dies zwar selbst nicht erklären, aber zwischen ihr und dem hemdähnlichen Kleid hatte sich so etwas wie eine Beziehung aufgebaut. Es war für sie einfach wie geschaffen. Sie wollte kein anderes Kleid mehr haben.
    Laura erhob sich und nahm auch das Kleid auf. Der Boden kam ihr für dieses wertvolle Stück einfach zu schmutzig vor. Sie hielt es vor sich und musste dabei die Arme so weit wie möglich ausbreiten, um es überhaupt in dieser Lage halten zu können.
    Sie schaute auf den runden Ausschnitt, sah nur das Kleid, das sie lockte, das dabei war, mit ihr einen Kontakt aufzunehmen. Es schien zu ihr sprechen zu wollen.
    »Nimm mich! Zieh mich an, Laura! Ich gehöre dir!«
    Ihr schwindelte. Die Kehle trocknete aus. Sie zwinkerte mit den Augen und hörte sich laut atmen.
    Was war das nur gewesen?
    Laura kam nicht mehr zurecht, doch sie wusste, dass sie und das Kleid zusammengehörten. Nicht erst seit der letzten Sekunde, sondern schon immer. Mit ihren siebzehn Jahren war sie noch nie so vergnügt gewesen wie in diesem Augenblick. Aber auch erschreckt und gleichzeitig fasziniert. Sie wusste, dass dieses Kleid allein für sie geschaffen worden war, für keinen anderen sonst.
    Sie würde es anziehen!
    Es gehörte ihr!
    Und Laura setzte ihr Vorhaben endlich in die Tat um. Sie krempelte den Stoff auf und kroch mit geschickten Bewegungen von unten her in das Kleid hinein.
    Für kurze Zeit verschwand das Licht, wurde es um sie herum dunkel. Dann durchstieß der Kopf die Öffnung. Das Kleid rollte sich wieder auf, es fiel nach unten, und erst jetzt stellte sie fest, dass es gar nicht so lang war.
    Sie hatte schon befürchtet, dass es ihr bis weit über die Füße fallen würde. Das stimmte nicht. Dicht über den Knöcheln endete der Saum des Kleidungsstücks, das doch mehr die Form eines Ponchos hatte.
    Laura blieb auf der Stelle stehen und breitete die Arme aus, nachdem
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