Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0750 - Ich bin dein Henker, Sinclair!

0750 - Ich bin dein Henker, Sinclair!

Titel: 0750 - Ich bin dein Henker, Sinclair!
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Satz.
    »Nun?«
    Ich konzentrierte mich auf den Satz und nicht auf die Frage der Horror-Oma. Dann wusste ich es. Ich wurde blass und fing an zu zittern.
    »Was hast du gelesen, John?«, fragte Lady Sarah.
    Ich drehte mich herum, damit ich sie anschauen konnte. »Nur einen Satz habe ich gelesen. Ich hole dich, Sinclair…«
    ***
    Lady Sarah nickte.
    Ich stand in meinem Wohnzimmer, beobachtet von zwei Augenpaaren, und ich wusste nicht, was ich tun sollte. Natürlich ging mir diese eine Botschaft nicht aus dem Sinn. Sie war so verflixt persönlich gemeint, sie war an mich allein gerichtet, denn ich war in ihr auch mit meinem Namen angesprochen.
    Ich hole dich, Sinclair!
    Zum Teufel noch mal, wer wollte mich da holen? Es gab nur eine Antwort auf die Frage. Nämlich die Person, die vor dem düsteren Gemäuer stand und von der ich annahm, dass sie ein Vampir war.
    Sie wollte mich holen!
    Meine Schritte schleiften über den Teppich, als ich wieder an meinen Platz ging, mich setzte und das Bild behutsam auf den Tisch legte. Ich starrte darauf, war froh, dass ich von den beiden Frauen nicht angesprochen wurde.
    Wer war dieser Mann?
    Ich grübelte, dachte nach, zermarterte mir das Gehirn, doch ich kam einfach nicht darauf, ob und wo ich diesen Mann, der dem eiskalten Engel glich, schon einmal gesehen hatte. Ich wusste auch nicht, welchen Grund er haben konnte, mich zu holen, was im Endeffekt dem Tod gleichkam. Das stand für mich fest.
    Jane hielt das Schweigen nicht mehr länger aus. »Hast du keine Idee, John?«
    »Keine.«
    »Nie gesehen?«
    »Nein.«
    »Warum will er dich dann holen?«, fragte Sarah. Sie vermied den Begriff töten.
    »Keine Ahnung, Sarah. Ich weiß es wirklich nicht. Sofern ich mich erinnern kann, bin ich ihm noch nie begegnet. Es gibt nichts zwischen uns, das uns zu Feinden gemacht hätte. Da muss ich euch leider enttäuschen.«
    »Das ist natürlich schlecht«, murmelte Jane. »Als einen Scherz fasse ich es nicht auf.«
    »Darauf kannst du wetten.« Ich wechselte das Thema. »Also, ich könnte auf den Schreck einen Schluck vertragen. Ihr auch?«
    Sie nickten. Jane wollte aber nur einen kleinen. Ich entschied mich für Kognak. Die Flasche zeigte bereits einen leichten Staubfilm, so alt war sie geworden. Ich verteilte das französische Erzeugnis in drei Schwenker und schaute dabei durch das Fenster, wo sich das Wetter noch immer nicht verändert hatte. Nur ich sah es mit anderen Augen an. Der Himmel kam mir längst nicht mehr so blau vor. In ihn hinein hatten sich die Schatten wie lange Finger gebohrt, aber das war wohl nur eine Einbildung.
    Nachdenklich ging ich zum Tisch zurück, verteilte die Gläser, bevor ich mich setzte.
    Wir tranken. Auch der Kognak schaffte es nicht, die Ratlosigkeit zu vertreiben. Keiner von uns bekam den berühmten Kick, dem die Lösung folgte. Wir verfielen in brütendes Schweigen.
    »Was war denn mit dem Überbringer?«, fragte ich schließlich.
    Jane winkte ab. »Nichts, den kannst du vergessen. Es war ein junger Mann, der bestimmt mit der Sache nichts zu tun hatte. Glaub es mir.«
    »Okay.« Ich nahm mir das Papier vor, drehte es herum und suchte nach einem Poststempel. Auch da war nichts zu finden. Man konnte es als jungfräulich bezeichnen.
    »Nun?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nichts, Jane, überhaupt nichts. Ich kenne keinen Menschen, der so aussieht.«
    »Falls es ein Mensch ist.«
    »An was denkst du?«
    Sie lächelte etwas hölzern und antwortete mit einer Gegenfrage.
    »Denken wir da nicht beide an das Gleiche? An einen Vampir, der sich nur nicht so offen gezeigt hat?«
    Dem stimmte ich zu.
    Lady Sarah räusperte sich. »Jane und ich haben natürlich über das Bild diskutiert. Auch jetzt bin ich noch der Ansicht, dass wir von falschen Voraussetzungen ausgehen, John.«
    »Inwiefern?«
    »Weil wir uns nicht auf die Person konzentrieren sollten, sondern mehr auf den Hintergrund. Ich denke dabei an die Burg.« Sie setzte ihre Brille auf, die an einem Band um den Hals hing und zwischen den Ketten wie ein Fremdkörper wirkte. »Dieses Gebäude ist nicht nur prägnant, sondern auch außergewöhnlich. John, das müsste zu finden sein, wenn man sich die entsprechende Mühe gibt.«
    Ich nickte, was nicht überzeugend aussah, denn auf meiner Stirn lag ein Faltenmuster. »Vielleicht«, murmelte ich. »Vielleicht aber auch nicht. Ich jedenfalls bin da überfragt.«
    »Es gibt aber Experten.«
    »Da magst du Recht haben. Allerdings möchte ich dich auch fragen, wie viele
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher