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0750 - Ich bin dein Henker, Sinclair!

0750 - Ich bin dein Henker, Sinclair!

Titel: 0750 - Ich bin dein Henker, Sinclair!
Autoren: Jason Dark
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aussah. Sein Licht streute er als fahlen Silberglanz auf ein gewaltiges Gemäuer im Hintergrund, das auf mich den Eindruck einer Kathedrale machte, beim genaueren Hinsehen aber mehr einem finsteren Schloss aus den Karpaten ähnelte oder einer perfekt gestylten Filmkulisse.
    Vom Schloss war nicht alles zu sehen, denn ein Großteil seiner vorderen Front wurde von einer Gestalt verdeckt, die nicht zu übersehen war, obwohl sie im unteren Drittel von dünnen Nebelstreifen umflort wurde.
    Die Gestalt interessierte mich. Natürlich war auch sie düster gezeichnet. Obwohl ich keinen Beweis dafür sah, hatte ich sofort den Eindruck, dass es sich bei ihr nur um einen Vampir handeln konnte.
    Mir schoss der Name Will Mallmann durch den Kopf, obwohl er keinerlei Ähnlichkeit mit dieser Gestalt aufwies, die allerdings eine bedrückende Düsternis und natürlich auch eine Atmosphäre der Gewalt ausströmte, obgleich sie eine etwas abwehrende Haltung eingenommen hatte. Durch die Bewegung bildete der Mantel ein hochkant stehendes Viereck, das seinen Körper voll und ganz verdeckte.
    Dafür lag das Gesicht frei! Ein Gesicht, das man nicht vergaß, zu dem man auch zwei- oder dreimal hinschaute, wie ich es tat.
    Ich bat Jane Collins, mir eine Lupe zu holen. Sie stand schweigend auf und kramte in einer schmalen Schublade herum. Ebenso schweigend kehrte sie wieder zurück. Mit leicht zitternden Fingern drückte sie mir die Lupe in die Hand. Ich nahm sie mit einem dankbaren Nicken entgegen.
    Schon jetzt war ich innerlich aufgewühlt, fühlte mich sogar von Lady Sarah gestört, deren Ketten klimperten, als sich die Horror-Oma neben mir bewegte.
    Ich hielt die Lupe vor mein rechtes Auge und beugte mich langsam vor, dabei nur auf das Gesicht konzentriert.
    Es gibt Frauen, für die manche Männer schön sind. Möglicherweise zählte diese Gestalt zu den schönen Männern, ich wollte das nicht unterstreichen, aber ich ging einfach davon aus, als ich die Linien in dem klar geschnittenen Gesicht sah, die blasse Haut, die sich scharf über den Knochen spannte, eine hohe Stirn bedeckte und dabei aussah wie ein bläulichgrauer Schatten.
    Hinzu kamen die dunklen Augen, die ein Versprechen gaben, das zugleich reizvoll und gefährlich war. Die Lippen konnte ich nicht genau erkennen, sie versteckten sich im Schatten des Mantels.
    Während ich die Gestalt betrachtete, suchte ich nach einem passenden Vergleich, denn ich hatte den Eindruck, dass der Mann jemandem ähnlich sah. Einem Mann, den ich von der Leinwand her kannte. Ich runzelte die Stirn, es lag mir auf der Zunge, doch plötzlich riss der Faden.
    »Ja«, flüsterte ich, »das ist es!«
    »Was ist es?«, fragte Jane.
    »Er sieht aus wie der junge Alain Delon.«
    Janes Nicken bestätigte mich.
    »Ein eiskalter Engel«, sprach ich leise weiter. »Ein todbringender Engel.«
    »Das denke ich auch.«
    Ich ließ meine Blicke an der gemalten Gestalt empor gleiten und betrachtete die pechschwarzen Haare, die sehr dicht waren und scheitellos den Kopf bedeckten.
    Wer war diese Person? Ich ließ das Bild sinken und stellte den beiden Frauen die Frage. Leider erntete ich nur Schulterzucken. Keine konnte mir eine Antwort geben.
    »Dabei hat man mir das Bild geschickt«, murmelte ich. »Verdammt, es ist ein Kunstwerk, das will ich gern zugeben, aber ein sehr unheimliches. Es kommt mir vor wie eine Bedrohung.« Ich schaute Jane an. »Lag denn kein Schreiben dabei?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das war auch nicht nötig.«
    Mir fiel der seltsame Unterton in ihrer Stimme auf und ich wollte wissen, wieso es nicht nötig gewesen war.
    »Das will ich dir sagen, John.« Sie legte ihre Finger gegen meine rechte Hand, die ebenso wie die linke den Rahmen des Bildes umfasst hielt. Der leichte Druck von Janes Seite her sorgte dafür, dass ich das Bild nach rechts kippte.
    »Was machst du?«
    »Halt es so fest, John. Nein, leg es noch etwas schiefer und sieh zu, dass das Licht voll darauf fällt. Uns ist es ja auch nur durch einen großen Zufall aufgefallen.«
    »Was fiel euch auf?«
    »Bitte, John.«
    Ich hob die Schultern und tat ihr den Gefallen. Allerdings stand ich auf, denn an einer anderen Stelle im Raum war der Lichteinfall besser. In diesem Fall sogar optimal.
    Ich entdeckte eine Schrift. Sie war im unteren Teil des Bildes im Nebel verborgen und hatte fast dieselbe graue Farbe wie er. Zuerst flimmerten die einzelnen Buchstaben vor meinen Augen. Ich konnte aber ein S, ein N und auch mehrer Is lesen. Worte, ein
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