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0747 - Jessicas Rächer

0747 - Jessicas Rächer

Titel: 0747 - Jessicas Rächer
Autoren: Jason Dark
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Rolle, ob die Puppe ein Junge oder ein Mädchen war. Sie musste ihr nur sympathisch sein.
    Die Neue war es nicht.
    Susy krampfte ihre kleinen Hände zu Fäusten zusammen und schaute bewusst nicht in den Wagen hinein. Sie stellte sich vor, dass alles ein Traum war, von einem Zauberer geschaffen, der gleich zurückkehren würde, um die andere Puppe wieder wegzuzaubern.
    »Komm, Zauberer, komm bitte!«, flüsterte sie zischend und noch immer die Augen geschlossen haltend.
    Sie hörte ihn nicht. Vielleicht konnte er sich auch lautlos bewegen und wollte sie damit überraschen. Susy verfügte über sehr viel Fantasie und redete sich dies ein.
    Sie öffnete die Augen wieder, drehte sich zu ihrem Wagen hin – und war enttäuscht. Der Zauberer war nicht erschienen. Es gab ihn nicht.
    Dafür gab es die Puppe!
    Sie lag noch immer an derselben Stelle und schaute schräg in die Höhe. Susy war jetzt so weit gefestigt, dass sie sich auf den unwillkommenen Spielkameraden konzentrieren konnte. Sie wollte sich die Puppe genau ansehen, auch wenn etwas Böses von ihr ausging.
    Das Gesicht war rund. Es glänzte. Die Wangen standen vor, die Nase war klein, aber gebogen wie bei einer Hexe aus den Märchenbüchern. Auch lag der Kopf der Puppe nicht frei. Auf ihm saß, obwohl die Puppe lag, ein schwarzer Zylinder, der eigentlich hätte lustig aussehen können, doch nicht für das Mädchen. Der Zylinder war mit einem Band am Kopf befestigt und war so dunkel und glänzend wie auch die Jacke und die Hose der Puppe.
    Susy konnte nicht genau erkennen, wie groß der ungebetene Gast war, denn der größte Teil des Oberkörpers lag unter der Decke versteckt. Sie hatte sich da hineingewühlt und ihre arme Ophelia richtig zerdrückt. Sie tat ihr sogar weh, aber Susy traute sich nicht, die neue Puppe anzufassen, denn die Augen und der Mund jagten ihr Furcht ein.
    Brauen hatte die neue Puppe nicht. Die schweren Augenperlen lagen in den Höhlen. Sie glänzten und strahlten das Mädchen an, doch es war kein freundlicher Blick.
    Kälte schimmerte darin. Dunkles Eis auf den Augen. Ein böser Punkt, ein kalter Blick und ein Mund, der so krumm wirkte, als würde die Puppe sie angrinsen und gleichzeitig auslachen.
    Susy mochte sie nicht. Sie hatte Furcht vor ihr.
    Ihre Hände umklammerten die Lenkstange, während sie ihren Kopf hob und schräg nach vorn schaute, wo sich das Geschäft befand, in dem ihre Mutter weilte. Eine Verkäuferin war dabei, eine gelbe Jeans aus dem Fenster zu nehmen. Bestimmt würde ihre Mutter die anprobieren. Dann dauerte es noch eine Weile, bis sie den Laden verließ.
    Hinter Susy räusperte sich jemand. Als sie sich umdrehte, stand da die Verkäuferin im Minirock. Den Mund hatte sie zu einem breiten Lächeln verzogen. Susy hätte normalerweise zurückgelächelt, in diesem Fall traute sie sich jedoch nicht.
    Sie stand einfach nur da.
    Die Verkäuferin blieb dicht neben ihr stehen und senkte den Kopf.
    Sie schaute an Susy vorbei in den Wagen und meinte: »Hast du aber tolle Puppen, Kleine. Gehören die alle dir?«
    »Klar.«
    »Darf ich mal sehen?«
    »Wenn du willst.«
    Das junge Mädchen dachte an seine eigenen Puppen. Es wollte eine von den anderen aus dem Wagen heben und hielt bereits eine Hand ausgestreckt, wobei die Finger auf der dünnen Decke mit dem Blümchenmuster zur Ruhe gekommen waren, als sie sich nicht mehr bewegte.
    Etwas störte sie.
    Ein Gesicht, zwei Augen und ein Blick. Es war die Puppe in der Mitte, die sie nahezu bösartig anstarrte und mit einem Ausdruck in den kleinen, dunklen Augen, der sie erstarren und vorsichtig werden ließ.
    Wie Hass!
    Sie schluckte und musste ihre Furcht erst überwinden. Mit der linken Hand strich sie die Lockensträhne aus der Stirn, bevor sie wieder dem Mädchen ihre Aufmerksamkeit zuwandte.
    »Das ist aber eine komische Puppe.«
    »Welche denn?«
    »Die in der Mitte.«
    »Nee.«
    »Doch.«
    »Finde ich nicht.« Susy wollte ihre Puppe unbedingt verteidigen, auch wenn sie ihr fremd war.
    »Ich bin schon der Meinung. Die hat ja richtig so etwas Böses an sich, finde ich.«
    »Warum denn?«
    »Die Augen sind so dunkel und sie sieht richtig erwachsen aus. Gar nicht wie eine Kinderpuppe.« Die junge Verkäuferin nickte, um sich selbst zu bestätigen. Dann bewegte sie ihre Hand über die dünne Decke und schrie plötzlich auf.
    »Au, was war das denn?« Hastig zog sie ihre Hand zurück.
    Susy, die neben ihr stand, blickte hoch. Sie sah die Hand, sah auch den Daumen und sah gleichzeitig das
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