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0747 - Jessicas Rächer

0747 - Jessicas Rächer

Titel: 0747 - Jessicas Rächer
Autoren: Jason Dark
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hatte und ein Schusswinkel günstig wurde.
    Stück für Stück rutschte ich meinem Ziel entgegen. Trotz der Kühle war ich ins Schwitzen geraten. Irgendwo flatterten Tauben hoch und irritierten mich. Sie gurrten mich wütend an, bevor sie wieder in die Luft stiegen und verschwanden.
    Ich rutschte noch ein Stück vor, verlor für einen Moment den relativ sicheren Halt, konnte mich aber wieder fangen. Nur noch eine doppelte Armlänge befand ich mich von meinem Ziel entfernt.
    Es war verschwunden!
    Der Fluch blieb mir im Hals stecken. Es war alles umsonst gewesen, der kleine Killer hatte mich gelinkt. Dennoch wollte ich noch nicht zurück. Langsamer glitt ich der Dachrinne entgegen.
    Ich war enttäuscht und konnte nur kurze Zeit später endlich über den Dachrand hinweg in den Hinterhof schauen.
    Von der Puppe sah ich nichts mehr.
    Ich hatte gehofft, sie mit zerstörten und verrenkten Gliedern auf dem Boden liegen zu sehen. Das war nicht der Fall. Unter mir wuchs ein Gebüsch. Es streckte seine noch winterlich kahlen Zweige wie Totenarme in die Höhe.
    War der kleine Killer von diesem Buschwerk aufgefangen worden? Das konnte gut möglich sein, wenn ich an sein Gewicht dachte. Ich würde glatt durchsausen, und so blieb mir nur der Weg zurück.
    Ich drehte mich vorsichtig auf dem Glasdach. Tauben hockten in der Nähe und beobachteten mich aus starren Augen. Sie flogen auch nicht weg, als ich es schließlich geschafft hatte und das Dach wieder zu dem zerstörten Fenster hin hoch kroch.
    Das war geschafft.
    Ich tauchte in das Atelier ein, blieb unter dem Fenster stehen und stellte fest, dass ich leicht zitterte. Die letzten Minuten waren verdammt stressig gewesen.
    Im Atelier hatte sich nichts verändert. Die Puppen standen an ihren Plätzen und glotzten mich aus ihren starren Augen an, als wollten sie mich immer unter Kontrolle halten.
    Die Tote lag ebenfalls am selben Platz. Die Decke nahm mir den schlimmen Anblick.
    Auch Jessica Long hatte nicht ohne Telefon leben können. Der Apparat sah aus wie eine schwarze Plastik. Er stand in einem viereckigen, vorn offenen Kasten, der von der Decke herabhing.
    Ich wählte Sukos Nummer. Als sich mein Freund meldete und meine Stimme hörte, reagierte er sofort. »Da ist einiges schief gelaufen, John.«
    »Ja.«
    »Und was?«
    »Ich habe eine Leiche gefunden.«
    Er überlegte, dann fragte er: »Wer?«
    »Die Zugehfrau, nehme ich an.«
    »Sonst noch was?«
    Ich runzelte die Stirn und nickte, obwohl Suko es nicht sehen konnte. »Ja, man hat versucht, mich zu töten.«
    »Wer?«
    »Eine Puppe.«
    »Eine – was, bitte?«
    Ich setzte Suko mit wenigen Worten ins Bild. Er hatte Fragen, wollte ein Motiv wissen, doch da musste ich leider passen. »Ich weiß keines, wirklich nicht.«
    »Okay, soll ich der Mordkommission Bescheid geben?«
    »Das wäre nett.«
    »Und was ist mit dir?«
    »Wenn ich hier Genaueres erfahren habe, werde ich ins Büro kommen. Dann sehen wir weiter.«
    »Ja, hoffentlich«, murmelte der Inspektor…
    ***
    Susy Denning gehörte zu den Mädchen, die nicht gern in die Schule gingen, aber wer tat das schon? Mit ihren sieben Jahren gehörte Susy zu den aufgeweckten Kindern, denen beigebracht worden war, nicht alles kritiklos hinzunehmen, und Susy handelte auch danach.
    Bei vielen älteren Menschen war sie als freche Göre verschrien, bei den Lehrern ebenfalls, die aber waren ihrer Meinung nach sowieso superdoof. Was die immer erzählten, das wollte sie nicht einsehen, obwohl sie eine gute Schülerin war und sich innerhalb des Klassenverbandes im oberen Drittel hielt.
    Wie gesagt, zur Schule ging sie nicht gern, dafür interessierte sie ein anderes Hobby. Puppen!
    Sie liebte Puppen und ihre Eltern teilten diese Liebe, denn sie kauften ihr immer wieder eine Puppe. Keine dieser synthetischen Wesen aus den Staaten, sondern richtig schöne Kinderpuppen. Mit ihnen konnte sich Susy hervorragend identifizieren. Die Puppen waren für sie Kinder, Freundinnen und mehr. Sie hegte und pflegte sie, sie sprach mit ihnen, sie nahm sie zum Essen mit, da saßen sie dann neben ihr auf einem Extrastuhl, und sie nahm sie auch am Abend mit in ihr Bett, wo sich die Puppen in ihre Arme schmiegten, wenn sie einschlief.
    Das alles gehörte zu ihrem Leben wie Sonne und Regen. Sobald die Sonne allerdings schien oder das Wetter auch nur einigermaßen war, da hielt Susy nichts mehr im Haus. Besonders dann nicht, wenn der Winter lang gewesen war.
    Sie musste raus. Natürlich nicht allein. Die Puppen
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