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0747 - Jessicas Rächer

0747 - Jessicas Rächer

Titel: 0747 - Jessicas Rächer
Autoren: Jason Dark
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Blut, das aus der Daumenkuppe quoll. Unter der Decke musste sich etwas befinden, das die Verkäuferin gestochen hatte.
    Böse schaute sie Susy an.
    »Ich war es nicht!«, beteuerte die.
    »Das habe ich schon gesehen.« Sie lutschte ihren Daumen ab.
    »Aber was hat mich gestochen?«
    »Weiß ich doch nicht.«
    Das Mädchen grinste. »Kann sein, aber ich traue dir nicht. Hat die Puppe eine Nadel gehalten?«
    Susy hob ihre Schultern. »Weiß ich doch nicht.« Sie rieb die Hände an ihrer roten Cordhose ab. »Das weiß ich wirklich nicht.«
    Die Verkäuferin winkte ab. »Ist schon gut. Ich hätte auch nicht hinfassen sollen.« Dann drehte sie sich um und ging.
    Susy schaute ihr nach. Auch sie war durcheinander, denn sie wusste tatsächlich nicht, wer das Mädchen gestochen hatte. Die Decke war noch immer über der Puppe ausgebreitet, die nur mit ihrem Kopf und dem Zylinder hervorschaute. Vielleicht hielt sie eine Nadel in den Händen. Das konnte ja alles sein.
    Plötzlich hörte sie das Kichern!
    Susy erstarrte. Keiner war in der Nähe und sie selbst hatte nicht gekichert. Es gab nur eine Möglichkeit.
    Sie zitterte plötzlich und wäre am liebsten weggelaufen. Aber das konnte sie ihrer Mutter nicht antun. Und in den Laden rennen wollte sie auch nicht.
    Also drehte sie sich um.
    Sofort fiel ihr Blick auf das Gesicht der fremden Puppe. Es hatte sich verändert. Der Mund zeigte noch immer das Grinsen, doch er stand jetzt halb offen. Und aus dem Spalt drangen die Flüsterworte hervor. »Willst du mich nicht begrüßen, Kleine…?«
    Susy wusste nicht, was sie denken oder tun sollte. Es wollte nicht in ihren Kopf, dass die Puppe gesprochen hatte. So etwas gab es nur im Märchen, nicht in der Wirklichkeit.
    Sie starrte ins Leere. Die Umrisse des Gesichts verschwammen zusammen mit dem Zylinder vor ihren Augen. Das Blut stieg hoch und trieb Hitze in ihre Wangen. Etwas drückte gegen ihren Magen wie gewaltige Hände, die sich in ihren Körper pressen wollten.
    Wieder bewegte sich der Mund. »Wie heißt du denn, kleine Puppenmutter? Los, sag mir deinen Namen!«
    Susy hatte die Worte zwar verstanden, aber sie schaffte es nicht, darauf zu reagieren. Die Umgebung war zu Eis erstarrt. Sie bekam kaum Luft und legte ihre Hände gegen die Kehle. Ihre Augen brannten, das Puppengesicht verschwamm vor ihrem Blick und die Hitze wanderte sogar weiter bis zu den Ohren.
    Ihre Beine fingen an zu zittern. Geschichten durchzuckten ihren Kopf. Sie dachte an die zahlreichen Märchen, die sie gehört hatte. Da gab es auch Puppen, die sprechen konnten. Bei Alice im Wunderland, zum Beispiel, da sprachen aber auch die Blumen und die Tiere.
    Hier war nur die Puppe.
    Die Augen glitzerten, als würden sie dort kleine Eiskrümel hin und her bewegen. Diese Blicke machten dem Mädchen Angst. Wenn sie die Gesichter der beiden anderen Puppen mit dem der in der Mitte liegenden verglich, so konnte sie nur den Kopf schütteln. Sie bekam es überhaupt nicht in die Reihe, dass es Puppen gab, die so verschieden waren. Die einen lieb, die andere böse.
    »Sag doch, wie du heißt!«, forderte die zischende Stimme sie auf.
    Susy schüttelte den Kopf.
    »Los, sag es!« Jetzt klang die Stimme schärfer. Auch sprach sie nicht mehr zischelnd, sondern krächzte mehr, und die kleine Puppenmutter zuckte dabei zusammen.
    »Ich – ich – heiße Susy!«
    Nach dieser Antwort rollte die Puppe mit den Augen. »Das ist aber ein schöner Name.«
    »Weiß nicht…« Verlegen hob das Kind die Schultern. Es schaute nicht mehr in den Wagen und bewegte ständig seinen Kopf von rechts nach links. Seine Hände bewegten sich an der Lenkstange entlang, sodass ein leises Quietschen entstand.
    »Sollen wir Freunde werden?«
    Susy schluckte. »Was – was hast du da gesagt?«
    »Ich will, dass wir Freunde werden.«
    Sie fuhr mit der Zunge über ihren Mund und sah, dass die Puppe das Gleiche tat. Aber es war keine richtige Zunge, eher ein rosiges Etwas, das aussah wie ein Klumpen, der an einem langen Band hing. Und das Etwas umkreiste die Lippen blitzschnell, um dann wieder innerhalb des Mundes zu verschwinden.
    Das Mädchen schüttelte den Kopf. Es wollte keine Freundschaft mit dieser grässlichen Puppe schließen. Um alles in der Welt nicht.
    Die sollte für sich bleiben, sie würde auch für sich bleiben. Das – das ging einfach nicht. Niemals.
    »Du – du willst nicht?«
    Es klang wie eine finstere Drohung, die von Susy sehr genau verstanden wurde. »Das – das war ja nicht so
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