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0746 - Der Zeitlose

Titel: 0746 - Der Zeitlose
Autoren: Unbekannt
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den Dingen finden, die Callibso in der Hütte aufbewahrt hatte.
    Alaska war sicher, daß Callibso nicht mehr auf Derogwanien weilte.
    Auf dem Weg zum Zeitbrunnen war eine erloschene Fackel in den Boden gesteckt. Alaska sah, daß eine dünne Folie daran befestigt war, die sich leicht im Wind bewegte. Er löste sie von der Fackel und untersuchte sie.
    Sie war beschriftet.
    Alaska sah, daß Callibso ihm eine Botschaft hinterlassen hatte.
    Zerstöre meinen Körper, sobald du ihn findest, las der Transmittergeschädigte. Ich will nicht in Versuchung kommen, noch einmal in ihn zurückzukehren.
    Alaska runzelte die Stirn. Bedeutete das, daß Callibso nicht durch den Zeitbrunnen war, sondern lediglich sein Über-Ich aus dem Puppenkörper zurückgezogen hatte?
    Der Zeitbrunnen ist justiert, las er weiter. Du kannst jederzeit über ihn deine Heimatwelt erreichen. Danach kannst du ihn nicht mehr benutzen. Er wird erlöschen.
    Das war alles.
    Alaska erschauerte.
    Callibso hatte ihm einen Weg nach Terra geöffnet, aber es war eine Sackgasse. Wenn er sich einmal entschließen sollte, die verlassene Erde zu besuchen, würde er für immer dort bleiben müssen.
    So rätselhaft wie Callibso in Alaskas Leben getreten war, hatte er sich auch wieder zurückgezogen.
    Alaskas Aufmerksamkeit wurde von einer Bewegung in der Nähe beansprucht.
    Er sah die Callibso-Puppe zwischen den Felsen herumtorkeln.
    Sie bewegte sich wie ein aufgezogenes Spielzeug, dessen Feder gerade ablief.
    Alaska dachte an die Botschaft, die Callibso ihm Übermittel hatte. Er ergriff einen Felsbrocken. Seine Hand schloß sich fest darum. Mit dieser Waffe näherte er sich der Puppe. Sie nahm ihn überhaupt nicht wahr.
    „Callibso!" rief er.
    Das Ding reagierte nicht. Es hüpfte zwischen den Felsen hin und her, ohne daß in seinen Bewegungen ein Sinn erkennbar geworden wäre.
    Alaska schlich sich vorsichtig näher. Als sich eine günstige Gelegenheit bot, hob er den Arm und schmetterte der Puppe den Stein auf den Kopf. Sie brach zusammen. Ihre Arme und Beine zuckten, in ihrem Innern wurde ein Scharren hörbar.
    Alaska schlug noch ein paarmal auf sie ein, dann rührte sie sich nicht mehr. Vergeblich versuchte er, ihren Körper gewaltsam zu öffnen und einen Blick in ihr Inneres zu werfen. Sie war zu stabil.
    Er würde nie erfahren, ob sie ein Roboter oder irgend etwas anderes war.
    Er hoffte, daß er Callibsos Auftrag richtig ausgeführt hatte.
    Vielleicht war das Über-Ich des Puppenspielers irgendwo in der Nähe und beobachtete ihn.
    Alaska nahm der Puppe den Zylinder vom Kopf, aber die Instrumente, nach denen er suchte, waren verschwunden.
    Alaska glaubte ein spöttisches Kichern zu hören. Er fuhr herum, aber da war niemand.
    Er suchte die gesamte Umgebung nach den Instrumenten und dem Anzug der Vernichtung ab, aber er konnte nichts finden.
    Callibso hatte dafür gesorgt, daß sein Besitz nicht in fremde Hände geraten konnte.
    Alaska hockte sich auf einen Felsen.
    Er war allein und wußte nicht, was er tun sollte.
    Die folgenden Tage vergingen für den einsamen Mann wie ein Fiebertraum. Jedesmal, wenn er einschlief, erschienen ihm Callibso und gesichtslose Puppen, die ihm nach dem Leben trachteten.
    Ein anderer Traum sah ihn selbst durch eine endlose Ebene wandern, die kein Ende zu haben schien.
    Trotzdem waren die Tage fast noch schlimmer als die Nächte.
    Ihre Eintönigkeit belastete den Maskenträger mehr als alles andere. Nachdem er den Brunnen gereinigt hatte, spendete dieser wieder Wasser, so daß Alaska jederzeit trinken konnte.
    Neben ein paar verkohlten Schinken standen ihm kleine Früchte als Nahrung zur Verfügung.
    In der Stadt rührte sich nichts mehr. Die Puppen schienen ihre Häuser nicht mehr zu verlassen. Es gab keinerlei Anzeichen für eine Rückkehr Callibsos.
    Alaska begann sich damit abzufinden, daß er allein war.
    Der einzige Ausweg aus dieser Situation war der Zeitbrunnen.
    Ihn zu benutzen, hätte jedoch bedeutet, die jetzige Einsamkeit gegen die unerträgliche Vorstellung einzutauschen, der einzige Mensch auf der Erde zu sein.
    Alaskas Gedanken kreisten ständig um das Schicksal, das die zwanzig Milliarden Bewohner Terras bedrohte. Welche Katastrophe stand auf der Erde bevor? Hatte sie inzwischen schon stattgefunden?
    Um sich zu beschäftigen, begann Alaska mit dem Bau einer neuen Hütte. Er errichtete sie jedoch in unmittelbarer Nähe des Zeitbrunnens, genau zwischen zwei umgestürzten steinernen Riesen. Diese Arbeit half ihm einige Zeit
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