Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0740 - Das Blutgespenst

0740 - Das Blutgespenst

Titel: 0740 - Das Blutgespenst
Autoren: W.K. Giesa
Vom Netzwerk:
schaffte sie es dann doch noch einzuschlafen, aber es war ein sehr unruhiger Schlaf mit Träumen voller Blut.
    ***
    Entsprechend unausgeschlafen und missgelaunt war Regina, als sie erwachte. Sie stellte fest, dass sich Tina enger als nötig an sie gekuschelt hatte, und sie ertrank beinahe in Schweiß.
    Regina sah sich vorsichtshalber noch einmal etwas genauer nach Blut um, konnte aber keines entdecken. Nur Scherben der Dinge, die auf dem Fußboden lagen, seit sie die Tischdecke als Kleidungsprovisorium missbraucht hatte. Sie ließ Tina schlafen, huschte in ihr eigenes Zimmer, suchte dann im Longshirt nach der Etagendusche, und kleidete sich schließlich richtig an. Als sie sich an den Frühstückstisch setzte, schlief Tina wohl immer noch, aber dafür war der junge Gast anwesend. Er wohnte wohl auch schon seit einigen Tagen hier, aber er war bisher immer vor den beiden Mädchen aus dem Haus gewesen.
    Er kam zu Regina herüber. »Darf ich mich zu Ihnen setzen?«
    »Eher ungern«, murmelte Regina. Aber da hatte er sich schon mehr oder weniger häuslich eingerichtet. »Wegen der letzten Nacht«, sagte er leise, »ich wollte Ihre Privatsphäre nicht verletzen. Aber der Schrei… und ich muss gestehen, dass Ihnen die Tischdecke ausgezeichnet steht.« Er lächelte.
    Regina lief rot an. »Sie…«
    »Richtig, ich habe mich Ihnen noch nicht vorgestellt. Verzeihen Sie bitte. Mein Name ist Gino di Cittavecchio.«
    »Meine Freundin scheint Sie besser zu kennen als ich.«
    »Das stimmt. Aber machen Sie sich darum keine Gedanken. Darf ich Sie zu irgendetwas Besonderem einladen, um mich zu entschuldigen?«
    »Zu Ihrer Beerdigung«, entfuhr es Regina. Er hatte sie nackt gesehen, und jetzt…
    »Sie sind eine ungewöhnlich schöne Frau«, sagte er, ohne auf ihre ätzende Bemerkung einzugehen. »Ich wollte Ihnen wirklich nicht zu nahe treten. Aber ich kann nun mal nichts dafür, dass ich eigentlich nur helfen wollte und dann Sie so wunderschön sah. Wenn ich Sie dadurch verletzt habe, bitte ich um Verzeihung… Sie sehen etwas übermüdet aus, nicht wahr? Die Kirchenglocke, vermute ich. Ich kann Ihnen helfen, eine andere Unterkunft zu bekommen. Am Ortsrand. Da sind gerade drei Zimmer frei geworden. Hier, die Adresse…« Er zog einen dünnen Block und einen teuren Füllfederhalter aus der Tasche und notierte die Anschrift.
    »Der Vermieter ist zufällig mit Ihnen verwandt?«, fragte Regina bissig.
    »Nein. Ich bin ja selbst nur als Gast in diesem Ort, habe hier keine Verwandtschaft. Und solche plumpen Tricks würde ich nicht einmal zu Hause bei Touristen anwenden. Ich habe nichts davon, wenn Sie dorthin wechseln. Ich bleibe hier, und das Quartier dort ist sogar ein paar Euro billiger. Sie haben von dem anderen Haus aus nur ein paar hundert Meter weiter zu laufen, um zur Bushaltestelle zu kommen. Probieren Sie’s aus oder lassen Sie's.« Er erhob sich wieder. »Ich wünsche Ihnen noch einen sonnigen Tag.«
    »Warten Sie«, sagte Regina.
    Er zögerte.
    »Nun setzen Sie sich schon wieder«, verlangte sie. Auf den zweiten Blick schien er ihr gar nicht mehr so schlimm zu sein. Mittlerweile ärgerte es sie fast schon mehr, dass auch der Zimmervermieter sie im Evaskostüm gesehen hatte. Gino di Cittavecchio erschien ihr fast schon linkisch in seiner Art, sich zu entschuldigen und dennoch zu gestehen, dass Regina ihm gefiel. Und irgendwie kam sie allmählich auf dumme Gedanken, die weder ihrer Großmutter noch dem Pastor gefallen würden… »Ich nehme Sie beim Wort, Signor Cittavecchio«, sagte sie.
    »Gino«, sagte er. »Prego.«
    Sie ging darauf ein. »Und ich heiße Regina.« Unwillkürlich wartete sie darauf, dass er so etwas sagte wie »Gino und Gina, das passt ja zusammen«, aber zu ihrer Erleichterung tat er das nicht.
    »Sie dürfen mich einladen«, sagte sie. »Machen Sie Vorschläge.«
    Eine halbe Stunde später waren sie zu zweit unterwegs…
    ***
    Am Abend zeigte sich Tina Maggiore sauer. »Erst spannst du mir Gino aus, dann siedelst du auch noch in eine andere Herberge um, was soll das nun?«
    »Gino wohnt doch weiterhin hier, warum regst du dich so auf? Mir geht's nur darum, dass ich diese Glocken nicht mehr ertragen muss - oder zumindest nicht mehr ganz so laut. Die Alternative wäre, dass ich diesen Urlaub komplett abbreche.«
    »Und ich darf dann sehen, wie ich mit deiner stocktauben Großmutter zurechtkomme«, seufzte Tina. »Ist in deiner neuen Wohnhöhle noch ein Plätzchen frei?«
    »Sicher. Komm einfach mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher