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0740 - Das Blutgespenst

0740 - Das Blutgespenst

Titel: 0740 - Das Blutgespenst
Autoren: W.K. Giesa
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sich um, schloss die Zimmertür hinter sich und eilte ins Schwesternzimmer, um nach einem Arzt zu telefonieren. Ehe sie das Zimmer betrat, sah sie sich noch einmal um. Auf dem Korridor waren Blutspuren, die ihre Schuhsohlen hinterlassen hatten.
    »Oh nein«, flüsterte sie entsetzt. »Nicht auch das noch…«
    Ein paar Minuten später war Dr. Guiseppe Maligore in der Station, ein 50-jähriger Mann mit weißem Haar und immer freundlichem Lächeln. Er wurde begleitet von Dr. Galva, einem jungen Assistenzarzt. Die beiden hatten in dieser Nacht Bereitschaftsdienst.
    »Beruhigen Sie sich erst mal«, sagte Maligore. »Was genau ist passiert? Und schön langsam.«
    »Die Patientin in 23 - die mit dem Schock«, presste Marina hervor. »Alles ist voller Blut. Die Frau ist tot.«
    »Ja, das sagten Sie eben schon am Telefon. Aber irgendwie kann das ja wohl nicht sein, oder? Die Frau wurde unverletzt eingeliefert. Wie soll sie plötzlich verbluten?«
    »Sehen Sie sich das doch selbst an!«, sagte Marina. »Glauben Sie mir etwa nicht?«
    »Es fällt mir ein wenig schwer, meine Liebe«, gestand Maligore lächelnd. »Gut, sehen wir’s uns an.«
    Als sie zu dritt auf den Korridor traten, zuckte Schwester Marina zusammen. Wo waren die Blutspuren?
    Der zweite Schlag traf sie beim Betreten des Zimmers.
    Da war kein Blut. Die Patientin bewegte sich unruhig. Sie schien schlecht zu träumen.
    Dr. Maligore sah die Schwester nur wortlos an.
    »Ich verstehe das nicht«, stammelte sie. »Das ist - unmöglich! Sie war tot, alles war blutig und…«
    »Sie sind wohl etwas überarbeitet«, sagte Dr. Galva. »Oder wollten Sie uns einen Streich spielen? Das finde ich gar nicht lustig.«
    »Nur ruhig, Kollege«, mahnte Maligore. »Möchten Sie abgelöst werden, Schwester?«
    Liebend gern… »Aber von wem denn?«
    »Dottore Galva und ich könnten uns Ihren Dienst für den Rest dieser Nacht teilen. Dann sind wir immer noch in Bereitschaft, aber Sie könnten sich im Schwesternzimmer für ein paar Stunden hinlegen und sich ausruhen. Ich weiß, wie ernst Sie Ihre Arbeit nehmen. Vielleicht brauchen Sie eine kleine Pause.«
    »Kollege Maligore«, knurrte Galva. »Bei allem Respekt - wir werden nicht dafür bezahlt, hier Stationsdienst zu schieben.«
    »Das ist richtig«, sagte Maligore. »Aber nicht nur wir Ärzte machen unbezahlte Überstunden.«
    »Es geht schon«, sagte Schwester Marina. »Ich weiß nicht, was hier geschehen ist. Aber ich weiß, was ich gesehen habe. Die Frau war tot.«
    In diesem Moment erwachte die alte Dame.
    »Was - was ist los?«, fragte sie mit etwas schwerer Zunge. Das Beruhigungsmittel, das ihr per Tropf eingeflößt wurde, blockierte ihre Reaktionen.
    »Es ist alles in Ordnung, Signora«, sagte Maligore. »Kein Grund zur Beunruhigung. Wie fühlen Sie sich?«
    »Ich habe schlecht geträumt. Ich sah mich tot auf dem Bett liegen, alles war blutbesudelt, und da war eine Monsterfratze, die… Oh, ich mag nicht daran denken.«
    »Das müssen Sie auch nicht, Signora«, sagte der Arzt. »Möchten Sie weiterschlafen, oder…«
    »Ich bin so müde, aber ich habe Angst vor dem Albtraum. Davor, dass er wiederkommt.«
    »Ich leiste Ihnen ein wenig Gesellschaft«, versprach Schwester Marina.
    Maligore sah sie nachdenklich an. Dann nickte er. »Kommen Sie, Kollege.« Er zog Galva mit sich aus dem Zimmer.
    »Das ist doch völlig verrückt!«, entfuhr es dem jungen Mediziner, als sie draußen auf dem Korridor waren.
    »Ja«, lächelte Maligore. »Aber wir können in dieser Nacht nichts daran ändern. Wir sollten aber weiterhin ein Auge auf diese Station halten. Der Albtraum der Patientin und das, was Schwester Marina gesehen haben will, passen mir etwas zu gut zusammen. Es könnte sein, dass dieser Vorfall in den Bereich der Parapsychologie fällt…«
    ***
    Der goldenmetallicfarbene Rolls-Royce Silver Seraph fiel in dem kleinen Ort Montecastrilli auf wie ein Monster mit drei Köpfen in der Redaktionsstube eines großen deutschen Romanverlags. Eine beachtliche Kinderschar versammelte sich lärmend und staunend um den Wagen, und Ted Ewigk ahnte, dass er den Wagen später in die Waschanlage bringen musste, um all die Fettflecken von Fingern und plattgedrückten Nasen an den Scheiben wieder loszuwerden.
    Die Begrüßung fiel etwas knapp aus, Gino gab sich reserviert. Warum, konnte Ted sich nicht erklären. Als sie sich zuletzt sahen, war das Verhältnis zwischen ihnen herzlicher gewesen.
    »Ich würde gern das Mordzimmer sehen«, sagte Ted. Der
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