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0735 - Tod in der Blauen Stadt

0735 - Tod in der Blauen Stadt

Titel: 0735 - Tod in der Blauen Stadt
Autoren: Volker Krämer
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drängte sich dicht neben Tendyke, der nun wieder vor dem kleinen Loch lag. »Der MÄCHTIGE hat sie zu der Bombe werden lassen, da bin ich sicher. Er hat sie energetisch aufgeladen, daher auch das immer intensiver werdende Leuchten. Er hat sie benutzt.«
    Tendyke sah den Parapsychologen an. »Wenn dem so ist, dann solltest du schnell etwas unternehmen, denn die Burschen glühen inzwischen wie ein ganzer Weihnachtsmarkt im Dunkeln! Ich fürchte…«
    Zamorra drängte Tendyke von der Öffnung weg, der bereitwillig Platz machte, denn er sah, dass sein Freund den Dhyarra in der Hand hielt.
    »Ich kann sie nicht sehen, Rob. Welche Richtung?«
    »Direkt geradeaus, vielleicht zehn Meter entfernt. Sie bewegen sich keinen Millimeter. Du kannst sie nicht verfehlen, Zamorra.«
    Der schob seine Hand mit dem Kristall durch den von den Blastern geschaffenen Durchschlupf. Er wusste genau, was er jetzt zu tun hatte -und doch…
    »Chéri?« Nicole war neben ihm in die Hocke gegangen. »Soll ich das für dich übernehmen?«
    Sie wusste, welche Gedanken ihrem Lebensgefährten jetzt durch den Kopf gingen. Sicher, diese Silbermond-Druiden waren vor Zehntausenden von Jahren gestorben und warteten seither auf ihre Erlösung. Sie hatten es Zamorra wissen lassen. Sie wollten Erlösung!
    Und sie waren eine Bedrohung für die fünf Menschen, würden ihren Tod verursachen.
    Dennoch war Zamorra sich nicht sicher, ob das, was er vorhatte, nicht trotzdem ein Tötungsakt war.
    Vor dem gleichen Problem hatte er vor kurzem auch auf dem Silbermond gestanden. Und nicht nur dort. Immer wieder in seinem Leben, und dies würde nicht das letzte Mal sein - falls die Seelenbombe sie alle nicht atomisierte.
    Aber es half alles nichts. Es musste sein. Es war etwas, womit er leben musste, was er niemand anderem aufbürden konnte.
    Er schüttelte den Kopf. »Danke, Nici, aber das muss ich schon selbst erledigen.«
    Noch einmal konzentrierte er sich auf den Dhyarra-Kristall und gab ihm die bildliche Vorstellung, dass die Seelen der Silbermond-Druiden da draußen vor dem Spider endlich das bekamen, was sie sich so sehr ersehnten - Freiheit, Erlösung…
    Heimkehr, wohin auch immer!
    Tendyke wandte den Kopf ab, denn er als Einziger konnte sehen, wie das Leuchten um die Geister herum unerträglich grell wurde. Dann war ihm, als würde ein zufriedenes Seufzen durch die Luft rauschen…
    Und die Seelen der Silbermond-Druiden waren fort.
    Sie hatten ihre Welt gefunden.
    Weil Zamorra sie getötet hatte.
    Und im Spider war plötzlich die Hölle los!
    ***
    Was geschah mit ihnen? Sie hatten Leid bringen sollen. Doch das war noch nicht geschehen, noch nicht! Sie spürten jedoch, dass es nur noch wenige Augenblicke dauern würde. Die Hoffnung auf Erlösung hatten sie aufgegeben. In all ihrer Verwirrtheit hatten sie ihr Ziel, ihre Sehnsucht beinahe schon vergessen.
    Doch nun geschah etwas.
    Da war ein Licht…
    Angenehm blau leuchtend, warm und freundlich. Es hüllte die Seelen ein. Und ihre wirren Empfindungen wichen von ihnen.
    Alles wich von ihnen, einfach alles. Wohin gehen wir? Wohin nur?
    Heim…
    Heim…
    Was blieb, war Dankbarkeit.
    ***
    Das Licht in der Zentrale wurde mit einem Schlag so grell, dass die fünf Menschen instinktiv die Augen schlossen. Zamorra öffnete sie sofort wieder einen schmalen Spalt breit und konnte erkennen, wie die Frontwand zum Leben erwachte und im rasenden Wechsel die wildesten und verwirrendsten Symbole, Bildschirmansichten und Terminals aufleuchteten und wieder vergingen. Das Schott war von einer Sekunde zur anderen offen und dann wieder geschlossen…
    Die Energieversorgung im Schiff drehte durch!
    »Wir müssen hier raus!« Zamorra trieb die anderen in Richtung des Schotts. »Die Bombe des MÄCHTIGEN hat zwar nicht gezündet, doch das Freisetzen der Druiden-Seelen hat sich offenbar auf die schwarzen Dhyarras ausgewirkt… und zwar negativ! Ich fürchte, das Schiff fliegt uns bald um die Ohren.«
    Nicole rief dazwischen. »Zum Antigrav-Lift! Vielleicht tut der es jetzt wieder!«
    Sie rannten durch den Gang mit seinen makaberen Wandbespannungen, und im Laufen bemerkte Nicole, dass auch das zweite Stück der Haut, zu der Uschi Kontakt gehabt hatte, vollkommen verbrannt war.
    Sie haben zusammengehört, stammten von einem einzigen Wesen…
    Dann hatten sie den Lift erreicht.
    Der war in Betrieb, doch nicht so, wie sie es sich gewünscht hätte. In wilder Fahrt raste er in die Tiefe und wieder nach oben - pausenlos und ohne zu stoppen.
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