Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0734 - Dem Wahnsinn nahe

0734 - Dem Wahnsinn nahe

Titel: 0734 - Dem Wahnsinn nahe
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
überzeugt, daß in den Labors der Konzerne nicht allein mit Pflanzen oder mir Tieren experimentiert wird, nein, die nehmen sich auch Menschen. Einfach so, verdammt! Wie man ein Blatt Papier in die Hand nimmt, um es zu beschriften. Die kennen keine Ehrfurcht mehr vor der Schöpfung. Und das ist das Schlimme, John, das macht uns krank, und das wird uns vernichten, denn der Mensch ist nicht dafür geschaffen, in die Schöpfung einzugreifen. Ich bin weder Christ noch Mohammedaner, aber ich habe es gelernt, den Menschen zu achten. Und nicht allein ihn, ich achte jedes Leben, auch das einer Küchenschabe. Ich habe versucht, den Ärmsten hier zu dienen, aber ich habe versagt. Ich stehe allein, nicht einmal die Inder selbst unterstützen mich. Ich habe nur Rückschläge erlitten, und der Rückschlag, mit dem Sie mich versorgt haben, ist der schlimmste von allen gewesen, das kann ich Ihnen versichern.«
    »Ich glaube es.«
    »Bei diesem Unheimlichen mit dem kalten Gesicht beginnt es. Und wo hört es auf? In den verdammten Labors der Wissenschaftler. Ja, dort ist dann Schluß, dort haben sie dann das Finale erreicht. Ich… ich kann das nicht mehr mitmachen, tut mir leid.«
    »Dann wollen Sie weg?«
    Er winkte mit beiden Händen ab. »Ich hätte schon lange verschwinden sollen. Aber Sie wissen ja, wie das ist. Man nimmt sich etwas vor und schiebt es immer wieder auf die lange Bank. Das ist eben menschlich, sehr menschlich sogar.«
    »Und Sie wollten herausfinden, wer dieser Fremde mit dem kalten Gesicht ist, nicht wahr.«
    »Das hätte ich mir erträumt.«
    »Ich habe eine Bitte, Mark. Überlassen Sie mir den Mann. Gehen Sie jetzt, sofort! Versuchen Sie, London zu erreichen und setzen Sie sich mit dem Inspektor Suko von Scotland Yard in Verbindung. Berichten Sie, was Sie hier erlebt und erfahren haben. Oder rufen Sie ihn von Indien aus an. Es wäre am besten, nein, es ist sogar die beste Lösung.«
    Der Schwede staunte mich an. Er schüttelte den Kopf. Zuerst leicht, dann immer schneller. »Sind… sind Sie denn wahnsinnig?« fragte er mit keuchender Stimme. »Sind Sie denn von allen guten Geistern verlassen? Das kann ich nicht…«
    »Sie können es, Mark!«
    Er räusperte sich. »Wann denn?« hechelte er. »Wann soll ich verschwinden.«
    »Jetzt!«
    »Sofort?«
    »Es ist am besten.«
    Er kniff die Augen zusammen. Öffnete sie wieder. Er rieb seine Nase. Er brauchte Zeit. »Das ist furchtbar, und ich weiß nicht einmal, wer Sie genau sind, John.«
    »Verlassen Sie sich auf mich. Auch ich werde nicht mehr lange hier bleiben.«
    »Wollen Sie auch so verschwinden?«
    »Ja.«
    »Sich auflösen?«
    Die Antwort darauf verkniff ich mir, denn ich hörte etwas, das mir gar nicht in den Kram paßte.
    Musik…
    Ein Alptraum an schrillen, pfeifenden Tönen. Noch weit entfernt, aber er würde sich nähern.
    »Verschwinden Sie!« brüllte ich den Schweden an. »Hauen Sie ab, Mark. Sie können nicht bleiben.«
    Er blieb trotzdem.
    »Die Musik!« keuchte er. »Ich höre die Musik!«
    »Ja, sie ist da.«
    »Haben Sie darauf gewartet?«
    »Ich habe es gewußt!«
    Olson bewegte seinen Kopf von einer Seite zur anderen, während die Musik an Intensität zunahm.
    Sie bestand aus schrillen, unheimlichen Lauten. Wiederum hörte es sich an, als würde Luft durch die Löcher einer Knochenflöte blasen.
    Ich spürte den Druck.
    Dann den Wirbel.
    Ich stand noch an derselben Stelle, aber ich konnte mich nicht mehr bewegen.
    Olson starrte mich an.
    Ich schaute auf ihn.
    Ich wollte reden und den Satz »Es ist zu spät« sagen. Dabei bewegte ich auch meinen Mund, aber ich hatte einfach das Gefühl, als wären die Lippen nicht mehr vorhanden, sondern nur noch Gummiteile, die sich in die Länge zogen.
    Auch Olson erfaßte den Sog.
    Vielleicht war es bewußt gemacht worden, damit ich zusehen konnte, wie er verschwand.
    Er kreiste um sich selbst.
    Er löste sich auf.
    Der Prozeß begann in seinem Innern. Da waren plötzlich Löcher in seiner Brust und in seinem Magen. Er schrie, aber ich hörte nichts mehr, denn die fremden, unheimlichen Kräfte zerrten an meinem Körper, und sie rissen mich mit.
    Dann war Olson weg.
    Gleichzeitig kam es mir vor, als hätte jemand auf einen Schalter gedrückt und das Licht gelöscht.
    Ich verschwand.
    Ein letzter Schrei!
    Aus…
    ***
    Und wieder die Farben, die flimmernden Punkte, das Zerreißen der Atome und Moleküle, das mir auf eine derartige Art und Weise sichtbar gemacht worden war.
    Ich trieb dahin, ich war körperlos,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher