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0734 - Dem Wahnsinn nahe

0734 - Dem Wahnsinn nahe

Titel: 0734 - Dem Wahnsinn nahe
Autoren: Jason Dark
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einzig und allein an mir lag, denn auch meine Hand zitterte.
    Ich sah die dritte Mutation.
    Sie lag flach auf dem Boden und erinnerte an den Vergleich mit einer Flunder. Bei ihr war alles anders. Der Körper wirkte wie ein ausgerollter Teig, aus dem die Arme und die Beine wie Stäbe hervorstachen. Die Hände bewegten sich, und auch die Füße zuckten. Von irgendwoher drang ein gequältes Wimmern.
    »Nun?« fragte Olson.
    Ich löschte das Licht. »Lassen Sie uns gehen, bitte.« Ich erkannte meine eigene Stimme kaum wieder.
    »Gut.«
    Olson verließ die Hütte als erster.
    Draußen wartete er auf mich, auf einen Mann, der ebenfalls zitterte, dessen Gesicht totenbleich und von einer dünnen Schweißschicht bedeckt war.
    Nicht allein der Anblick dieser drei armen Kreaturen hatte mich so schrecklich getroffen, es kam noch etwas anderes hinzu. Ich dachte dabei an mich selbst. Denn wer sagte mir, daß mir auf meiner nächsten Reise nicht das gleiche passierte, daß sich meine Atome und Moleküle nicht mehr so zusammensetzten, wie es vorgegeben war?
    Wenn Olson gewußt hätte, auf welch einem Weg ich zu ihm gelangt war, hätte er den Ort hier bestimmt schreiend verlassen. Auch ich stand unter dem Einfluß des unbekannten Mannes mit dem kalten Gesicht. Bestimmt hielt er mich unter Kontrolle. Er konnte mit mir spielen, mich an der langen Leine führen oder sie wieder anziehen. Er konnte, wenn er wollte, alles mit mir machen.
    Zwischen diesen Hütten und wie verloren auf der alten Müllkippe stehend, kam ich mir so verdammt hilflos vor, daß ich beinahe geschrieen hätte. Ich wollte nicht mehr, ich drehte beinahe durch, ich hatte Mühe, die Beherrschung zu bewahren, die Depression überfiel mich wie ein gewaltiges Tuch, das mir den Blick für die Realitäten nahm. Ich merkte, wie ich nach vorn fiel und mich an der Wand abstützen wollte, aber Olson war schneller.
    Er fing mich ab. Ich hörte seine Stimme. Sie klang bedrückt, ängstlich und besorgt. »Ich hatte es Ihnen vorher gesagt, Mr. Sinclair, ja, das hatte ich. Aber Sie wollten nicht. Sie haben es sich unbedingt ansehen wollen. Ich kann Ihre Reaktion verstehen, Mr. Sinclair. Beim erstenmal ist es mir noch schlimmer ergangen, weitaus schlimmer. Ich bewundere Ihre Beherrschung. Sie müssen schon viel erlebt haben, daß Sie so etwas durchstehen können.«
    »Das… das habe ich in der Tat«, würgte ich hervor.
    Er strich über meinen Rücken. Eine Geste der Rührung und auch, um mich zu beruhigen.
    Etwas wühlte vom Magen her in mir hoch. Mir war übel geworden. Ich wollte es verhindern und schluckte dieses gallige Zeug wieder herunter.
    »Wir gehen weg«, sagte er. »Ich habe mich entschlossen, nicht länger hierzubleiben.«
    »Und wohin?«
    »Das weiß ich noch nicht. Die Stadt ist groß. Wir nehmen einen Zug, einen Wagen, wir werden nach Europa fahren. Verdammt noch mal, Sinclair, wir schlagen uns durch!«
    Unter normalen Umständen hätte ich dem Schweden sofort zugestimmt. Aber nicht in meiner Lage.
    Das konnte ich einfach nicht. Es war für mich unmöglich.
    »Nein, Mark, ich muß bleiben.«
    »Hier?«
    »Ja.«
    Er verstand es nicht. »Und warum?«
    »Ja - warum?« murmelte ich und stemmte meinen Oberkörper wieder hoch. Mir waren Tränen aus den Augen gelaufen. Ich wischte die nassen Streifen von den Wangen. »Ich habe einen Grund, Mark, aber ich kann Ihnen den Grund nicht nennen.«
    »Das verstehe ich nicht!« flüsterte er. »Sind Sie etwa feige? Oder trauen Sie mir nicht?«
    »Doch, doch, ich vertraue Ihnen«, sagte ich und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Ich vertraue Ihnen sogar sehr. Sie sind nicht falsch, Sie meinen es schon gut, aber es gibt da Dinge, die mir einfach nicht in den Kram passen wollen. Nicht in meine Rechnung, wenn Sie verstehen. Ich bin hier, um diesen Fall aufzuklären. Das, glaube ich, habe ich Ihnen schon einmal gesagt.«
    »Ich glaube schon.«
    »Sehen Sie, Mark, und dabei bleibe ich. Daran können auch Sie nichts ändern.«
    »Aber ich kann es nicht verstehen. Sie sind dabei, Ihr eigenes Grab zu schaufeln. Muß ich Sie erst an die armen Gestalten dort in der Hütte erinnern?«
    »Nein, das ist nicht nötig.«
    »Das meine ich auch. Wollen Sie deren Schicksal teilen?«
    »Überhaupt nicht.«
    »Sie werden es aber!«
    Er ließ nicht locker. Ich konnte ihm aber die volle Wahrheit nicht sagen. Sie wäre erstens schrecklich und zweitens zu unverständlich für ihn gewesen. Ich konnte einfach nicht verlangen, daß er mich verstand.
    »Tut
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