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0733 - Der Weg des Diktators

Titel: 0733 - Der Weg des Diktators
Autoren: Unbekannt
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griff mechanisch nach seinen Unterlagen, spannte eine neue Spule in das Lesegerät und überflog die Analysen und Beobachtungen, die über irgendeinen anderen hochqualifizierten Anhänger, Vertrauten oder Freund Khantanks angestellt worden waren. Khantank, der Leiter des Ressorts der industriellen Kooperation, hatte weitaus mehr wunde Punkte und dünne Stellen als der andere Kandidat, er war leichter anzugreifen, leichter in Auseinandersetzungen zu verwickeln und demnach leichter zu besiegen.
    Aber er selbst, Can Rothman, war ebenfalls eine exponierte Person. Ein Blick auf die Uhr. Noch dreißig Minuten bis zur nächsten Nachrichtensendung. Rothman arbeitete weiter, die Liste wurde länger. Dreihundert Personen etwa mußten eliminiert werden, um dem Wiesel den Weg freizumachen.
    Aber von nun an kreisten Rothmans Gedanken um einen weiteren Faktor.
    Gab es einen dritten Kandidaten?
     
    *
     
    Heylin Kratt beugte sich über die Tischplatte, starrte in Casalles braune Augen und sagte beschwörend: „Ich glaube, ich erkenne den Grund Ihrer mangelnden Bereitschaft, Admiral!"
    Trevor lag in seinem Sessel, gekleidet in einen dicken weißen Bademantel. Er hielt in seinen schlanken Fingern nachlässig ein halbleeres Glas. Es war tiefe Nacht, die Stadt lag im Dunkel, nur die Sterne bildeten verwirrende Muster in der Schwärze.
    „An und für sich schätze ich derlei Bemerkungen nicht, Major, aber da sie von Ihnen kommen, kann ich annehmen, daß sie positiv gedacht sind."
    „Sie wissen, daß ich Ihnen jede Qualifikation zutraue." Kratt stieß die Worte förmlich heraus. Der hagere Mann glühte wie in innerem Feuer. Das kurze schwarze Haar Casalles schimmerte feucht.
    Er hatte gebadet und fühlte sich angenehm entspannt. Im Augenblick verfolgte er mit leichter Belustigung die Meldungen von Unfällen und Selbstmorden, von kleinen, aber wirkungsvollen Katastrophen, von technischen Pannen, denen ein gemeinsames Grundmuster eigen war: jedes Opfer war ein Flüchter und ein Gefolgsmann, der sich offen zu Leifer Khantank bekannt hatte.
    „Nicht ganz zu Unrecht!" murmelte der junge Admiral, einer der jüngsten der gesamten terranischen Flotte.
    „Warum zögern Sie?" meinte Kratt mit fast flehender Stimme.
    „Sie wissen genau, daß Sie mehr können als Khantank und das Wiesel zusammen. Schalten Sie sich in die Auseinandersetzungen ein, Sir!"
    „Sie mögen, sachlich betrachtet, recht haben, Kratt", war die bedächtige Antwort. „Ich bin kein Flüchter. Allein deswegen reizt es mich, die Vernunft auf den einzig aussichtsreichen Weg zu bringen."
    „Nein. Sie und ich und unzählige Mannschaften der Expeditionsflotte gehören zu den Standhaften. Wer ist Khantank?
    Nichts anderes als ein stiller Mann, der weiß, was er sagt, und der seine Versprechen bisher wahrgemacht hat. Man kann ihm keine hervorstechenden Eigenschaften vorwerfen. Weder negative noch positive."
    Casalle dachte nach. Was Kratt in seinem Übereifer gesagt hatte, war absolut richtig. Während Khantank seine Ideen ohne Dramatik und Brillanz durchsetzte, arbeitete das Wiesel im verborgenen, und man ahnte nur, wofür er verantwortlich war.
    Der Masse der Bevölkerung waren solcherlei subtile Gedankengänge allerdings entweder unmöglich oder zu schwierig.
    Machtwechsel war ein Fremdwort für diese Gesellschaft, denn Reginald Bull war damals dagewesen und in das Amt geschlüpft, ohne daß es Störungen gegeben hätte.
    Wieder begann Kratt drängend: „Sie wissen es besser als ich, Sir, daß der Machtkampf mit aller Gründlichkeit durchgeführt wird."
    „Richtig."
    „Und Sie brauchen sich nur in den schwebenden Gleiter zu schwingen. Warten Sie einen günstigen Augenblick ab, nachdem sich die Kräfte der beiden Gegner erschöpft haben. Sie sind der Mann der Stunde, Sir!"
    Die Verlierer würden keine Gefahr sein, denn der Sieger war bestrebt, sie verschwinden zu lassen. Im Gegensatz zu neunundneunzig Prozent der Aphilen interessierte sich Casalle für terranische Geschichte, und er wußte, daß das alte Rom das Vorbild sein würde. Der Sieger vernichtete die Verlierer und baute seine Macht auf deren Resten auf.
    „Sie haben in zwei Tagen den Fernsehtermin. Sie müssen die Analyse der Expedition vortragen. Das wird den Flüchtern einen entscheidenden Hieb versetzen. Nützen Sie diese Gelegenheit, Sir!" beschwor ihn Kratt. Casalle trank einen Schluck und stand auf.
    „Vermutlich haben Sie recht", sagte er. „Ich habe fünfzig Stunden Zeit, mir etwas zu überlegen. Sie
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