Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0732 - Monsterklauen

0732 - Monsterklauen

Titel: 0732 - Monsterklauen
Autoren: W.K. Giesa
Vom Netzwerk:
das das Corr-Mädchen bewohnte?
    Die Stunden auf dem Silbermond unterschieden sich nicht von denen auf der Erde, aber sie waren nun schon längst vorbei. Aber Julian war nicht wieder hier erschienen.
    Das war seltsam. Normalerweise hielt er seine Versprechen. Es musste ihm also etwas dazwischen gekommen sein, er vergaß Termine eigentlich nicht.
    Sie überlegte, ob sie nach ihm suchen sollte. Es gab ja nur zwei Möglichkeiten: entweder befand er sich in seinem Haus, in das er T’Carra zwar oft einlud, in dem er sie aber nicht zusammen mit ihm wohnen ließ, oder er war draußen beim Hain der Lebensbäume, mit diesem freundlichen, sympathischen Mann, der wie der leibhaftige Tod aussah, und dem Oberpolizisten der Sauroiden.
    Die dritte Möglichkeit, nämlich dass er den Silbermond verlassen hatte, schloss sie aus. Davon hätte er ihr ganz bestimmt erzählt, oder ihr einen Boten mit einer Nachricht oder vielleicht auch einen Traum geschickt. Irgendwie fühlte sie, dass etwas nicht stimmte. Aber was, konnte ihr Gefühl ihr nicht verraten. Es war nicht so, dass sie eine sehr innige Bindung zu Julian besaß, dafür waren sie einfach zu unterschiedlich. Aber es gab gewisse Sympathien, und sie war in der Lage, den Träumer weit besser zu durchschauen, als er selbst ahnte.
    Sie kannte sein Dilemma, ohne dass er jemals eine Andeutung gemacht hatte. Sie sah es einfach in ihm. Sie wusste aber auch, dass es noch geraume Zeit dauern würde, bis sich jenes Dilemma von selbst löste, bis Körper und Seele endlich im Gleichtakt waren.
    Ein weiteres Problem war, dass er an Kraft verlor - an Macht.
    Auch darüber sprach er nie, aber es gab winzige Anzeichen, die die Corr bemerkte. Und auch darüber sprach sie nicht, weil sie respektierte, dass er es nicht wollte. Er konnte keine Schwäche eingestehen.
    Sie lächelte dünn. Was sie fühlte, gehörte nicht zu den Fähigkeiten des Corr-Clans, und darüber war sie durchaus froh. Sie hatte sich von ihrer dämonischen Abkunft weitgehend lösen können.
    Ursprünglich war sie eine »Missgeburt«, gewesen. Denn sie wies die uralte Originalgestalt der Corr-Dämonen auf, von der diese sich seit Jahrhunderten oder Jahrtausenden zu lösen versuchten: Die »neuen«, »modernen« Corr sonnten sich im Aussehen der Menschen, doch ihre Ursprungsgestalt besaß Hörner und Flügel. So wie Zarkahr, der aus der Vergangenheit stammte und sich nun zum Oberhaupt der Sippe gemacht hatte.
    Auch der mächtige Lucifuge Rofocale, zu Lebzeiten Satans Ministerpräsident, war gehörnt und geflügelt gewesen in seiner Originalgestalt. Er hatte sich für das Corr-Mädchen ganz besonders interessiert, und T'Carra war froh darüber, dass es diesen Erzdämon nicht mehr gab.
    Sie selbst hatte sich verwandelt.
    Mit ihrer Corr-Originalgestalt hatte sie auch das Dämonische abgelegt, das ohnehin niemals eine Chance in ihr gehabt hatte. Sie war unter Menschenkindern aufgewachsen und hatte deren Ethik- und Moralvorstellungen angenommen. Jetzt, im Alter von etwas mehr als 17 Jahren, besaß sie zwar noch die spitzen Corr-Ohren, aber anstelle der Hörner Fühler, statt der ledrigen Dämonenschwingen zarte bunte Schmetterlingsflügel sowie statt eines kahlen Schädels langes dunkelblondes Haar.
    Von bunten, hauchdünnen Schleiern umhüllt, verließ sie ihr Haus, um zu schauen, wo Julian blieb, was mit ihm los war. Das ungute Gefühl in ihr wurde allmählich stärker…
    ***
    Etwas war erwacht.
    Es gewann an Substanz, es entwickelte sich erstaunlich rasch weiter. Und es verspürte Hunger.
    Es philosophierte nicht darüber, woher es kam und was es war. Es existierte einfach.
    Und es verspürte Hunger.
    Aber wo gab es Nahrung, die es zufrieden stellen konnte? Nichts war in greifbarer Nähe.
    Aber es verspürte Hunger.
    ***
    Die Peters-Zwillinge langweilten sich bereits, als Zamorra und Nicole endlich reisefertig waren.
    »Das wurde ja auch Zeit, ihr beiden…«, begann Uschi, wurde aber von Zamorra sofort unterbrochen. »Ist ja gut… Was sagt Hob Tendyke zu eurem Australientrip?«
    »Davon weiß er gar nichts.«
    »Ihr wolltet ihn doch anrufen«, wunderte sich der Dämonenjäger.
    »Wir habens dann aber doch nicht getan. Butler Scarth wird ihn schon rechtzeitig in Kenntnis setzen. Wir müssen ja schließlich nicht über jeden unserer Schritte Rechenschaft ablegen.«
    »Wie ihr meint«, sagte Zamorra. »Dann wollen wir mal.«
    Eine Viertelstunde später befanden sie sich bereits auf der anderen Seite der Erdkugel. Hier war es immer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher