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0732 - Monsterklauen

0732 - Monsterklauen

Titel: 0732 - Monsterklauen
Autoren: W.K. Giesa
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in ihm floss das Blut des einstigen Fürsten der Finsternis ebenso wie das der extrem langlebigen, vielleicht sogar unsterblichen Zwillinge. Die ahnten höchstens etwas von ihrem diesbezüglichen Potenzial. Längst war ihnen - und auch Professor Zamorra und seinen anderen Freunden - aufgefallen, dass die beiden blonden Schönheiten, die äußerlich nicht voneinander zu unterscheiden waren, nicht zu altern schienen.
    Angeblich lag das wohl an einer Art Lebenselixier, das sie vor langer Zeit beide getrunken hatten.
    Es mochte ein mitwirkender Faktor sein, aber Julian war sicher, dass die Wahrheit sich noch etwas komplexer gestaltete. Nicht umsonst bezeichnete der große Merlin die Zwillinge als »die zwei, die eins sind«. Merlin ließ sich zwar nicht in seine Karten schauen, auch nicht vom Enkel seines dunklen Bruders Asmodis, aber da musste einfach noch mehr sein…
    Da Julian selbst ein magisches Wesen war, benötigte er Gevatter Tods ärztliche Hilfe nicht. Er erkrankte nicht. So konnte er auch nicht testen, wie gut YeCairn tatsächlich auf diesem Gebiet war, oder ob es eher eine psychologische Wirkung war, die den Erkrankten oder Verletzten half.
    Nach dem kurzen Disput hatte Gevatter Tod sich entfernt. Wahrscheinlich zog er sich in sein Organhaus zurück, um zu meditieren. Julian konnte es nur Recht sein. So war er ungestört, als er ausprobierte, was er dem alten Mann abgeschaut hatte.
    Er begann damit, weitere Lebensbäume zu erwecken…
    ***
    Während Vali zügig ausschritt, fragte sie sich, weshalb sie vorhin teilweise die Unwahrheit gesagt hatte. Natürlich hatte sie damals gewusst, welcher der Lebensbäume ihrer war. Sie hatte ihn gefunden, ein totes Gebilde, eingetrocknet und unter Berührungen allmählich zerbröckelnd. Damals hatte sie nur sekundenlang gehofft, die Tatsache, dass sie lebte, würde auch den Baum wieder beleben. Gewissermaßen als Umkehrung des Effektes, der aus der innigen Verbundenheit der Silbermond-Druiden mit ihren Lebensbäumen resultierte. Starb ein Druide, verdorrte sein Baum. Umgekehrt war es ebenso: starb ein Baum, starb auch sein Druide. Musste dann nicht, wenn der Druide lebte, auch sein Baum wieder zum Leben erwachen?
    Es war ein Trugschluss.
    Valis Baum war tot geblieben, zerfiel teilweise. Die anderen Bäume hatte sie dann nicht mehr zu berühren gewagt.
    Erst Gevatter Tods Bemühungen hatten nun zum Erfolg geführt.
    Vali hatte nicht darauf geachtet, welcher Baum sein Testobjekt war, bis es ihr gesagt wurde. Den Hain der Lebensbäume hatte sie nur damals, nur ein einziges Mal, aufgesucht. So lange sie unter nahezu unbegreiflichen Bedingungen lebte, wollte sie nicht an den Tod erinnert werden. Reichte es nicht, dass Padrig YeCairn wie der Fleisch gewordene Sensenmann aussah?
    Und nun - hatte sie plötzlich Angst!
    Angst davor, dass jemand einen Fehler begangen hatte. Einer der drei, die sich um die Wiederbelebung bemüht hatten. Padrig, Reek oder Julian!
    Gefolgt von dem Sauroiden, erreichte sie YeCairns Organhaus. Tatsächlich hatte Gevatter Tod sich dorthin zurückgezogen, aber er wies den Besuch nicht zurück.
    Er bewirtete seine beiden Gäste und fragte dann erst nach dem Grund ihres Erscheinens. Dabei musste er doch Valis Ungeduld spüren! Aber es war seine Art, alles in Ruhe und mit Bedacht anzugehen.
    Vali sprudelte ihre Überlegungen hervor.
    Gevatter Tod saß einfach nur da, völlig reglos, und lauschte.
    »Und?«, stieß Vali schließlich hervor. »Was denkst du?«
    Er sah sie eine Weile stumm an, gerade so, als wolle er sie damit disziplinieren. Aber auch Reek Norr schwieg.
    »Du könntest Recht haben«, sagte Gevatter Tod endlich.
    »Das ist alles?«, fragte sie entgeistert. »Mehr hast du dazu nicht zu sagen?«
    »Was würde es ändern? Wir werden prüfen, ob wir etwas falsch gemacht haben. Mehr können wir nicht tun.«
    »Vorher dürfen auf keinen Fall weitere Bäume erweckt werden«, drängte Vali. »Oder hast du etwa schon…?«
    »Nein«, versicherte Gevatter Tod. »Außer deinem Baum gibt es noch keinen anderen, der wieder Leben trägt.«
    ***
    Es war der Moment, in welchem unter Julians Hand ein weiterer Baum erwachte. Und noch einer, und noch zwei, vier, acht, séchzehn…
    Die Augen des Träumers waren geschlossen. Was er geschehen ließ, war ein Traum in einem Traum…
    Zweiunddreißig… vierundsechzig… einhundertachtundzwanzig…
    Je mehr es wurden, desto rapider schwand seine Kraft, doch er war zu sehr in seinem eigenen Traumgebilde gefangen, um
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