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0730 - Ssacah-Virus

0730 - Ssacah-Virus

Titel: 0730 - Ssacah-Virus
Autoren: Roger Clement
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erwiderte Nicole betont unschuldig. »Das ist eben meine Uniform, sozusagen. Für so etwas müsstest du doch als erste Verständnis haben, Asha.«
    »Diesen Seitenhieb habe ich wohl verdient.«
    Nicole hatte erwartet, dass Asha Devi hochgehen würde wie eine Rakete. Aber sie zeigte sich erstaunlich friedfertig. »Ich möchte, dass du eines weißt, Nicole. Ich fasse die Leute nicht hart an, weil ich mich hinter meiner Uniform verstecke.«
    »Sondern weshalb?«
    »Weil ich ein Liebling der Götter bin. Sie haben Großes mit mir vor. Ich darf sie nicht enttäuschen und deshalb auch niemals versagen.«
    »Verstehe.« Für einen Moment empfand Nicole fast so etwas wie Mitleid mit Asha Devi. Unter was für einem Leistungsdruck musste diese Frau stehen! Doch dann fragte sie: »Können dir die Götter nicht mal verraten, wer die Große Schlange ist?«
    »Was weißt du über die Große Schlange?«, blaffte die Inspectorin. Dieser Tonfall klang schon eher nach Asha Devi.
    »Nicht viel, ich… ich hatte gehofft, du könntest mir mehr darüber sagen.«
    Asha Devi schwieg einen Moment.
    »Die Große Schlange ist…« Sie unterbrach sich selbst. »Ich weiß nicht, wo ich beginnen kann, Nicole.«
    »Wieso?«
    »Weil die Große Schlange kein normaler Dämon ist. Sie war immer schon da, seit anfangsloser Zeit. Nach unserem Glauben wird die Welt immer wieder erschaffen und auch zerstört. In der Erschaffung ist die spätere Vernichtung bereits enthalten. Aber die Große Schlange…«
    Asha Devi verstummte.
    Aus der Villa drang ein widerwärtiger Schrei. Er stammte offenbar nicht von einem menschlichen Wesen.
    »Ich will jetzt sehen, was da los ist!«
    Mit diesen Worten rammte Nicole die Beifahrertür auf. Auch Asha Devi sprang aus dem Wagen. Die beiden Frauen hetzten über die Fahrbahn auf die kleine Pforte zu.
    Die Polizistin hatte ihre weißmagische Gebetsmühle in der Hand. Nicole trug als Bewaffnung einstweilen das Dämonenmesser von Chamundi. Wenn sie eine mächtigere Waffe brauchte, konnte sie ja jederzeit per Gedankenbefehl das Amulett rufen.
    Auf der Veranda stellte sich, ihnen ein Mann entgegen. Doch gleich darauf mussten sie feststellen, dass es kein normaler Mensch war. Er riss den Mund auf, ließ eine gespaltene Schlangenzunge sehen. Unmittelbar danach verwandelte er sich in eine menschengroße Kobra.
    Auf den Dielen der überdachten Terrasse reckte sich die Ssacah-Bestie hoch. Bereit zuzustoßen. Asha Devi streckte ihren rechten Arm aus. Sie versetzte ihre weißmagische Waffe in drehende Bewegungen.
    Die riesenhafte Königs-Kobra griff die Polizistin an. Doch dann wurde die dämonische Gestalt von den Energiewellen erfasst.
    Zunächst schwankte sie nur. So, als wäre sie in einen heftigen Orkan geraten. Asha Devi drehte weiterhin ihre keulenförmige Gebetsmühle.
    Die Bestie riss ihr Maul noch weiter auf. Einen Moment lang schien es, als könnten ihr die Energiewellen nichts anhaben. Nicole wollte bereits Merlins Stern rufen. Sie hatte bisher darauf verzichtet, weil Zamorra wahrscheinlich auch in Schwierigkeiten steckte.
    Aber das war gar nicht nötig. Die Schlangenhaut vibrierte nun. Dann erglühte das Ssacah-Wesen von innen heraus. Es zerplatzte. Eine Staubsäule blieb zurück, die der Wind von der Veranda pustete.
    Nicole und Asha Devi sprangen auf die Terrasse. Die Inspectorin verzog das Gesicht.
    »Puh, was für ein Gestank! Ich glaube, ich muss gleich kotzen!«
    »Wenn das deine Gouvernante wüsste.«
    Asha grinste. »Stimmt, das ist nicht gerade ladylike. - Weißt du was, Nicole? Eigentlich mag ich dich doch!«
    »Ich dich auch, Asha. Wir stehen schließlich auf derselben Seite.«
    Während des kurzen Wortwechsels blieben sie natürlich nicht auf der Terrasse stehen, sondern eilten in die Villa.
    Ein ekelhaftes Geräusch ertönte in dem Halbdunkel. Nicole warf sich instinktiv zur Seite. Da wurde sie bereits von einem dieser widerlichen Kobolde angegriffen, die sie im Hospital von New Delhi gesehen hatte.
    Bevor sich das Monster auf Nicole stürzen konnte, hatte die Dämonen jägerin ihm ihr weißmagisches Messer entgegengeschleudert.
    Die Klinge bohrte sich bis zum Heft in den Rumpf des Untiers. Seine unnatürliche Existenz wurde auf der Stelle beendet.
    Die beiden Frauen orientierten sich kurz. Sie waren in der Eingangshalle der großen Villa. Eine breite Treppe führte in die erste Etage, verschiedene Flure zweigten von der Halle selbst ab. Und aus einem dieser Korridore drangen heftige Kampfgeräusche.
    Nicole
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