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0730 - Ssacah-Virus

0730 - Ssacah-Virus

Titel: 0730 - Ssacah-Virus
Autoren: Roger Clement
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er seine Waffe an der Gürtel-Magnetplatte. Nun wurde der Blaster wieder durch Zamorras weites Baumwoll-Jackett verdeckt.
    »Jedenfalls wissen unsere Feinde, dass wir in Bangalore sind«, stellte Nicole fest.
    »Das habe ich auch schon gemerkt!«, blaffte Asha Devi. »Wir müssen endlich dieses Schlangennest ausräuchern. Wer weiß, ob diese Brut nicht schon das Internet verseucht!«
    »Die Götter wissen es«, meinte Nicole. »Willst du sie nicht fragen, Asha? Du hast doch so einen guten Draht zu ihnen…«
    Die Inspectorin warf der Französin einen hasserfüllten Blick zu, und Nicole verstummte.
    In diesem Moment näherte sich der Teehaus-Besitzer den beiden Frauen. Seine Gäste hatten, nachdem der Kampf vorbei war, wieder an ihren Tischen Platz genommen und schwatzten wild durcheinander. Es waren eben Inder, und das plötzliche Erscheinen von übersinnlichen Phänomenen erschien ihnen zwar akut bedrohlich, aber ansonsten ganz normal. Kein Grund, den Tee kalt werden zu lassen. Dämonen lauerten schließlich überall, das konnte man schon in den uralten Überlieferungen nachlesen. [9]
    »Entschuldigen Sie…«, begann der Teehaus-Besitzer.
    »Was ist denn?«, keifte Asha Devi. »Sehen Sie nicht, dass ich beschäftigt bin?«
    »Es… es ist nur…«
    »Was denn? Wir sind hier nicht in einer Quizshow!«
    »Sie wollten doch mit einem Stammgast sprechen, der… der den Toten auf dem Bild kennt.«
    »Na und?«
    »Mein Stammgast ist jetzt eingetroffen!«
    ***
    Asha Devi hob ihre Mütze vom Fußboden auf.
    »Ohne fühle ich mich so nackt«, murmelte sie abwesend.
    Nur die Götter Indiens wissen, was in Ashas Schädel vor sich geht, dachte Zamorra. Er konzentrierte sich lieber auf den Stammgast, der an einem der Tischchen Platz genommen hatte.
    Ein alter, gebeugter Mann. Wahrscheinlich war er etwa in demselben Alter wie der bisher unbekannte Zeuge, der im Krankenzimmer an einem Herzanfall gestorben war. Vielleicht hatten sich die beiden Männer schon ihr Leben lang gekannt.
    »Inspector Asha Devi von der Demon Police!«, knurrte die Polizistin und hielt dem Stammgast das Foto vor die Nase. »Kennen Sie diesen Mann?«
    »Bei Shiva! Das ist doch mein Freund Chamundi! Ist… ist er… tot?«
    »Ja, er ist tot«, entgegnete Zamorra. »Und wir suchen diejenigen, die für seinen Tod…«
    »Ich führe hier das Verhör, kapiert?« Wie ein Peitschenhieb knallte Asha Devis Satz, schnitt Zamorra das Wort ab.
    »Wo hat dieser Chamundi gelebt?«, fuhr sie etwas ruhiger fort. Dabei starrte sie den Alten unentwegt an.
    Der Greis schlug die Augen nieder. »In… in einer Villa nahe vom Cubbon Park.«
    »In einer Villa? Chamundi schien mir kein reicher Mann zu sein!«
    »Das war er auch nicht, äh, Inspector Devi. Chamundi hat als Diener gearbeitet. Für einen von diesen Computermännern.«
    Zamorra pfiff durch die Zähne. Die Bausteine fügten sich allmählich zusammen.
    Asha Devi stemmte die Fäuste in die Hüften. »Und hat dieser Computermann auch einen Namen?«
    Der Alte dachte angestrengt nach. Jedenfalls legte er die Stirn in Falten. Seine Lippen bewegten sich lautlos.
    »Bhavani heißt er«, sagte er dann. »Ramesh Bhavani, glaube ich. Er muss sehr reich sein. Jedenfalls gehört er zu den Männern, die Bangalore den Wohlstand gebracht haben.«
    »Und die Kobras«, fügte Zamorra halblaut hinzu.
    »Wie bitte?«
    »Nichts!«, sagte Asha Devi schnell. Dann beugte sie sich so weit vor, dass ihre kleine Nase beinahe den Riechkolben des Greises berührte.
    »Und wo genau liegt die Villa dieses sauberen Mister Bhavani?«
    »Ich weiß nicht, wie die Straße heißt…«
    Die Inspectorin grollte.
    »Aber ich kann Sie hinführen«, fügte der Stammgast schnell hinzu. »Ich habe nämlich meinen Freund Chamundi manchmal nach Hause begleitet. Bis vor die Tür. Weiter durfte ich nicht. In letzter Zeit war er oft sorgenvoll. Er hat darüber gesprochen, dass sein Herr furchtbare Fehler macht.«
    »Was für Fehler?«, hakte Zamorra nach.
    »Ich weiß nicht. Ich dachte, es hätte mit den Computern zu tun. Und davon habe ich keine Ahnung.«
    »Mit den Computern«, raunte Nicole, »und mit den Kobras…«
    »Führe uns zu der Villa!«, forderte Asha Devi.
    »Aber ich habe meinen Tee noch nicht ausgetrunken«, wandte der Greis schüchtern ein.
    Die Inspectorin riss die Augen auf. Dann nahm sie die Tasse des Alten, setzte sie an die Lippen und trank den heißen Tee auf ex. Bis auf den letzten Tropfen leerte sie die Tasse. Dann drehte die Polizistin den
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