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0729 - Nullbewahrer

Titel: 0729 - Nullbewahrer
Autoren: Unbekannt
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persönlich in die Untersuchungskammer geeilt. Nur seine große Vorsicht hielt ihn davon ab.
    Einer der beiden Sicherheitsleute las die Analyse ab und drehte sich dann so, daß Mitron auf dem Bildschirm sein Gesicht sehen konnte.
    „Nedir ist immun gegen Vrandorsanin", erklärte er. „Jemand muß ihm seit langer Zeit immer größere Dosen Vrandorsanin appliziert haben, angefangen mit winzigen Mengen, die keine erkennbare Reaktion erzeugten. Zur Zeit würde der Wganan auch dann nicht reagieren, wenn man ihm eine Dosis verabreichte, die stark genug für zehn Männer wäre."
    Mitron schloß seine Augen, indem er die trüben Nickhäute darüber schob.
    Er kannte sämtliche Gifte und Gegengifte, ja, er war höchstwahrscheinlich die größte Kapazität des Reiches auf diesem Gebiet. Niemand brauchte ihm zu erklären, wie Vrandorsanin wirkte.
    Es handelte sich um kein tödlich wirkendes Gift, sondern um eine Droge, die über einen langen Zeitraum stufenweise so wirkte, daß der Vergiftete nicht mehr in der Lage war, Gegebenheiten logisch zu beurteilen, Vorteile wahrzunehmen und Gefahren zu erkennen. Innerhalb eines Jahres würde sich sein Verhalten derartig verändern, daß er für die gedungenen Mörder seines Erbnachfolgers ein Opfer darstellte, das blind in jede Falle tappte.
    „Premach!" stieß Mitron zornbebend hervor. „Dafür wirst du büßen! Ich werde meine Erbschaftsberufung ändern!"
    Er sah auf dem Bildschirm, wie Nedir die Injektion erhielt, die ihn einschläfern würde. Er würde im Tiefschlaf bleiben, bis die Immunität gegenüber dem Gift abgebaut war. Inzwischen konnte der Ersatz-Wganan seine Aufgabe übernehmen.
    Plötzlich sprang Mitron auf, lief zu den Schaltungen und bediente sie selbst, ohne seinen Schaltroboter zu benutzen. Ihm war ein Gedanke gekommen, wie er es anstellen konnte, Premach in die Falle gehen zu lassen, die er selbst ihm gestellt hatte.
    Die beiden Sicherheitsleute blickten auf, als in der Kammer unverhofft die Stimme ihres Nullbewahrers ertönte.
    „Wieder aufwecken!" befahl Mitron. „Verabreichen Sie dem Wganan zweieinhalb Gnodom Sarpossan!
    Das wird ihn allergisch gegen Vrandorsanin machen, so daß wir es sofort feststellen können, wenn Vrandorsanin meinen Speisen oder Getränken beigemischt ist."
    „Wie Sie befehlen, Herr!" antwortete einer der beiden Männer.
    Mitron schaltete den Bildschirm ab und klickte in schneller Folge.
    Er war erregt, aber diese Erregung kam von der Vorfreude.
    Wenn Nedir weiterhin seinen Dienst als Wganan versah, würde der Spion, der im Dienste Premachs irgendwo in der Festung arbeitete, seinem Auftraggeber melden, daß alles nach Plan verlief. Das aber würde Premach veranlassen, einen Mordplan auszuarbeiten, der auf ein argloses und unvorsichtiges Opfer zugeschnitten war.
    Da Mitron aber niemals arglos und unvorsichtig werden würde, mußte es ihm diesmal gelingen, Premachs Plan zu durchschauen und seinen Erbnachfolger zu entlarven.
    Klickend verließ der Nullbewahrer das Zimmer.
     
    *
     
    Der Palast des Schwarzen Irdul befand sich auf Schamadir, einer der zahlreichen Inseln in dem warmen und fischreichen Meer zwischen zweien der drei Hauptkontinente.
    Als der Stratosphären-Kreuzer Mitrons zur Landung auf Schamadir ansetzte, erkannte der Nullbewahrer, daß vor ihm schon zwei andere Nullbewahrer angekommen waren. Zwei Kreuzer, die äußerlich dem seinen glichen, standen auf der gepanzerten Dachplattform des Palastes, der im Grunde genommen eine schwerbewaffnete Festung war.
    Mitron überprüfte die Funktionen des Kesitchs, eines Spezialanzugs, der seinen Träger vor beinahe allen denkbaren Gefahren schützen konnte.
    Kein anderer Nullbewahrer besaß einen solchen Anzug. Der Kesitch funktionierte je nach Wahl seines Trägers auf zweierlei Arten, einmal mittels einfacher Schaltung und zum anderen durch eine bioponische Schaltverbindung zwischen ihm und dem Kleinhirn, dem Sitz des Unterbewußtseins und der Instinkte.
    Diese Schaltverbindung war das eigentliche Geheimnis Mitrons.
    Sie garantierte, daß sein Kesitch auf Gefahren reagierte, die für sein Bewußtsein noch gar nicht erkennbar waren, wohl aber vom Unterbewußtsein und vom Instinkt bereits erahnt wurden.
    Für die Konferenz im Palast des Schwarzen Irdul hatte Mitron die bioponische Schaltverbindung aktiviert. Es erschien ihm zwar unwahrscheinlich, daß einer der sieben Erbfolger sich Zutritt zu dieser Festung verschaffen konnte, aber Mitron traute auch keinem der anderen Nullbewahrer. Er
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