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0729 - Nullbewahrer

Titel: 0729 - Nullbewahrer
Autoren: Unbekannt
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andererseits eine starke Abneigung herrschte, die aus gegensätzlichen privaten Interessen herrührte.
    „Einverstanden, Nullbewahrer Jawg", antwortete er. „Wo findet die Konferenz statt?"
    „Im Palast des Schwarzen Irdul", antwortete Jawg.
    „Das ist gut", erwiderte Mitron. „Ich werde meine Schutzbeauftragten hinschicken, damit sie alle Vorbereitungen treffen können."
    „Wir werden uns sehen!" sagte Nullbewahrer Jawg.
    „Wir werden uns sehen!" erwiderte Mitron.
    Wenn wir lange genug leben! fügte er in Gedanken hinzu.
     
    *
     
    Lange saß Nullbewahrer Mitron reglos in seinem Sessel und dachte nach.
    Er wurde aus seinen Grübeleien gerissen, als sich das Ticken des Zaith um eine Nuance veränderte.
    Mitron richtete sich kerzengerade auf und blickte zu der kleinen durchsichtigen Badeschale hinüber, in der der Zaith schwamm.
    Das Wesen hatte seine Gestalt verändert. War es vorher nur ein unförmiger Klumpen gewesen, so ähnelte es nunmehr dem verkleinerten Abbild eines Zgmahkonen. Die Proportionen stimmten allerdings überhaupt nicht. Der Kopf war fast so groß wie alle anderen Körperteile zusammen.
    Mitron erhob sich, beugte sich über die Badeschale und schaute konzentriert auf das Gesicht, das sich in dem Kopf bildete. Doch die Formen und Züge veränderten sich ständig. Es dauerte lange, bis sie sich stabilisiert hatten.
    Mitron klickte erregt. Das Gesicht, das der Zaith mit seinem Körper dargestellt hatte, war das Gesicht von Nedir, seinem Wganan, der alle Speisen und Getränke vorzukosten hatte, die Mitron zu sich, zu nehmen gedachte.
    Jeder Nullbewahrer hielt sich einen Wganan, der sicherstellte, daß sie kein Gift zu sich nahmen. Natürlich wußten auch die Diktatoren, daß es Gifte gab, die erst nach längerer Zeit wirkten.
    Doch ihre Wganans waren durch eine lange Spezialbehandlung so empfindlich geworden, daß sie auch auf ein ausgesprochenes Gift mit Spätwirkung augenblicklich heftig reagierten.
    Allerdings konnte sich Mitron nicht vorstellen, wie Nedir ihm gefährlich werden sollte. Der Wganan war nicht nur physisch, sondern auch psychisch konditioniert. Er hätte niemals etwas tun können, was seinem Herrn schadete.
    Andererseits hatte der Zaith ihm noch nie falsch vorausgesagt.
    Im Laufe der Zeit war Mitron zu der Auffassung gekommen, daß sein Zaith unfehlbar sei.
    Nicht ohne Grund war Mitron der älteste aller Nullbewahrer. Die Diktatoren, die an der Macht gewesen waren, als er die Nachfolge von Emerey antrat, lebten nicht mehr. Sie waren alle im Verlauf weniger Jahre ermordet worden, und sogar von ihren Nachfolgern hatten inzwischen zwei das Zeitliche gesegnet.
    Allerdings besaß keiner von ihnen einen Zaith. Folglich hatte Mitron berechtigten Grund zu der Auffassung, daß es Premnach längst gelungen wäre, auch ihn umzubringen, wenn der Zaith ihn nicht jedesmal vorher gewarnt hätte.
    Nullbewahrer Mitron winkte seinen Schaltroboter herbei und sagte: „Veranlasse, daß Nedir in die Untersuchungskammer gebracht und getestet wird und daß ich alle Vorgänge mitverfolgen kann!"
    Der Schaltroboter schwebte brummend davon und aktivierte die festliegenden Programme, was nach Mitrons Auffassung viel Zeit sparte.
    Als eine Bildschirmwand aufleuchtete, setzte sich der Nullbewahrer wieder und blickte gespannt hinüber.
    Es dauerte nicht lange, da wurde der Wganan Nedir von zwei stämmigen Sicherheitsleuten in die Untersuchungskammer geführt. Nedir sträubte sich nicht; das hätte seine psychische Konditionierung nicht zugelassen.
    Aufmerksam beobachtete Mitron, wie die Sicherheitsleute den Wganan auf eine dicke transparente Tischplatte legten. Nedir blieb reglos liegen.
    Die Sicherheitsleute schoben Geräte an den Tisch und schlossen sie an den Wganan an. Die Geräte zapften Nedir Blut ab und entnahmen ihm Gewebeproben aus sämtlichen Organen.
    Alle Proben wurden radiologisch und spektroskopisch untersucht, chemischen Substanzen ausgesetzt und mit allen Giften behandelt, die existierten.
    Als Mitron sah, daß die Anzeigen sämtlich negativ fielen, warf er einen argwöhnischen Blick auf seinen Zaith.
    Doch das kleine Lebewesen erhielt unverändert seine Imitation von Nedirs Gesicht aufrecht. Es mußte sehr anstrengend sein, aber durch die innige Schwingungsverbindung zwischen ihm und seinem Herrn hatte der Zaith keine andere Möglichkeit.
    Mitron sprang auf und gab ein schnelles Klicken von sich, als endlich eines der Geräte eine positive Wertung anzeigte. Am liebsten wäre der Nullbewahrer
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