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0729 - Laurins finsteres Reich

0729 - Laurins finsteres Reich

Titel: 0729 - Laurins finsteres Reich
Autoren: Jason Dark
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seinen kleinen Wurfpfeil hervorholte, aber er konnte den Arm nicht mehr heben, mein Fuß war schneller.
    Ihn drückte ich auf seinen Arm und nagelte ihn so auf dem Untergrund fest.
    Dabei hatte ich die Waffe gesenkt. Wenn er den Blick hob, mußte er in die Mündung schauen.
    »Reicht das?« fragte ich ihn.
    Er gab mir keine Antwort, obwohl er seinen Mund bewegte. Die Lippen kamen mir wie rissige Zeichnungen vor, die sich in die Breite zogen. Es entstand ein Spalt zwischen ihnen, und in seinen Augen leuchtete plötzlich ein unheimlicher Glanz.
    »Aufstehen!« Ich unterstrich die Bemerkung mit einer Geste meiner Beretta.
    Er kam hoch.
    Sehr vorsichtig und wollte mir dabei den Rücken zudrehen. Den Trick durchschaute ich schnell. Als er den rechten Arm hob, der inzwischen wieder frei lag, erwischte ihn mein Tritt.
    Der Zwerg fiel zu Boden. Er fauchte voller Wut und Haß. Dabei rutschte der kleine Pfeil aus seiner Hand und klirrte gegen einen Stein. Endlich blieb er liegen.
    Ich mußte mich von dem Gedanken befreien, es hier mit einem unschuldigen Wesen zu tun zu haben. Dieser Zwerg und auch seine Artgenossen waren kleine, böse, mordgierige Kobolde, die alles vernichteten und zerstörten, was ihnen nicht in den Kram paßte. Ich wollte ihn auch nicht nur mit der Beretta bedrohen. Als er sich auf den Rücken wälzte, hielt ich bereits eine andere ›Waffe‹ in der Hand.
    Es war mein Kreuz!
    Mondlicht fiel vom Himmel, erwischte den silbernen Talisman und gab ihm einen geheimnisvollen Glanz. Der Zwerg hatte sich auf dem Boden herumgedreht und zusammengekrümmt. Er sah aus wie ein kleines Männchen in Rückenlage, und er schaute gegen das Kreuz, das aus meiner Faust hervorragte.
    Seine großen, dunklen Augen bewegten sich, als er den Gegenstand sah. Unruhe und Angst flackerten in seinem Blick. Er pumpte sich auf und erweckte den Anschein, als wollte er wieder auf die Beine kommen. Ich befahl ihm, liegen zu bleiben.
    Er gehorchte, also verstand er meine Sprache. Ich konzentrierte mich auf sein Gesicht. In der vom Mondlicht erfüllten Dunkelheit sahen die Gesichter der Zwerge irgendwie gleich aus. Man mußte schon sehr genau hinschauen, um Unterschiede und Einzelheiten feststellen zu können.
    Dieser Zwerg hier sah noch ziemlich jung aus, obwohl sein Haar so hell glänzte. Ich konnte mir vorstellen, daß seine Verwandlung noch nicht lange zurücklag und war auch froh, als ich Karl Lechners Schritte hinter mir hörte.
    Er war schnell da, blieb neben mir stehen, nickte und schluckte zugleich.
    »Was ist?« fragte ich ihn.
    »Den kenne ich.«
    »Und?«
    »Es war Albert. Er hat während der Saison im Roten Ochsen ausgeholfen. Er bediente und war auch in der Küche mit Hilfsarbeiten beschäftigt. Gestorben ist er vor einigen Wochen.«
    »Danke, das wollte ich wissen.«
    Lechner rieb sein Gesicht. »Er hat sich verändert«, flüsterte er. »Er ist ein anderer geworden, obwohl ich ihn noch erkennen kann. Sein Haar wurde weißer, aber er ist derselbe geblieben. Meine Güte, wie konnte das nur passieren?«
    »Das werden wir gleich wissen. Kannst du reden?«
    Albert grinste.
    Ich brachte mein Kreuz näher an sein Gesicht heran. Die Wirkung war eindeutig. Er stöhnte auf, er schüttelte den Kopf, er wollte einfach nicht hinsehen.
    Ich nickte zufrieden und fragte ihn: »Was wird wohl geschehen, wenn ich dich damit berühre, mein Freund?«
    »Weg, weg!«
    »Was?«
    »Ich hasse es. Es ist ein Feind!«
    »Gut, wer sagt das?«
    »Das wissen wir. Es war schon damals ein Feind. Es will unsere Königin töten.«
    »Königin?« echote ich und hob verwundert die Augenbrauen. Das war mir neu, und ich mußte nachhaken. »Wieso Königin? Wer soll eure Königin sein oder werden?«
    »Die Frau… die nackte Frau, die wir gesehen haben. In dieser Nacht geschieht es. Da sind wir nicht mehr führungslos. Wir haben uns eine neue ausgesucht. Die andere ist tot, schon lange, seit sie…«
    »Wie heißt sie?«
    »Diablita!«
    Es war eine Antwort, die mich schockierte. Über meinen Rücken rieselte die zweite Haut. Ich fühlte mich plötzlich unwohl, denn ich dachte an die Person mit dem Namen Diablita, die mir gut bekannt war, denn ich hatte sie bekämpft.
    Es lag schon einige Jahre zurück, und es hatte sich auch auf einer anderen Zeitebene abgespielt. Da war ich auf magische Art und Weise in die Vergangenheit gereist, wo ich Hector de Valois getroffen hatte, den Mann, der in mir wiedergeboren war und der damals auch das Kreuz besessen hatte. Er hatte
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