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0728 - Angst in den Alpen

0728 - Angst in den Alpen

Titel: 0728 - Angst in den Alpen
Autoren: Jason Dark
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Leben…
    Ich bekam eine Gänsehaut. Vielleicht auch deshalb, weil alles so anders und unwirklich wirkte.
    Trotz allem war es die Realität.
    Ich stand, daran gab es nicht den geringsten Zweifel, vor einer wahr gewordenen Legende.
    Mein Gott…
    Hinter mir klangen die Schritte des Bürgermeisters auf. War ich stumm geblieben, so daß ich sogar den Atem unter Kontrolle hielt, wirkte er wesentlich aufgeregter. Er blies mir seinen Atem in den Nacken, und ich hörte ihn zittern.
    »Das kann doch nicht wahr sein, Sinclair. Sagen Sie mir, daß es nicht wahr ist.« Ich spürte den Druck seiner Hände auf beiden Schultern, als wollte er bei mir Schutz suchen.
    »Irrtum, es ist wahr…«
    Lechner dachte an seine Tochter. »Trudi«, raunte er, »meine Güte, wo ist sie?«
    »Nicht hier.«
    »Dann kann sie…«
    »Warten Sie es ab. Wir werden uns das alles genauer anschauen. Deshalb sind wir ja hier.«
    »Okay, aber…«
    »Keine Sorge, wir werden uns so verhalten, daß man uns möglichst nicht entdeckt.« Ich wollte noch etwas warten, weil ich nach einem sicheren Weg suchte.
    Die vier Zwerge stiegen mit ihrer Last eine in den Fels gehauene Treppe hoch. Das obere Ende des Gartens erreichten sie nicht. Etwa auf halber Höhe hielten sie an.
    Meine Augen hatten sich gut an das Licht gewöhnt. Selbst von hier konnte ich erkennen, was sie vorhatten.
    Zunächst einmal legten sie ihre Last nieder. Dann packten zwei von ihnen einen großen Stein und schoben ihn an eine andere Stelle. Das dabei entstehende Kratzen hörten wir sogar, und die Gesichter der Zwerge schimmerten dabei wie dunkles Metall.
    Alles ging glatt. Sie kamen wieder zurück, bückten sich, und zu viert hoben sie den alten Savini an.
    Wo sie ihn genau hinstellten, konnte ich nicht erkennen. Jedenfalls auf eine Erhöhung, so daß von unserem Standort aus der Zwerg beinahe doppelt so groß wirkte. Da blieb er stehen, als wäre der Platz extra für ihn freigehalten worden.
    »Jetzt bin ich mal gespannt, was mit den anderen vier Gestalten passiert«, flüsterte mir der Bürgermeister ins Ohr. Und genau das war ich auch. Ich hatte mir auch keine Vorstellungen gemacht, wollte mich überraschen lassen. Das geisterhafte Bild blieb. Nur manchmal überkam mich der Eindruck, als würde an den Stellen, wo kein Mondlicht hinsickerte, etwas Böses aus dem Boden dringen und sich verteilen. Da konnten mir die Nerven auch einen Streich gespielt haben, vom langen Starren zeigten meine Augen bereits die ersten Ermüdungserscheinungen. Die Zwerge blieben - nicht zusammen. Bevor sie in verschiedene Richtungen auseinandergingen, schauten sie sich noch einmal prüfend um. Dann huschten sie weg.
    Nichts unterbrach die Stille. Kein leises Tappen ihrer Füße, keine Stimme, kein Geräusch. Der Garten blieb unter der nebulösen Stille vergraben. Ich merkte mir die Orte, wo sich die kleinen Zwerge hingestellt hatten. Nicht zusammen, sondern verteilt.
    Okay, der Garten war eingeschlafen. Ich ging allerdings davon aus, daß nur die vier Zwerge lebten, auch die anderen mußten von diesem unerklärlichen Leben erfüllt sein, und der Meinung war auch der Bürgermeister.
    »Wenn sie wollen, können sie sich alle bewegen.«
    »Das glaube ich auch.«
    »Ich will es jetzt wissen, Sinclair.« Er faßte mich hart an. »Ich will es endgültig wissen. Und ich habe, verdammt noch mal, meine Angst endlich überwunden.«
    »Was meinen Sie damit?«
    Sein Gesicht bracht er dicht an meines heran. Es sah so aus, als wäre es durch einen fahlen Blitz erhellt worden, und seine Haut wirkte wie ein blasser Teig. »Ich möchte herausfinden, wo all unsere Toten geblieben sind.«
    »Können Sie sich das nicht denken?«
    »Schon, aber ich will es mit eigenen Augen sehen, verstehen Sie das? Ich will ihnen gegenüberstehen.«
    »Das ist mir klar.«
    »Und wie kann man sich gegen sie wehren?«
    Ich überlegte. Sollte ich ihm eine Waffe von mir geben? Die Beretta, den Dolch vielleicht? Ich hätte die zweite Waffe aus dem Wagen holen sollen, auf Reisen nahm ich sie oft genug mit, aber daran hatte ich leider nicht gedacht.
    Karl Lechner griff in seine Innentasche. Die Hand zitterte, als er das alte Holzkreuz hervorholte. »Es ist ein Familienerbstück. Eines hat bei meiner Tochter im Zimmer gehangen, das zweite habe ich an mich genommen. Es kann ja sein, daß es mich beschützt.«
    »Das hoffe ich auch. Warum hängt das Kreuz nicht mehr bei Ihrer Tochter im Zimmer?« Seine Miene trübte sich ein. Er hob die Schultern. »Sie wollte
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