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0728 - Angst in den Alpen

0728 - Angst in den Alpen

Titel: 0728 - Angst in den Alpen
Autoren: Jason Dark
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hineinzuversetzen. Wer über die Jahre hinweg immer wieder die alten Geschichten gehört hatte, der mußte einfach so reagieren.
    Ich gab ihm Zeit. Lechner putzte seine Nase. »Sind Sie okay?« fragte ich ihn.
    »Soweit schon.«
    »Wollen Sie auch weitergehen? Wenn nicht, bin ich Ihnen nicht böse. Ich werde den Weg auch allein finden.«
    »Nein, Herr Sinclair, nein. Ich werde an Ihrer Seite bleiben. Sie haben vorhin von Trudi gesprochen, und ich schäme mich dafür, daß ich sie schon vergessen hatte. Ich will über ihr Schicksal Klarheit haben. Ich will wissen, ob es eine Verbindung zwischen meiner Tochter und diesem alten Zauber gibt. Ich glaube, daß sie die einzige Person in Glatsch gewesen ist, die Bescheid wußte.«
    »Ja, das kann man annehmen.«
    Nachdem die Fronten geklärt worden waren, setzten wir den Weg fort. Natürlich rechnete ich mit einem Hinterhalt. Ich hatte selbst mitbekommen, wie der alte Savini von einem Pfeil erwischt worden war. Einer dieser kleinen Monstren hatte ihn hinterrücks abgeschossen. Auch wir mußten mit Aufpassern und Wächtern rechnen, die unser Kommen entdeckten und andere warnten.
    Ich wollte von dem Bürgermeister noch wissen, ob es so etwas wie einen Anführer unter den Zwergen gab.
    Das stritt er ab. »Davon hat die Legende nichts gesagt, Herr Sinclair. Es heißt nur, daß sie die Verfluchten aus Laurins Zwergenheer sind. Diese Gruppe muß so böse gewesen sein, daß er sie nicht mehr bei sich haben wollte.«
    »Ja, das kann ich mir denken.«
    Ich hatte in meinem Leben viele legendäre Gestalten kennengelernt, aber noch nicht den Zwergenkönig Laurin. Und ich glaubte auch jetzt nicht daran, daß ich direkt mit ihm zu tun bekommen würde, obwohl man nichts ausschließen durfte.
    Der Weg wurde beschwerlich. Eigentlich gab es ihn nicht. Es war eine dunkle Matte, die wir hochsteigen mußten und die uns tatsächlich in das Gebiet der Felswand hineinführte.
    Im Dunkeln hatte sie steil, ja fast senkrecht ausgesehen. Das war zum Glück nicht der Fall. Wir konnten noch laufen, und es war wieder einmal der Bürgermeister, der mit sicherem Instinkt eines hier Aufgewachsenen den richtigen Weg fand.
    Ich schaute einige Male zurück. Immer wieder glitt mein Blick durch die Senke, wo das Wasser des Bachs hell schimmerte, als es sich zitternd in mehreren Armen verteilte.
    »Kommen Sie…«
    Ìch schrak zusammen, als ich die veränderte Stimme meines Begleiters hörte. Sie war völlig dumpf geworden und gleichzeitig schallend, als hätte Lechner aus einer Höhle heraus gesprochen.
    Das war es nicht, dafür eine kleine, sehr enge Schlucht, die mich eher an eine breite Brücke erinnerte. Ich duckte mich, schaute hin und sah den Bürgermeister dort stehen und mir zuwinken.
    Ich ging zu ihm. Er ließ mich nicht ganz an sich herankommen und streckte einen Arm vor. Selbst sein Flüstern klang hier lauter. Ich hörte die Hektik aus seiner Stimme heraus. Für ihn war es etwas völlig Neues. »Ich… ich habe ihn gefunden, Herr Sinclair. Ich habe den Garten tatsächlich gefunden. Mein Gott, ich…«
    »Wo?«
    Er saugte die Luft ein wie eine Flüssigkeit. »Hier… hier hinter mir, ehrlich.«
    »Gut.«
    Jetzt trat er freiwillig zur Seite, so daß ich mich trotz der Enge an ihm vorbeischieben konnte.
    Drei Schritte reichten aus, dann stand ich wieder im Freien. Allerdings hatte die Schlucht noch einen Knick nach links gemacht.
    Ich stand da und staunte.
    Ich sagte nichts, die Kehle wirkte wie zugeklebt, aber es gab keinen Zweifel.
    Das war der geheimnisvolle Zwergengarten und gleichzeitig ein unheimlicher Friedhof.
    ***
    Ich hielt den Atem an.
    Es war schaurig, es war eine Kulisse, die sich aus der normalen Natur hervorschälte. Es war auf eine gewisse Art und Weise einmalig, eine zum Leben erwachte Legende, denn auf diesem Friedhof oder dem Garten bewegten sich die Zwerge mit ihrer Last.
    Daß ich sie endlich wiedergefunden hatte, nahm ich nur am Rande wahr. Wichtiger war für mich diese Kulisse, die nicht auf einer Höhe gebaut worden, sondern in Abstufungen, so daß auf den breiten Treppen die einzelnen Zwerge ihre Plätze hatten finden können.
    Es gibt Menschen, die sammeln Gartenzwerge und stellen sich ihr Grundstück damit voll.
    So sah es hier nicht aus.
    Diese Zwerge waren erstens größer und zweitens nicht bunt angemalt. Denn über dem Friedhof stand der Mond einem wachenden Kreis gleich. Sein silbriger Schein bedeckte wie ein Schleier den Friedhof.
    Ein Szenerie zwischen Tod und
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