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0728 - Angst in den Alpen

0728 - Angst in den Alpen

Titel: 0728 - Angst in den Alpen
Autoren: Jason Dark
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es nicht mehr. Ich weiß auch nicht, was in sie gefahren ist, aber sie lehnte es plötzlich ab.«
    »Wie lange schon?«
    »Seit einer Woche?« Er schaute mich an, als könnte ich ihm die Antwort geben. »Was schließen Sie denn daraus?«
    »Nichts, noch nichts.«
    »Das glaube ich Ihnen nicht. Ich habe meine Schlüsse gezogen. Ich bin davon überzeugt, daß sie einen anderen Weg eingeschlagen hat. Sie wich vom rechten Pfad ab.«
    »Darüber können wir uns später Gedanken machen, wenn wir sie gefunden haben.«
    »Glauben Sie noch daran, daß wir Trudi finden werden?«
    »Natürlich.«
    »Ich nicht. Ich habe sie hier nicht gesehen, ich…«
    »Es kann auch weitergehen, Herr Lechner. Dieser Garten braucht nicht das Ende zu sein. Ich wundere mich nur darüber, daß nicht schon andere ihn vor uns gefunden haben.«
    »Den Grund kann ich Ihnen sagen.« Er zog an seinen Fingern und lauschte dem Knacken. »Das liegt einzig und allein daran, daß der Weg bisher versperrt gewesen ist. Diese Felsenge war nicht immer offen. Sie ist verschlossen gewesen. Jemand muß den schweren Stein oder Felsen zur Seite bewegt haben.«
    »Könnte das Ihre Tochter gewesen sein?«
    »Damit rechne ich.«
    »Gut, darum können wir uns später kümmern. Jetzt möchte ich mir den Garten anschauen.«
    Karl Lechner überließ mir die Führung. Es gab keinen direkten Weg. Wir bewegten uns praktisch durch die Lücken, die sich zwischen den aufgestellten Steinen, kleinen Felsmauern und Zwergen aufgetan hatten. Jedesmal, wenn ich an einer dieser Figuren vorbeischlich, überkam mich ein Frösteln. Ich sah in die Gesichter der steinernen Gestalten. Von innen her schienen sie zu leben und zu leuchten oder lag es nur am Licht des Mondes, das sich über sie ergoß? Ich hatte mir den Ort genau eingeprägt, wo der alte Savini hingestellt worden war. Dazu mußten wir den Garten in seiner Breite durchqueren und dann den kleinen Terrassengang hochschreiten. Dicht unterhalb seines Endes, wo dann die rauhe und steile Wand begann, war er abgestellt worden. Mein Kreuz hatte sich bisher noch nicht »gemeldet«. Für mich war es schon beklemmend, durch diese unheimliche und auch irgendwo künstliche Welt zu schreiten, die von einem Hauch Magie erfüllt war. Sie lag überall wie ein schwerer Odem, der uns daran hinderte, tief Luft zu holen. Die Luft war nicht kalt und auch nicht warm. Sie kam mir wie eine laue Brise vor, die aus irgendwelchen Spalten wehte und unsere Gesichter streichelte. Warum geschah das? Lag hinter oder in den Felsen versteckt möglicherweise eine Wärmequelle?
    Durch Tasten oder Berühren erreichte ich nichts. Das Gestein blieb so kühl wie immer. Wieder schritt ich dicht an einem Zwerg vorbei. Diesmal schaute ich genau hin und erkannte, daß es sich bei diesem Wesen einwandfrei um eine Frau handelte.
    Der Bürgermeister hatte meinen Blick bemerkt. Er ging hinter mir und tippte mir auf die rechte Schulter.
    Ich drehte mich um, sah sein Nicken und hörte die Erklärung. »Ich kenne sie. Das ist die alte Grete gewesen. Sie hat am Ende des Dorfes gewohnt und war eines Tages verschwunden.«
    »Was ist mit den anderen Zwergen?«
    »Muß ich das denn noch sagen?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, jetzt nicht mehr. Nur eines noch. Haben Sie alle erkannt?«
    »Fast alle.«
    Ich atmete scharf durch die Nase. »Himmel, dann müssen Sie ja viele Menschen verloren haben.«
    »Es sind auch Fremde darunter.«
    »Ist gut«, sagte ich, schaute noch einmal zurück, um sicherzugehen, daß wir nicht verfolgt wurden.
    Wir standen auf den Stufen der Terrassen, schauten in die Tiefe, ohne eine Bewegung erkennen zu können. Die Zwerge standen wie Statuen an ihren Plätzen. Mir fiel auch die Leiche oben in der Hütte ein. Ich dachte wieder an das Blut, das den kleinen Raum förmlich überspült hatte. Mit den bloßen Händen war der Mann bestimmt nicht umgebracht worden. Die Zwerge mußten Waffen besitzen, nicht nur die kleinen Pfeile, die sie so gezielt abschießen konnten.
    Ich ging noch einige Schritte nach rechts, um den Mann zu erreichen, dessen Tod ich miterlebt hatte.
    Er war noch immer ein Zwerg, stand jedoch auf einem Podest oder Block und erreichte deshalb fast meine Größe. Als ich den Kopf ein wenig senkte, schaute ich direkt in seine Augen.
    Der Zwerg Savini starrte mich an.
    Es war ein kalter, ein grausamer, ein tödlicher Blick, überdeckt von einem wahnsinnigen Haß. Und noch etwas las ich darin. Mein Todesurteil!
    ENDE des ersten Teils
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