Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0726 - Krematorium der Angst

0726 - Krematorium der Angst

Titel: 0726 - Krematorium der Angst
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
sie auch nicht mehr. Sie hatten mir den richtigen Weg gewiesen, und mein Körper sowie meine Seele waren von einer stillen Freude erfüllt.
    Ich dachte nicht mehr an die Beretta, nicht an das Kreuz, das war völlig unwichtig geworden.
    Nur die herrlichen Flammen zählten, denn sie waren zu meinen neuen, echten Freunden geworden.
    Ich kam noch näher.
    Innerlich jubelte ich bereits, und meine Augen strahlten einen freudigen Glanz ab.
    Das Glück war für mich beinahe unfaßbar…
    Ich erreichte den Einstieg.
    Keine Hitze traf mich, die Figuren tanzten vor mir, als wollten sich die Flammen allein für mich bewegen.
    Es war wunderbar…
    Ich beugte mich nach vorn, stützte mich mit der Hand auf der Kante ab und hob das rechte Bein. In dieser Haltung war auch der Hüter in die Flammen gestiegen. Sein Geist befand sich noch auf der Suche nach einem neuen Körper.
    Mir würde es ebenso ergehen.
    Und plötzlich haßte ich meinen alten Körper. Ich hätte ihn wegwerfen können, so widerlich fand ich ihn.
    Ich stemmte mich hoch, ging sofort danach noch einen Schritt weiter und betrat den Höllenofen…
    ***
    Nichts passierte!
    Mein Kreuz reagierte nicht, es baute niemand einen Schutzwall um mich herum auf, ich konnte in das Feuer hineingehen und hatte zugleich das Gefühl, in einen irrsinnig langen Tunnel zu schauen, der es schaffte, die Gegenwart mit der weit zurückliegenden Vergangenheit zu verbinden. Das konnte auch ein Irrtum sein, mußte aber nicht. Jedenfalls machte ich mir darüber keine Gedanken, sondern schritt tiefer in die Flammen und damit auch in den Tunnel hinein.
    Sie umfackelten mich, sie tanzten um mich herum. Sie wollten mich haben, sie drangen ein, sie sorgten dafür, daß meine Gedanken anders wurden. Ich kam mir so leicht vor und rechnete damit, jeden Augenblick wegschweben zu können.
    Ich blieb jedoch auf dem Boden.
    Dafür trat etwas anderes ein.
    Ich hörte plötzlich Musik…
    Eine noch entfernte Musik, möglicherweise am Ende des Tunnels, so daß sie meine Ohren nur sehr leise erreichte.
    Kaum hatte ich die Töne gehört, da dachte ich über sie nach. Ich kannte sie, nichts an ihnen war mir fremd, aber ich wollte sie in diesem Augenblick nicht haben.
    Sie schufen eine gewisse Unruhe. Die Flammen mochten diese Musik nicht, und umgekehrt war es auch so.
    Sie wurden nervös, wobei sie ihre Ruhe verloren. Viel stärker bewegten sie sich jetzt, sie tanzten hektischer, und bei jeder Drehung oder jedem Zucken verloren sie an Kraft.
    Sie fielen zusammen.
    Je kleiner sie wurden, um so deutlicher hörte ich die Klänge. Ich fand auch heraus, auf welchem Instrument gespielt wurde.
    Es war eine Flöte…
    Flöte? Erinnerungen stiegen in mir hoch. Etwas, das ich schon zurückgedrückt hatte, drückte sich wieder in meinen Geist hinein. Es war mein altes Ich, es war einzig und allein der John Sinclair auch im geistigen Sinne, der ich immer gewesen war.
    Die Flammen kämpften noch, aber die Klänge beherrschten sie mit einer kaum faßbaren Eindringlichkeit.
    Ich sah nach vorn.
    Den Tunnel gab es noch. Nur eine knöchelhohe Flammenspur füllte ihn noch aus.
    Und durch sie schritt hochaufgerichtet und flötespielend eine Gestalt in ungewöhnlicher Kleidung.
    Sie sah aus, als hätte sie sich einen Mantel aus grünen Blättern umgehängt.
    Im Gegensatz dazu stand das feuerrote Haar des geheimnisvollen Flötenspielers.
    Es war mein Freund, der Rote Ryan - Aibons Hüter und Hasser grausamer Druidengötter…
    Er ging nicht mehr weiter, blieb stehen und schwang seine Flöte so wie ein Schlangenbeschwörer das Instrument. Noch einmal flossen die Töne hervor. Erst hoch, dann immer tiefer werdend, um mit einem langen, klagenden Laut zu verstummen.
    Gleichzeitig verschwand auch die letzte Flamme.
    Der Rote Ryan nickte mir zu. »Ich grüße dich, mein Freund.«
    »Du?« hauchte ich. Auf einmal war ich wieder normal. Mein Blick irrte in der Umgebung umher.
    Ich kannte mich nicht aus, ich wußte nicht, wo ich war.
    »Ja, und diesmal bin ich rechtzeitig gekommen. Nicht du, John. Sie hätten nicht triumphieren dürfen. Die unselige Vergangenheit muß einfach gefangen bleiben. Ich habe das Feuer gelöscht - endlich.«
    »Was hast du gelöscht?«
    »Weißt du nichts?«
    »Nein, ich bin…«
    »Du bist in das Götzenfeuer hineingelaufen. Es hat dich angelockt, du konntest ihm nicht widerstehen. Es hat leider Macht über Menschen, über alle.«
    »Warum tat ich es?«
    »Es wollte dir deine Seele rauben. Du wärst ein anderer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher