Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0726 - Krematorium der Angst

0726 - Krematorium der Angst

Titel: 0726 - Krematorium der Angst
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
blieb stur und schüttelte den Kopf. »Ich habe dir schon gesagt, daß es nicht möglich ist.«
    »Auch nicht mit einer Kugel?«
    »Richtig.«
    Auf einmal sah ich in seinen Augen das Feuer. Es tanzte in den Pupillen. Mir war es ein Rätsel, wie es hineinkam. Es war das gleiche Feuer wie hinter mir im Ofen, nur eben entsprechend verkleinert.
    Ich wollte ihn noch ein letztes Mal auffordern, doch ich bekam die Worte nicht mehr heraus.
    Meine Kehle wirkte wie zugeschnürt, aber nicht nur das, auch mein rechter Arm sank nach unten.
    Ich dachte nicht mehr im Traum daran, auf ihn zu schießen.
    Innerhalb einer Sekunde war ich durch die hier vorherrschende Kraft umgedreht worden.
    Ich stand da und tat nichts.
    Craig aber nickte mir zu. »Habe ich dir nicht gesagt«, flüsterte er, »daß es dir nicht gelingen wird, dich gegen die Macht des Feuers zu wehren. Die Kelten haben schon gewußt, wen sie anbeteten. In den vergangenen Zeiten mag sich viel verändert haben, die Menschen aber haben kaum etwas dazu gelernt, denn noch immer akzeptieren sie nicht die alten Kräfte. Sie halten sie auch weiterhin für nicht existent, wollen sie einfach ignorieren, das ist ihre Tragik.«
    Ich nickte.
    Ich gab ihm recht. Ich war anders geworden und spürte auch den verdammten Drang in mir.
    »Dreh dich um, John Sinclair!«
    Über meinen Mund huschte ein Lächeln, als ich seinen Befehl hörte. Auf der Stelle bewegte ich mich und blickte nun direkt gegen die breite Öffnung des Ofens.
    Sie war wie ein Tor zur Glückseligkeit. Dieser Höllenofen flößte mir keine Furcht mehr ein. Ich liebte ihn plötzlich, ich mochte seinen Inhalt so sehr und hörte hinter mir die Schrittgeräusche, als Craig auf mich zu kam.
    Auch Jill Cooper bewegte sich auf mich zu. Sie kam von der anderen Seite, so daß mich beide flankieren konnten. Dicht neben mir blieben sie stehen.
    Craig rechts, Jill links…
    Er sprach. Er hob seine Hand. Er deutete damit auf die Flammen. »Sind sie nicht wunderbar? Steckt in ihnen nicht die Kraft der Welt? Spürst du nicht die riesigen Gewalten, die dir, entgegenströmen und dich dazu einladen, endlich eins mit ihnen zu werden?«
    Ich nickte.
    »Dann bist du auch dafür?«
    »Ja.«
    »Alle werden irgendwann dem keltischen Feuergott ihre Liebe zeigen. Es gibt keine Ausnahme. Seine Sucht, sein Drang ist einfach zu stark. Du wirst dich nicht wehren können…«
    »Ich will hin!«
    »Was hindert dich daran?«
    »Soll ich denn?«
    »Ja.« Seine Antwort gab er mit einer weich klingenden Stimme, und auch Jill forderte mich auf, den Flammen entgegenzugehen, um von ihnen geweiht zu werden.
    »Es wird wunderbar sein«, sagte sie. »Du spürst, wie sich die Seele von deinem Körper trennt. Du merkst, daß es alte keltische Druidenkräfte sind, die überlebt haben.«
    »Ich liebe sie…«
    Einer der beiden drückte mir seine Hand in den Rücken. Ich konnte nicht erkennen, wer es war. Das Zeichen allerdings verstand ich gut. Es war der leichte Druck, der mich aufforderte, endlich in den Ofen hineinzusteigen.
    Und so ging ich vor.
    Der Vernichtung entgegen…
    ***
    Nach zwei Schritten schon schepperte etwas zu Boden. Es war die Beretta, die ich losgelassen hatte.
    Ich wollte sie nicht mehr haben, sie wirkte wie eine Belastung, und mich störte auch nicht das Lachen des Zerstörers hinter mir.
    Ich sah nur das Feuer.
    Ich sah den neuen Himmel, das neue Glück, und es gab nichts, was mich aufhalten konnte.
    Mein Kreuz?
    Nein, nicht bei dieser alten Kraft und ungewöhnlichen Magie. Es steckte in meiner Tasche, und dort war es auch gut aufgehoben, wie ich fand. Ich mußte nur weiter, ich hatte jetzt schon mein anderes Leben hinter mir gelassen.
    Es lockte mich.
    Jede Bewegung der Flammenzunge war für mich ein Ruf, der immer intensiver wurde. Das Feuer verglich ich mit der Schönheit einer wunderbaren Frau, der ein Mann nicht widerstehen konnte.
    Dann überkam mich der Eindruck, als würde sie sich verändern, zu Gesichtern werden, zu sehr schönen, geisterhaften Gesichtern, die mich, den Fremden, anlächelten, um mich noch stärker zu locken.
    Ja, sie waren meine Freunde. Sie liebten mich, und ich liebte sie ebenfalls.
    Ich konnte es kaum erwarten, sie umfangen zu dürfen. Deshalb ging ich auch schneller. War mir die Entfernung vorhin noch sehr weit vorgekommen, so schmolz sie jetzt stark zusammen. Nur noch wenige Schritte, dann hatte ich es geschafft.
    ***
    Die beiden anderen blieben zurück. Ich bekam es nur aus den Augenwinkeln mit. Ich brauchte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher