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0726 - Halias Höllenreiter

0726 - Halias Höllenreiter

Titel: 0726 - Halias Höllenreiter
Autoren: Roger Clement
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besonders beeindruckende Figur.
    Er duckte sich, und das aus gutem Grund. Eine Blumenvase wurde aus dem Krankenzimmer geworfen. Sie verfehlte seinen Schädel nur um wenige Zentimeter und zerschellte der gegenüberliegenden Wand.
    Die beiden Bodyguard-Typen wollten das Krankenzimmer stürmen. Doch der Ältere hielt sie mit einem auf Hindi gebellten Befehl zurück.
    Er zuckte resigniert mit den Schultern und wandte sich dem Ausgang zu.
    »Das war Ashas Vater«, mutmaßte Zamorra. Dafür sprach nicht nur die unverkennbare Familienähnlichkeit zwischen dem eleganten Mann und der Polizistin. Sondern auch Asha Devis Zorn auf ihren Erzeuger, der sie einst den Göttern hatte opfern wollen.
    Jedenfalls, wenn Halia nicht gelogen hatte…
    Zamorra klopfte an die nun offen stehende Tür des Zimmers Nr. 410.
    Asha Devi saß in ihrem Krankenbett. Sie hatte bereits eine zweite Blumenvase zum Wurf bereit in der Hand. Doch als sie die beiden Dämonenjäger erblickte, hellte sich ihre düstere Miene sofort auf.
    »Ach, ihr seid es! Kommt doch rein. - Mein Vater musste gerade überstürzt aufbrechen. Er wollte mir mal wieder nahe legen, den Polizeidienst zu quittieren. Und darauf reagiere ich nun mal allergisch.«
    Zamorra und Nicole schnappten sich zwei Plastikstühle und setzten sich links und rechts von Asha Devis Krankenbett.
    Die Schulter der Inderin steckte in einem dicken Verband. Aber ansonsten schien es ihr gut zu gehen.
    Ganz im Gegensatz zu der armen Jane Westley, die immer noch unter Schock stand. Der Tod ihres Freundes Antoine Rampart musste sie völlig aus der Bahn geworfen haben. Zamorra und Nicole hatten sie ebenfalls im Krankenhaus besucht, bevor sie zu Asha Devi gefahren waren.
    »Dein Vater ist doch gewiss den ganzen Weg von New Delhi gekommen, um dich zu sehen«, gab die Französin zu bedenken.
    Die indische Polizistin zog die Augenbrauen zusammen. »Kann sein. Vielleicht hatte er auch sowieso gerade einen Geschäftstermin in Europa. Mein Vater ist schließlich einer der mächtigsten Männer meines Landes. -Nicole, ich will Klartext reden. Ich weiß nicht, was Zamorra dir schon erzählt hat. Aber als ich noch ein Baby war, wollte mein Vater mich den Göttern opfern.«
    Die Dämonenjägerin sagte nichts. Diese Information musste sie erst einmal verdauen.
    »Die Götter haben die Opferung eines unschuldigen Kindes abgelehnt«, fuhr Asha Devi düster fort. »Aber sie haben mich zu ihrer treuen Dienerin gemacht. Das ist eine große Ehre für mich. Doch ich darf niemals versagen.«
    Jetzt wurde Nicole einiges klar. Als erklärter Liebling der Götter ihrer Heimat musste Asha Devi unter einem ungeheuren Erfolgsdruck stehen. Das erklärte zu einem großen Teil ihre Kratzbürstigkeit.
    Aber eine Frage lag der Französin noch auf der Zunge. »Entschuldige, Asha - aber warum? Ich meine, warum wollte dein Vater dich den Göttern zum Opfer bringen?«
    »Oh, das ist einfach.« Die Polizistin lachte freudlos. »Um mehr Macht und Einfluss zu gewinnen. Du musst wissen, dass Ramesh Devi einer der maßgeblichen Männer in Indien ist, als BJP-Politiker [9] und Geschäftsmann gleichermaßen. Wenn der Ministerpräsident eine wichtige Entscheidung fällen will, ruft er vorher meinen Vater an. - Durch das Menschenopfer seiner eigenen Tochter wollte Vater sich nicht nur bei den Menschen, sondern auch bei den Göttern einschmeicheln.«
    Zamorra stieß langsam die Luft aus seinen Lungen. Er war immer wieder schockiert darüber, zu welchen Grausamkeiten Menschen aus purem Machthunger fähig waren.
    »Nun kennt ihr das düstere Geheimnis meines Lebens«, sagte Asha Devi mit einem schmalen Lächeln. »Halia kannte es auch, weil Kali es ihr verraten hat. Die Dämonin wollte mich damit provozieren, mich aus der Reserve locken. Nun, das wäre ihr ja auch beinahe gelungen. - Ich weiß gar nicht, warum ich euch das alles erzählt habe.«
    »Vielleicht, weil du uns magst?«, vermutete Nicole. »Weil wir Freunde werden könnten?«
    Darauf erwiderte die indische Polizistin nichts. Aber das kleine Lächeln blieb auf ihrem schönen Gesicht.
    »Wir mögen dich jedenfalls!«, betonte Zamorra. »Und weil das so ist, haben wir dir auch etwas mitgebracht.«
    Er hob die Tragetasche, die bisher auf dem Fußboden neben seinem Stuhl gestanden hatte.
    Neugierig packte Asha Devi die Geschenke aus.
    Zamorra und Nicole hatten an das leibliche Wohl der Inderin gedacht. In Warmhaltepackungen warteten ein Lammcurry, Fladenbrote, Basmatireis, Mangochutney und Barfi [10]
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