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0726 - Halias Höllenreiter

0726 - Halias Höllenreiter

Titel: 0726 - Halias Höllenreiter
Autoren: Roger Clement
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also nicht töten?«
    Genüsslich hob die Todesgöttin einen ihrer Arme, der ein breites Richtschwert hielt. Diese Dämonenwaffe konnte Halia mit einem einzigen Streich erledigen.
    Die Dämonin würde in die unterste der 136 Höllen des Chakravala [1] geworfen werden. Dort konnte sie bis zur Vernichtung des Universums schmoren.
    Kali hatte bereits zum Schlag ausgeholt, da hielt sie inne.
    Ihr fiel eine Strafe ein, die noch grässlicher war als der Tod.
    Die Todesgöttin ließ das Richtschwert los. Es fiel in die Masse der zuckenden Schlangenleiber und zerteilte einige von ihnen.
    »Ich schenke dir dein nichtswürdiges Leben, Halia.«
    Die Dämonin faltete die Hände vor der Brust. »Ich danke dir, großmütige Vernichterin des Guten!«
    Kali erwiderte vorerst nichts. Stattdessen machte sie eine Bewegung mit derjenigen Hand, die gerade keine Waffe hielt.
    Die Luft zwischen Kali und Halia vibrierte und flimmerte. Ein rötliches Licht entstand. Aus diesem Leuchten heraus manifestierte sich eine winzige Statue aus Metall.
    Sie schwebte zwischen der Todesgöttin und der Dämonin im leeren Raum.
    Halia staunte. Die Statue glich ihr selbst aufs Haar. Das Kunstwerk war eine Miniaturdarstellung der Dämonin.
    Allerdings wirkte die Statue keineswegs bedrohlich oder Furcht einflößend. Ein normaler menschlicher Betrachter würde in ihr nur die Darstellung einer wunderschönen Tempeltänzerin sehen.
    Halia war verwirrt. Warum hatte Kali diese Statue entstehen lassen?
    Die Todesgöttin bewegte ihre lange, bluttriefende Zunge, die ihr bis auf die üppigen Brüste hing.
    »Ich hoffe, dieses Kunstwerk gefällt dir, Halia. Denn es wird für lange Zeit dein Gefängnis sein!«
    »Mein Gefängnis, große Kali?«
    »Dein Kerker, dein Verließ - nenne es, wie du willst. Oder hast du etwa geglaubt, ich würde dich ohne Strafe davonkommen lassen?«
    Nein, das hatte Halia eigentlich nicht angenommen. Dafür kannte sie Kali zu gut. Noch während sie über die Worte der Todesgöttin nachdachte, wurde sie plötzlich von einer unüberwindlichen Kraft gepackt!
    Halia glaubte plötzlich, hoch über sich selbst und Kali zu schweben. Ihr Dämonenkörper fiel in sich zusammen.
    Gleich darauf hatten sich die Schlangen darüber hergemacht. Halias Gestalt existierte nicht mehr.
    Stattdessen spürte sie, wie ihr Bewusstsein in die winzige Skulptur gesogen wurde. Die metallene Figur war nicht größer als die Faust eines Menschen.
    Verzweifelt versuchte die Dämonin, sich zu wehren. Aber das ging nicht. Sie hatte ja keinen Körper mehr. Auch ihre magischen Kräfte konnte sie nicht einsetzen.
    Und dann war Halia im Inneren der Statue eingesperrt!
    Sie nahm die Umgebung nach wie vor wahr. Sie konnte Kali deutlich erkennen, die erregende und gleichzeitig unendlich grausame Gestalt der Todesgöttin. Auch Gerüche und Temperaturen empfand Halia auf eine seltsame, körperlose Art.
    Aber sie konnte nicht darauf reagieren. Denn sie steckte im Inneren des Standbildes. Noch nicht einmal mehr sprechen konnte sie.
    Aber die Todesgöttin las ihre Gedanken.
    Kali weidete sich an Halias Verzweiflung. Die Herrin des Todes beglückwünschte sich selbst zu ihrem Entschluss. Diese Strafe war wirklich noch grausamer als die Vernichtung Halias!
    »Du fragst dich jetzt, wie lange du in dieser Statue gefangen bleiben sollst.«
    Halia hätte gerne geantwortet. Aber das war natürlich nicht möglich. Das wusste auch Kali, und daher fuhr sie mit ihrer Rede fort.
    »Zuerst dachte ich, bis zum Ende des Universums. Aber ich habe jetzt gute Laune. Daher bestimme ich, dass du deinen Dämonenkörper mit allen Kräften zurückgewinnst, sobald dich jemand in die Stadt des Eisenturms bringt.«
    Stadt des Eisenturms? Davon hatte Halia noch nie gehört. Sie kannte den ganzen indischen Subkontinent, vom Himalaja bis nach Ceylon.
    Halia hatte die uralten Königsstädte Harappa und Mohenjo Daro gesehen. Sie trieb ihr Unwesen in Mathura, der Stadt des riesigen Vishnu-Tempels. Und in Pataliputra, der Regierungsstadt des legendären Kaisers Ashoka. Auch Delhi, die Hauptstadt des modernen Indien, war ihr geläufig.
    Wo sollte diese Stadt des Eisenturms sein?
    Gerne hätte Halia diese Frage gestellt. Aber sie konnte nicht mehr sprechen. Und obwohl sie die Frage in ihrem Bewusstsein formulierte, blieb Kali ihr die Antwort schuldig.
    Nun hallte ein wildes Gebrüll der Todesgöttin durch ihren Blutpalast.
    »Gute Reise, Halia! Vielleicht sehen wir uns einmal wieder - falls dich wirklich jemals ein
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